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Hausmitteilung
2. Januar 2012 Betr.: Rechtsterrorismus, Alt-Nazis, Nobelpreis, Tyson
V or Weihnachten erreichte die SPIEGEL-Redakteure Steffen Winter, 42, und
Holger Stark, 41, ein geheimnisvoller Anruf. Ob es stimme, dass sie den streng
vertraulichen Untersuchungsbericht über die vergebliche Fahndung nach den drei
untergetauchten Neonazis kennen würden? Falls ja, so bat der Anrufer, der in einer
Behörde an der Aufarbeitung des Desasters von Zwickau beteiligt ist, sollten sie auch
seine Version anhören. Bei dem Treffen mussten die SPIEGEL-Leute zunächst einen
Satz aus dem Dokument vorlesen, der bewies, dass sie im Besitz des brisanten Berichts
sind. Zusammen mit dem Kollegen Sven Röbel, 39, beschreiben Winter und Stark,
wie dilettantisch die Behörden bei der Jagd auf die drei Neonazis vorgingen.
Das Versagen des Staates im Umgang mit dem braunen Ungeist hat eine lange Ge-
schichte. Schon beim Aufbau der Bundesrepublik gelang es Nazi-Seilschaften, Spitzen-
ämter vor allem in der Justiz, bei der Polizei und den Geheimdiensten zu besetzen.
Erst neuerdings lassen Ministerien und Behörden nach ihren braunen Wurzeln graben.
SPIEGEL-Redakteur Thomas Darnstädt, 62, hat mit den Kollegen Ralf Beste, 45,
Georg Bönisch, 63, Klaus Wiegrefe, 46, Jan Friedmann, 37, und Michael Fröhlingsdorf,
48, die Recherchen zur NS-Vergangenheit verfolgt (Seiten 16, 32).
W ie ändert sich das Leben eines Wis-
senschaftlers, wenn ihm der No-
belpreis verliehen wird? Und wie, wenn
er ihn eben nicht bekommt? Heinrich
Matthaei, 82, zählt zu jenen, über die
diese „Nobelstrafe“ verhängt wurde, wie
er es nennt. SPIEGEL-Redakteur Johann
Grolle, 50, begegnete dem Genforscher
erstmals vor vier Jahren in Göttingen.
Grolle moderierte eine Diskussion über
Stammzellforschung, als ihm ein älterer
Herr durch eine Zwischenfrage auffiel. Später erfuhr Grolle, dass die Anmerkung
von einem Forscher kam, dem eines der bahnbrechenden Experimente der Wis-
senschaftsgeschichte gelungen war: Matthaei hatte einst das erste Wort des gene-
tischen Codes entschlüsselt. In Stockholm aber waren dafür drei andere Forscher
geehrt worden – was Matthaei zutiefst verbitterte. Jetzt, 50 Jahre nach Veröffent-
lichung des berühmten Experiments, besuchte Grolle den Wissenschaftler – und
ließ sich von ihm die Geschichte seiner großen Entdeckung erzählen (Seite 128).
Matthaei, Grolle in Göttingen
Z ahlreiche schriftliche Anfragen im
Laufe eines Jahres waren notwendig,
bis der frühere Schwergewichts-Weltmeis-
ter Mike Tyson SPIEGEL-Redakteur
Maik Großekathöfer, 39, zum Interview
empfing. Das Gespräch fand in Tysons
Villa in Las Vegas statt, und der einstige
Champ legte eine Art Lebensbeichte ab –
Tyson, 45, redete über seine Kokainsucht,
seinen Vergewaltigungsprozess, seine
Depression. „Er war unbarmherzig mit
sich selbst“, sagt Großekathöfer, der sich als Teenager manche Nacht um die Ohren
geschlagen hatte, um die Boxkämpfe von „Iron Mike“ im Fernsehen zu verfolgen.
„Heute liegt Tyson nichts mehr an dem Milieu“, erfuhr der SPIEGEL-Mann. „Er
ernährt sich vegan und liegt spätestens abends um halb zehn im Bett“ (Seite 94).
Tyson, Großekathöfer in Las Vegas
3
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 1/2012
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Bombenanschlag in Köln 2004
In diesem Heft
Titel
Erfolgsrezept Zuversicht – warum
Optimisten besser durchs Leben kommen .... 116
Deutschland
Panorama:
Bundespräsident Wulff und die
BW-Bank / Geldmangel verzögert Bundeswehr-
reform / Merkel beliebteste Politikerin 2011 ... 12
Innere Sicherheit: Ein geheimer Bericht
enthüllt das Versagen der Behörden
im Umgang mit der Zwickauer Zelle .............. 16
Extremisten:
Rechte Attacken gegen
die Linke nehmen zu ...................................... 22
FDP: Interview mit Dirk Niebel über
den Zustand seiner Partei .............................. 24
Karrieren:
Hat Thomas de Maizière das
Zeug zum Bundeskanzler? ............................. 26
Lobbyismus: Aserbaidschan umwirbt
deutsche Politiker mit
großzügigen Einladungen ............................... 30
Zeitgeschichte:
Operation „Terzett“ Seite 16
Ein Geheimbericht für den Bundestag enthüllt, wie dicht der Verfas-
sungsschutz den untergetauchten Neonazis jahrelang auf den Fersen
war – ohne zuzugreifen. Es ist die Chronik eines Staatsversagens.
Spät lassen
Bundesministerien und Behörden die
braune Vergangenheit der
Nachkriegsrepublik aufarbeiten ..................... 32
Bundestag: Lobbyisten stürzen
sich nun auch auf die Assistenten der
Abgeordneten ................................................ 42
Gesellschaft
Szene:
Kino in Kabul / Interview mit dem
Dokumentarfilmer Mads Brügger .................. 44
Eine Meldung und ihre Geschichte – über die
abenteuerliche Rettung eines Stofftiers .......... 45
Einheit:
Die Welt lebt auf Pump Seite 62
Mit 55 Billionen Dollar stehen die Volkswirtschaften der Welt bereits im Minus.
Ihre Schuldenlast wächst jeden Tag weiter, an eine Rückzahlung verschwenden
sie keinen Gedanken. Wo findet sich ein Ausweg aus dem Desaster?
Ostdeutsche Revolutionsveteranen
als Einheitshelfer in Seoul .............................. 46
Ortstermin: Libanesinnen informieren
sich über Jugendsexualität in Deutschland .... 53
Medien
Trends:
Jurypräsident Thomas D über
die Castingshow „Unser Star für Baku“ /
Niggemeiers Medienlexikon ........................... 55
Ausblick:
Enzensbergers Renten-Lösung Seite 106
Der Staat schreibt den Arbeitnehmern vor, wann sie spätestens in Rente
gehen müssen. Hans Magnus Enzensberger plädiert in einem Essay für eine
radikal andere Lösung: Abschaffung der Altersgrenze und Vertragsfreiheit.
2012 droht der Weltuntergang –
die Medien dürften auch
dieses Thema im Griff haben ......................... 56
Wirtschaft
Trends:
Teure Bürokratie im
Gesundheitswesen / Arbeitgeber bestreiten
Nachholbedarf bei Metaller-Löhnen /
Künstliche Aufregung um die Frührente ........ 60
Staatsfinanzen:
Deutsche
Einheitshilfe Seite 46
Koreas Norden und Koreas
Süden sind so verschieden,
wie es der deutsche Westen
und der deutsche Osten nie
waren. Dennoch erhofft sich
die Regierung in Seoul Wie-
dervereinigungshilfe von
deutschen Einheitsveteranen
wie Christoph Bergner und
Rainer Eppelmann – und ho-
fiert sie wie Staatsmänner.
Die großen Volkswirtschaften
stecken in der Schuldenfalle ........................... 62
Banken:
Bundesbank-Vorstand Andreas
Dombret will die USA und Großbritannien
in die Euro-Rettung einbinden ....................... 69
Währung:
Viele Anleger misstrauen den
Banken und geben ihr Geld lieber aus ........... 71
Ausland
Panorama: Syriens Generäle lassen auf eigene
Soldaten schießen / Afghanistans Präsident
Karzai enthebt prominente Menschenrechtler
ihrer Posten / Korruptionsskandal
in griechisch-orthodoxem Kloster .................. 73
Russland:
Putin und die Opposition bereiten
sich auf die Präsidentenwahl vor .................... 76
Nigeria: Das Netzwerk der islamistischen
Terrorgruppe Boko Haram ............................. 78
Bergner, Eppelmann in Seoul
4
DER SPIEGEL 1/2012
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Premier Conille, Clinton
USA:
Fox News und der Wahlkampf
der Republikaner ........................................... 80
Europa:
Die diskrete Telefonbeziehung
der Berater von Angela Merkel und
Nicolas Sarkozy ............................................. 82
Haiti:
Der frühere US-Präsident
Bill Clinton gilt als heimlicher Herrscher
über das gezeichnete Land ............................. 84
Global Village: Wie ein Deutscher
den Bierkonsum in
Rio de Janeiro steigern möchte ...................... 87
Serie
Nordafrika, ein Jahr danach (III):
Von der
libyschen Grenze
über Alexandria nach Kairo ........................... 88
Sport
Szene:
Der Innsbrucker Arzt Martin Burtscher
über Skiunfälle im Freizeitsport /
Der ehemalige Skispringer Adam Malysz
startet bei der Rallye Dakar ........................... 93
Karrieren:
Bill Clintons Haiti Seite 84
Der Ex-Präsident organisiert den Wiederaufbau von Haiti. Er lässt
Jobs schaffen und Schulen finanzieren. Jetzt wurde sogar ein ehemaliger
Mitarbeiter Clintons zum Premierminister gewählt.
SPIEGEL-Gespräch mit
Ex-Weltmeister Mike Tyson über
seinen Aufstieg und Fall als Boxer und
über seine Drogensucht ................................. 94
Kultur
Szene: „Making Mirrors“, das neue
Album des australischen Popsängers Gotye /
Der Regisseur Marcus H. Rosenmüller
über den Erfolg bayerischer Heimatfilme ..... 100
Kino: Der Film „Huhn mit Pflaumen“ der
Exil-Regisseurin Marjane Satrapi ist
eine Liebeserklärung an ihre Heimat Iran .... 102
Bestseller
Putin verweigert den Dialog Seite 76
Nach den Massenprotesten gegen die gefälschte Wahl belauern sich der
Kreml und die Opposition. Putin lehnt Gespräche mit den Demonstranten
ab – die wollen nun im März seine Wahl zum Präsidenten verhindern.
..................................................... 105
Essay:
Hans Magnus Enzensberger
über die Widersprüche
des deutschen Rentensystems ....................... 106
Architektur:
Westeuropas
höchster Wolkenkratzer ignoriert
Londons Geschichte ..................................... 108
Memoiren:
Herren der Netzwelt Seite 126
Täglich beantwortet Google eine Milliarde Suchanfragen – und entscheidet
damit darüber, was wichtig ist auf der Welt. In der Konzernzentrale tüfteln Ex-
perten daran, die Raffinesse ihrer Welterklärungsmaschine noch zu verfeinern.
Bill Clegg, ein New Yorker
Literaturagent, beschreibt seine
lebensgefährliche Drogenkarriere ................. 110
Filmkritik:
„Ziemlich beste Freunde“,
eine französische Komödie über die
Freundschaft zwischen einem
wohlhabenden Behinderten und einem
Einwanderer aus dem Senegal ...................... 113
Heimweh nach
Iran Seite 102
Die in Paris lebende Iranerin
Marjane Satrapi wurde durch
ihren Comic „Persepolis“ be-
rühmt, in dem sie das Regime
der Mullahs heftig attackier-
te. Obwohl ihr in Teheran
Gefängnis droht, verteidigt
sie ihr Land vehement gegen
Vorurteile aus dem Westen
und feiert die Heimat jetzt
in ihrem Film „Huhn mit
Pflaumen“. Satrapi: „Iran ist
meine DNA.“
Wissenschaft · Technik
Prisma:
Bienen im Dienst der Medizin /
Asche-Detektoren für Linienflugzeuge ......... 114
Information:
Ein Besuch im Herzen der
Welterklärungsmaschine Google .................. 126
Biografien:
Die Entdeckung des
genetischen Codes – Triumph und Schmach
des Heinrich Matthaei ................................... 128
Verkehr:
Großversuch mit Riesenbrummis
in Deutschland .............................................. 131
Briefe
............................................................... 8
Impressum, Leserservice
.............................. 132
Register
........................................................ 134
Personalien
................................................... 136
Hohlspiegel / Rückspiegel
............................. 138
Satrapi
Titelbild:
Foto Axel Martens für den SPIEGEL
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DER SPIEGEL 1/2012
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