Eisenbahn Journal 1995-04.pdf

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Inhalt
Editorial
Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihrer Familie in einen Laden der
gehobenen Preisklasse, z.B. ein Schuhgeschäft.Dort lassen Sie sich
allein bequemen Sesselnnieder, genießen dieBeratungeinesSchwarms
ebenso sachkundigerwie sympathischerVerkäuferinnen und wählen
alle in Ruhe die gewünschte Ware aus. Anschließend schlendernSie
zur Kasse und zahlen für Ihre gesamtenEinkäufegerademal 15Mark.
-Ein nicht geraderealistischesSzenario,wiejeder weiß. In Wirklich-
keit sind Siebei so einemEinkauf mit einigenhundert Markdabei. Und
für 15Mark gibt’s bestenfallsein Paar Billigtreteraus der Ramschab-
teilung eines Supermarkts.
Nicht anders bei der Bahn. Auch ihre Produkte (schnelle, bequeme
und weitgehend pünktlicheFernzüge)haben ihren Preis, genausowie
der Sprit fürs Auto. Bietet sie aber für 15Mark ein Ticket an, mit dem
fünf Personen das ganze Wochenende lang auf ihren Gleisen spazie-
renfahren können (aberhalt nur in Eil- und Personenzügen), dann soll
dieses Gesetz für viele plötzlich nicht mehr gelten. Motto: “Wenn
schon billig, dann wenigstens schnell und bequem.’’ So kocht man-
chem das Gemüt hoch, ob der Unverschämtheit der Bahn, das 15-
hark-Ticket auf demICEnicht geltenzu lassen oderwenigstenseinen
durchgehenden Eilzug Flensburg - Garmisch aus dem Hut zu zau-
bern. Andere bombardieren Tages- und Fachpresse (auch uns) mit
erbosten Leserbriefen, weil außer ihnen noch ein paar tausend die
glänzende Idee hatten, für ein paar Mark mal wieder Bahn zu fahren
und sie deshalb im E 08/15 nur noch einen Stehplatz auf dem
rappelvollen Gang ergatternkonnten.
Für die Betroffenen eine ärgerliche Sache, gewiß, doch was soll die
Aufregung? Die Bahn hat das 15-Mark-Ticket nicht eingeführt, um
ihren rentabel fahrendenFernzügen Konkurrenzzu machen. Vielmehr
sollten am Wochenende Regionalzügegefüllt werden, die ansonsten
leerdurch dieGegendkutschierenwürden. DiesesZiel hat sievoll und
ganz erreicht: 250 OOO der 15-Mark-Ticketswurden schon an den er-
sten drei Wochenendenverkauft, so ein Bahn-Sprecher.Einehalbebis
ganze Million Menschen dürfte damit zusätzlich Zug gefahren sein,
viele davon seitJahren zum ersten Mal wieder. Ob sich das Sonderan-
gebot für die Bahn AG rechnet, sei dahingestellt.Es ist aber anzuneh-
men, daß ihre Betriebswirte das Ganze schon einmal überschlagen
haben. ZusätzlicheKosten durchdashohe Publikumsinteressewill sie
jedenfalls möglichst vermeiden. So wird auch weiterhin z.B. am
Sonntagabendder E 442 1Bad Wörishofen - Buchloe - München nur
als eine fast aus allen Nähten platzende 628/928-Garniturverkehren.
‘Wir werden keine betrieblichen Kopfstände machen”, so ein Spre-
cher des DB-RegionalbereichsMünchen. Allenfalls könne an einen
lokbespannten Zug ein Waggon angehängtwerden. Ärgerlich sei nur,
wenn Reisendewegen Überfüllungvon Eilzügen auf teurere Zugklas-
Sen ausweichen oder lange auf den nächsten Zug warten müßten.
Ganz so leicht sollte es sichdieBahn abervielleichtdochnicht machen:
Im Sommer wird die Zahl der 15-Mark-Ausflügler gegenüber der
kalten Jahreszeit eher zu- als abnehmen. Bleibt es dann bei der
Höchstens-ein-Wagen-mehr-Politik? Was denken sich voll zahlende
Fahrgäste, wenn sie im ICE-Anschlußzug stehen müssen, weil Bil-
ligreisendedie Sitzplätzebelegen? Besteht da nicht Gefahr, d& treue
Kunden zugunsten kurzfristigenErfolgs vergrault werden? Auch die
Frage der Gültigkeit des 15-Mark-Billets in Verkehrsverbünden und
auf Privatbahnstreckensollte man lösen. Ansätze dafür sindbereits da.
Wie sagt Fußball-KaiserFranz Beckenbauer?“Schau’n wir mal!”
Gute Fahrt für wenig Geld wünscht Ihnen
Dampf Überm »Revier«
6
Ein nostalgischer Rückblick
Das »Eisenbahn-Revier« heute
14
Ein aktueller kleiner Bilderbogen
»Stuttgart 21 <<
16
Das Projekt des neuen unterirdischen
DurchgangsbahnhofsStuttgarIHbf
Die Großdiesellokomotive V 3201 der DRG
20
Die andere E 94
24
Abschied von der ÖBB-Reihe 1020
Das Wagenporträt
Schüttgutkippwagen Fas 126 der DB AG
Salzwedel- Oebisfelde
Die westliche Altmark-Tangente
34
36
I
!
>>NachNorden. (Teil 6 und Ende)
Der Weg nach Woldenitz
86
-
Ein Feldbahnanschlußzu den RÜKB
Die Brauerei in Stephanienbruck
1
92
nlagen-Fortsetzungnach mehrerenJahren
Bemos neues Zugpferd
96
Die Ge 4/4Il1 der RhB als HOm-Modell
Wie im Schlaf
98
Die Modellbahn irn Klappbett (2. Teil)
Die Bregille-Standseilbahn in Besancon
102
Gut Holz!
106
Vorbildgerechte Holzladungenfür Modellgüterwagen
Bahn-Notizen
Fachhändler-Adressen
Impressum
Bücherecke
Typenblatt: BR 5040
Typenblatt: BR 71
Schaufenster der Neuheiten
Tips & Tricks
Heuernte
Alphabetisches Herstellerverzeichnis
Mini-Markt
Bahn-Post
Sonderfahrten und Veranstaltungen
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Titelbild: Nein - diese Aufnahme entstand nicht im Ruhrgebiet,
auch wenn das Motiv auf den ersten Blick so wirkt. Vielmehr
handelt es sich um eine Szene aus dem Bw Nürnberg Rbf, wo
001 181 (mit Neubaukessel)gerade ihreVorräte ergänzt (1970).
Abb.: J. Nelkenbrecher
3 - Eisenbahn-Journal 4/1995
Ihre EJ-Redaktion
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Als die Preußischen Staatseisenbahnen
(K.P.E.V.) inden Jahren 1879 bis 1882 die drei
großen Privatbahnen im Westen der Monar-
chieverstaatlichten, übernahmensie im Ruhr-
gebiet ein bunt zusammengewürfeltes Strek-
kennetz. Seine Entstehung ist nur aus der ge-
schichtlichen Entwicklung jener drei Privat-
bahnen verständlich, die alle drei einen mög-
lichst großen Anteil an dem gewaltigen Ver-
kehrsaufkommen haben wollten, das aus der
ständig steigenden Produktion im Kohleberg-
bau und in der Stahlerzeugung resultierte.
chung baute die B.M.E. ihr Streckennetz
im Ruhrgebiet weiter systematisch aus.
Durch das erste große Verstaatlichungs-
gesetz vom 20. Dezember 1879 fiel' sie
zusammen mit der Berlin-Stettiner, der
Magdeburg-Halberstädter und der Hanno-
ver-Altenbekener Eisenbahn an den Staat.
Das Streckennetz der zweiten großen Pri-
vatbahn , der Köln-Mindener Eisenbahn
(K.M.E.), erstreckte sich von Gießen über
Köln - Wesel nach Arnheim im Westen
und von Wesel über Münster - Osnabrück
- Bremen bis nach Hamburg. Das Ruhrge-
biet berührte sie im Westen und Norden
mit ihrer Stammstrecke von Deutz über
Düsseldorf - Duisburg - Hamm - Minden
zur Landesgrenze PreußedHannover.
1872 bis 1875 baute sie die nördlich davon
gelegene EmschertalbahnWanne - Schal-
ke - Bottrop - Ruhrort. Zwischen diesen
beiden K.M.E.-Strecken errichtete 1879/
80 die Bergisch-Märkische Eisenbahn ihre
Strecke Osterfeld - Schalke als reine Kon-
kurrenzbahn.
Ähnliche Konkurrenzstrecken baute auch
die Rheinische Eisenbahn, die das Rhei-
nisch-Westfälische Industriegebiet zwi-
schen 1866 und 1880 mit einer Art Ring-
bahn Düsseldorf - Duisburg - Essen -
Bochum - Dortmund - Hagen - Düssel-
dorf umschloß. Auch hier verlief die Strek-
ke Hagen - Düsseldorf ziemlich parallelzu
der Stammstrecke der B.M.E.
Es war also ein sehr dichtes, aber unge-
ordnetes Netz, das die drei miteinander
konkurrierenden Privatbahnen dem Staat
überließen, und dieser mußte sehen, wie
er das Ganze einerseits den Bedürfnissen
der Zechen und Gruben anpassen und
andererseits eine einigermaßen gleiche
D senbahn (B.M.E.), wurde im Som-
Bild 1 (links):
Dampf überm
"Revier": eine
03er auf der
Strecke Essen-
Kray Nord -
Rotthausen -
Gelsenkirchen
Hbf. Im Hinter-
grund die Zeche
Dahlbusch -
aufgenommen im
Jahre 1957.
Abb.:
H. Säuberlich
Bild 2 (oben):
044 485 dampft
am 22. März
1976 mit Zug
75227 durch
Gelcenkirchen-
Horst Nord in
Richtung Dott-
mund-Mengede.
Abb.:
D. Beckmann
ie größte unter den drei Privatbah-
nen, die Bergisch-Märkische Ei-
mer 1844 konzessioniert und zum 1. Janu-
ar 1882 verstaatlicht. Ihr Streckennetz von
1340 km Länge verband zunächst Elber-
feld über Hagen und Witten mit Dortmund.
1860/62 folgte die große Ost-West-Ver-
bindung von Dortmund über Bochum und
Steele nach Essen und weiter über MüI-
heim-Styrum nach Duisburg-Hochfeld. Der
Erwerb der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn von
Vohwinkel nach Steele (16. Februar 1863)
eröffnete der Bergisch-Märkischen Eisen-
bahn eine wichtige Süd-Nord-Verbindung
quer durch das Ruhrgebiet.
1872 konnte als weitere Süd-Nord-Verbin-
dung die Strecke Düsseldorf - Ratlngen -
Kettwig - Kupferdreh (mit Anschluß an die
Prinz-Wilhelm-Bahn) in Betrieb gehen. In
den folgenden Jahren bis zur Verstaatli-
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