Eisenbahn Journal - Special 1992_01 - 125 Jahre Brennerbahn.pdf

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Bild 2: Blick vom Seefelder Sattel in das ca. 500 mtiefer liegende Inntal, das der Morgennebel noch zudeckt (30. Oktober 1991).Die Eisenbahnstrecke lnnsbruck -
Landeck-Bludenz liegt unter einer dichten Wolkendecke und Iäßt sich daher nur erahnen. Im Hintergrundglänzt der schneebedeckte Hocheder (2798 m) in der Sonne.
Foto: R. Doll
Bild 1 (Titel): Die Brennerbahn ist eine der imposantesten Gebirgsbahnen Europas. Der Güterzug, geführt von der 1044.085,hat am 3. November 1988 bereits die
Sillschlucht passiert, Matrei und Steinach hinter sich gelassen und wird gleich die berühmte Kehrschleife St. Jodok erreicht haben. Foto: Th. Wunschel
Vorwort
Der nur 1371m hohe Brennerpaßist schon seit
eh und je ein bekannter, relativ bequemer
Alpenübergang. Im Mittelalterwar die Brenner-
straße ein stark frequentierter Handelsweg.
1786reisteauch Johann Wolfgang von Goethe
auf dieser Route nach Italien.
Seit Beginn des Eisenbahn-Zeitalters wurde
der Brennerimmer wieder in die Planungen mit
einbezogen. Die damaligen großen Handels-
häuser zeigten reges Interesse an einer Bahn
über den Brenner, ging es doch darum, die
Waren aus dem Süden Europas und aus dem
Vorderen Orient schnell,schonend und kosten-
günstig nach Mitteleuropa zu transportieren.
Bereits über ein Jahrzehnt lang beschäftigt
sich der Hermann Merker Verlag mit dem The-
ma "Eisenbahnen in den Alpen". So wurden
bisher die Gebirgsbahnen über den Gotthard
und über den Arlberg, die Erzbergbahn, die
Strecke lnnsbruck - Garmisch-Partenkirchen
- Reutte sowie die Semmeringbahn beschrie-
ben. Mit dem vorliegenden Special hat sich
unsere Redaktion erstmals mit der Thematik
"LänderübergreifendeAlpenüberquerung durch
die Eisenbahn"befaßt.
In dem auf der Paßhöhe gelegenen Bahnhof
Brenner treffen zwei in vielem divergierende
Bahnverwaltungen aufeinander. Man könnte
sogar fast von einem "Dreiländereck spre-
chen, denn außer den Fahrzeugender Italieni-
schen Staatsbahnen FS und der Österreichi-
schen BundesbahnenÖBB gelangen auch Lo-
tungen Deutschlands und Österreichs ermög-
lichen solche zeitsparenden Lokomotivlang-
Iäufe. Zum Ausaleich fahren die ÖBB mit ihren
schmucken~ug~arnituren
gaben"unseresMitarbeitersDr. Günter Schein-
graber ergänzt. Extra hervorheben möchten
wir auch die Hilfsbereitschaft der FS bei der
Fotosucheunddie Treue unsereraltbewährten
Bildautoren,die uns wieder reichhaltigmit aus-
gezeichneten Fotosversorgten.
Sicher haben Sie auf dem Titel den Vermerk
"Teil 1 " gesehen. lnfolge der umfangreichen
Bebilderung,bedingtdurch die vielenverschie-
denen Fahrzeuge, mußtenwir auf wichtige The-
men verzichten, die in einem zweiten Band
nachgereicht werden. Ein Kapitel "Betriebs-
maschinendienst"wird über allefrüher undder-
zeit am Brennerverkehrenden Triebfahrzeuge
Auskunft geben. Die neue Zweisystem-Loko-
motive der ÖBB, die in erster Linie für den
Brenner entwickelt wurde, fehlt in dieser Über-
sicht ebensowenig. Die einst bestehenden
Gleisfünfecke am Brenner und in Franzensfeste
werden genauso beschrieben wie die ins
Pustertal abzweigende alte Südbahnstrecke
nach Wien mit den auf ihr in italienischer Zeit
verkehrenden Franco-Crosti-Dampflokomoti-
ven. Überdie 125-Jahr-Feierder Brennerbahn
mit allen Veranstaltungen und Sonderfahrten
wird selbstverständlich ausführlich berichtet
werden. Beachten Sie hierzu bitte Seite 98
dieser Broschüre!
Schon heute möchten wir nicht versäumen,
den verantwortlichen Bahnverwaltungen zum
125. "Geburtstag" der Brennerliniezu gratulie-
ren und ihnen "Glückauf" für die Entwicklung
dieser Alpentransversale zuzurufen!
Hermann Merker Verlag
ebenfallsvom Bren-
ner bis München durch.
Bestünden nicht die unterschiedlichen Strom-
Systeme zwischen der FS einerseits und der
ÖBB und DB andererseits, könnten die Züge
über den Brenner ohne Lokwechsel von Mün-
chen bis Verona durchfahren. Die Wagengar-
nituren erreichen sowieso nicht selten voll-
ständig diese beiden Endpunkte, an denen
grundsätzlich (München Hbf) bzw. fast immer
(Verona Porta Nuova) Fahrtrichtungswechsel
notwendig ist.
Die Eisenbahnsituation am Brenner ließ den
Gedanken aufkommen, zusammen mit der
Schwesterzeitschrift"MondoFerroviario"("Welt
der Eisenbahn") ein gemeinsames werk über
die Brennerbahnzwischen lnnsbruck und Bozen
in deutscher wie in italienischer Sprache zu
erstellen. Das Special zum 125jährigen Beste-
hen der Brennerbahn liegt also mit derselben
Bildausstattung auch in Italienisch vor. Erst-
mals produzierten beide Verlage zusammen
eine Specialausgabedes Eisenbahn-Journals.
An dieser Stelle sei den beiden Redakteuren
Alessandro Muratori und Emilio Ganzerla von
"Mondo Ferroviario" für ihr Engagement herz-
lich gedankt. Unser besonderer Dank gilt Ma-
gister Albert Ditterich, der sich bereit fand, das
Thema Brennerbahn kurzfristig in den vorlie-
genden Text zu "kleiden". Seine gründlichen
Recherchen wurden durch historische "Bei-
I
komotiven der Deutschen Bundesbahn an den
Brenner. Verträge zwischen den Bahnverwal-
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Impressum
Inhalt
ISBN3-922404-29-4
Verlag und Redaktion:
HermannMerker Verlag GmbH
Rudolf-Diesel-Ring 5
D-8080Fürstenfetdbruck
Telefon (0 81 41) 50 48150 49
Telefax (O 81 41) 4 46 89
Herausgeber:HermannMerker
Autor: Mag. Albert Ditterich
TextreMtion: ManfredGrauer
Satz: Regina Doll, Evelyn Freimann
Layout: Hermann Merker
Bildschirm-Umbruch:GerhardPeter
Titelseiten-Gestaltung
Vorwort
Einleitung
Der Brenner, ein klassischer Verkehrsweg
Eine >>unwichtige<<
Bahnlinie
: GerhardGerstberger
Anzeigen: Elke Albrecht
Printedin ltaly by Europlanning srl
via Morgagni 24, 1-37136 Verona
Vertrieb-Hermann Merker Verlag GmbH
Vertrieb Einzelverkauf:
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GmbH & Co KG, 0-8057 EchinglFreising
Alle Rechte vorbehalten. Übersetzung, Nachdruck
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che Einverständnis des Verlags voraus. Unaufgefor-
derteingesandteBeitragekönnennurzunickgeschickt
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Zeichnungenerklärt sichderAbsender mitderveröf-
fentiiihungeinverstanden und stellt den Verlag von
Ansprüchen Dritter frei. Beantwortungvon Anfragen
nur, wenn Rückportobeitigt.Eine Anzeigenablehnung
behalten wir uns vor. Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste
Nr. 11vom 1.Januar 1990 Gerichtsstandist Fursten-
fefdbruck.
Copyright März 1992 by
Hermann Merker Verlag GmbH, Furstenfeldbruck
Das mitteleuropäische Eisenbahnnetz 1855 und 1866
Die K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft
Der Bau der Brennerbahn
Ingenieur Carl von Etzel
, .
Streckenverlauf und Bauten
Von der Eröffnung bis 1919
Die Zwischenkriegszeit
Der Zweite Weltkrieg
Die Brennerbahn seit 1945
Bild 3: Mitten in Innsbruck liegt der nördliche Ausgangspunkt der Brennerbahn, der Hauptbahnhof der Tiroler Landeshauptstadt. Hinter dem Turm des Stiftes Wilten
der Personenbahnhof, rechts davon - unter der Olympiabrücke -der Frachtenbahnhof (Aufnahme vom 30. November 1991). Foto: U. Doll
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Bild4: Vorder prächtigenKulisseder Nordkettedurchfähr
bahnhof in Richtung Brenner. Foto: A. Muratori
1. Dezember1991ein Güterzug mitder 1044.109 an der Spitzeden Personenbahnhoflnns
Einleitung
Franz Joseph I., verbot jegliche öffentlicheVeri
anstaltungen.Auch die NiederlageÖsterreichs
in der kriegerischen Verwicklung mit Preußen
ein Jahr zuvor war noch frisch im Gedächtnis.
EndeAugust 1992bestehtder zweite Schienen-
weg über die Alpen 125 Jahre, und wir wollen
daher unseren Lesern, nach den beiden Aus-
gaben über die Semmeringbahn,die Brenner-
bahn nahebringen.Zum besserenVerständnis
ihrer Geschichte halten wir es jedoch für sinn-
voll, einen knappenAusblickauf die allgemeine
Geschichte zu geben, vor deren Hintergrund
sich Bau und Eröffnung der Brennerbahn ab-
spielten.
Das Österreich des Jahres 1867war ein völlig
anderes Staatsgebilde als das Österreich un-
serer TaQe. Es war eine europäische Groß-
macht und erst vor einem Jahr von Preußen
aus seiner Vormachtstellung im Deutschen
Bund gedrängt worden. Nach dem Ende der
Ära Napoleonwar es zum Wiener Kongreß der
Jahre 181411 5 gekommen, der Mitteleuropaso
gestaltet hatte, wie es-im großen undganzen
- gute einhundert Jahre bis zum Ende des
Ersten Weltkriegs seine Form gewahrt hat.
Damals hatte Österreich nach der Abtretung
Belgiens an die Niederlandeunddes Breisgaus
samt dessen benachbartenGebieten an Baden
und Württemberg alte Gebiete zurückerhalten
und umfaßte jetzt wieder neben den Ländern
des heutigen Österreichs Böhmen und Mäh-
ren, Krain,Triest mit dem Küstenland, Galizien
und die Bukowina,die Lombardeimit Mailand,
Venetien und Dalmatien. Von dem Lombar-
disch-VenezianischenKönigreich gingen aller-
dings 1859 die Lombardei und 1866 Venetien
an das damals entstehende Königreich Italien
verloren.
Wichtigster Punktder Wiener Kongreßaktevom
8. Juni 1815 war jedoch die Bildungdes Deut-
schen Bundes, der an die Stelle des alten
"Heiligen Römischen Reichs Deutscher Na-
tion" trat, das 1806von Napoleonzerschlagen
worden war. Unter ÖsterreichsVorsitz schlos-
sen sich 35 souveräne Fürsten und vier freie
Städte zum DeutschenBundzusammen, des-
sen Handlungsfähigkeit aber bald durch die
sich abzeichnenden Spannungen zwischen
Preußenund Osterreichbeeinträchtigtwurde.
Zwar kämpften Österreicher und Preußennoch
1864 Schulter an Schulter gegen Dänemark;
aber bereitszwei Jahre später entbranntezwi-
Am 24. August 1867 wurde der öffentliche Ei-
senbahnbetrieb über den Brenner zwischen
lnnsbruckundBozenaufgenommen. Damitwar
die uralte Handels- und Verkehrsverbindung
zwischen Deutschland und Italien in das wer-
dende mitteleuropäischeSchienennetzeinge-
bunden.
Die Eröffnungder Brennerbahngeschah entge-
gen allen üblichenGepflogenheitenohnejede
Feierlichkeit, denn die Hoftrauer des Kaiser-
hauses wegen der Erschießung Kaiser Maxi-
milians von Mexiko. eines Bruders von Kaiser
Bild 5: Tägliche Gäste unterder Fahrleitungder Brennerbahnsind die Dieselloksder Reihe2043. Lokomotive
Nummer 068 wird gleich einen Korridorzug nach Lienz übernehmen (4. August 1989). Foto: F. Giernulla
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Bild 6: Vorbei sind die Zeiten, in denen die 194er der DB die Brennerzüge ab München bespannten. In der winterlich verschneiten Zfl Innsbruck wartet die 194 071 am
2. Februar 1987 auf ihren nächsten Einsatz. Foto: G. Bendrien
schen beiden der Kampf um die Vorherrschaft
in Deutschland,der nach kurzem Waffengang
in der mörderischen Schlacht von Königgrätz
für Preußensiegreich endete. Österreich muß-
te aus dem Deutschen Bund ausscheiden; sei-
nen Platz nahm Preußen ein. Unter Bismarck
wurde Preußen jetzt zur führenden Macht in
Deutschlandunderreichte nachdem Sieg über
Frankreich im Krieg von 1870171 durch den
Zusammenschluß des NorddeutschenBundes
mit den süddeutschen Staaten -außer Öster-
reich - die Bildung des neuen Deutschen
Reichs, dessen erster Kaiser der preußische
König Wilhelm I. wurde und dessen Reichs-
kanzler für die nächsten 20 Jahre Fürst Bis-
marck hieß.
Österreich, jetzt weitgehend auf sich selbst
gestellt, mußte zunächst die Forderungen der
Magyaren befriedigen und im "Ausgleich" des
Jahres 1867den UngarneineneigenenReichs-
tag und ein eigenes Ministerium zugestehen.
Mehr und mehr machten sich in den verschie-
denen Landesteilender großen Doppelmonar-
chie nationale und nationalistische Strömun-
gen bemerkbar; mehr und mehr beruhte der
Zusammenhalt letztlich nur auf der Persondes
pflichtgetreuenund streng gewissenhaftenKai-
sers und Königs Franz Joseph I., der von 1848
bis zu seinem Tod 1916 68 lange Jahre die
Geschicke des Vielvölkerstaats leitete.
Vor diesem Hintergrundder großen politischen
Geschichte begann die K. k. priv. Südbahn-
Gesellschaft, Österreichs größte Privatbahn,
1864 mit der Verbindung der Nordtiroler Bahn
von Kufstein nach lnnsbruck mit der Südtiroler
Bahnvon Verona nach Bozen über den Brenner.
Die Bedeutung des durchgehenden Schienen-
wegs zwischen Deutschland und Italien für
Handel und Gewerbezeigte sich binnen kürze-
ster Zeit und brachte für alle Beteiligten erheb-
liche Vorteile. So wurde der Überschuß einer
Rekordernte in Ungarn in Form von 50 000 t
Getreide auf dem neuen Schienenweg von
Budapest nach Mannheim und in das soeben
wieder deutsch gewordene Straßburg gebracht.
Und wenn Tirol sich heute vehement dagegen
wehrt, in den Abgaswolken der Lkws zu erstik-
ken, so bleibt als einziger Ausweg nur die
vermehrte Verlegung des Verkehrs von der
Straße auf die Schiene in der 125jährigenRela-
tion lnnsbruck- Bozen via Brenner!
Dr. Günther Scheingraber
Bild 7: Ruhig und
beschaulich ging es
am lnnsbrucker
Hauptbahnhof um
das Jahr 1930 zu:
Nur zwei Taxis war-
ten vor der wunder-
schönen Fassade.
Foto:
E. K. Oberbauer
Bild 8: Die PB-Lok
160 der Südbahn ist
eben in den Süd-
bahnhof (heute
Hauptbahnhof)
Innsbruck eingefah-
ren. Die Aufnahme
entstand während
des Ersten Welt-
kriegs.
Foto: Slg. Kreutz
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