Eisenbahn Journal 2002-07.pdf

(18557 KB) Pobierz
EJ 7/2002
!"#$%!
352451900.004.png 352451900.005.png 352451900.006.png
Während es in Deutschland allenthalben ächzt und kracht,
erfreut sich eine spezielle Branche seit Jahren ungebremster
Hochkonjunktur: die Exhibitionisten. Allerdings nicht die
berüchtigten Typen im Mantel, die ihre Verklemmtheit durch
das Erschrecken von Kindern und Frauen abreagieren. Viel-
mehr die ungehemmten Bekenner und Herausposauner, die in
Presse und Fernsehen jedes noch so nebensächliche Nichts
breit treten. Egal ob Ehebrüche, neue Haartracht, sexuelle
Präferenzen oder jugendlicher Drogenmissbrauch – alles wird
Thema.
Für Sport und Hobby gilt das gleiche: Auffälliges Equipment,
schrilles Outfit, ein cooler Name, „Fun“, und möglichst viel
Publicity drumrum. Schon ist der Trend „createt“, zumindest
für eine Saison.
Und was machen derweil die Modellbahner? Sie sitzen im
Keller und basteln vor sich hin. Ohne aufzufallen, ohne
spezielle Kleidung, ohne englisch klingenden Namen mit
Endung auf -ing, ohne Öffentlichkeit – und ohne Trend.
Wirklich?
Nein. Modellbahn ist im Trend, wie die seit Jahren überpro-
portional steigenden Umsätze des Handels beweisen. Nur
redet keiner darüber. Denn das Image der Modellbahn ist
nicht das beste: Elektrische Eisenbahn, Spielzeug, Kinder-
kram. Ein Hobby für Eigenbrötler, Stubenhocker, verhinderte
Lokführer. Höchstens akzeptabel noch für Väter kleiner
Buben oder liebe Opas. Aber nicht für die Dynamiker von
heute, deren Blick allein Karriere, Börsenkurs und Fitness zu
gelten hat.
Kein Wort fällt vom ideellen Wert unseres Hobbys. Von der
Kreativität, die in einer Modellbahnanlage steckt. Von der
Entspannung, die Basteln und Spielen mit sich bringen. Von
der Freude über selbst Geschaffenes. Von der Befriedigung
über selbst Ertüfteltes. Vom Stolz über die Loksammlung.
Davon, wie die Gestaltung einer Modellbahn den Blick
sensibilisieren kann für Architektur, Geschichte, Technik und
Kultur, für die Farben und Formen der realen Welt.
Nein, Modellbahn ist kein Thema. Kein Thema für Partyge-
spräche, kein Thema im Biergarten und kein Thema beim
Grillfest. Man redet über den Teuro, über die Aktien, den
Stress, die Überstunden, die Kinder.
Bis das Stichwort fällt. Und dann kommt’s raus: Der Patent-
anwalt hat eine 30-m 2 -Anlage im Keller. Der Brauereibesitzer
ist Märklin-Insider. Beim Auto-Designer fährt eine LGB
durch den Garten. Der Richter träumt davon, seine alte
Anlage wieder flott zu machen. Der Handwerksmeister hat
sogar eine in seinem Büro stehen.
Unser Hobby ist populärer als so manche Trendsportart. Es
ist kreativ, friedfertig, entspannend, umweltschonend, päda-
gogisch wertvoll und familienfreundlich. Und es ist kommu-
nikativ – wenn man darüber redet. Wir Modellbahner brau-
chen uns nicht in Talkshows zu outen, wir brauchen keine
Schlagzeilen in der Boulevardpresse und wir brauchen keine
PR-Kampagnen. Aber wir müssen raus aus dem Keller.
Also reden wir mit anderen über unser Hobby: in der Kneipe,
im Café, in der Arbeit. Wir sind viele und wir brauchen uns
nicht zu verstecken!
Vorbild & Modell: Big Boy und andere Super-Lokomotiven aus den
USA, von Horst J. Obermayer, ab Seite 10 und Seite 72
Vor dem Dampflok-Ende im Revier:
Die letzte Schicht
6
Dampflok-Klassik in den USA:
Super-Power
10
Dreschner Dampflokfest:
Kooperative Sache
18
Baureihe 24 in der Altmark:
Der letzte Sommer
20
Bundesbahn-Klassiker:
Damals in Frankfurt
24
Ausrangiert und abgebaut:
Umladehallen
28
Zeitreise nach Lindau:
Insel-Streifzüge
30
Schweizer Schmalspur-Geschwister:
Wenn die Breithorn mit der Weisshorn
34
Titel: Als 1977 der Pott noch richtig kochte, absolvierten 44er und
50er die letzte „Dampflok-Schicht“ im Kohle- und Stahlzugverkehr
zwischen den Revier-Hochburgen, wie hier 44 481 – aufgenommen am
1. Februar 1977 in Dortmund-Mengede. Abb.: Udo Kandler
Super-Anlage: Viel Detailgestaltung auf der H0-Anlage Altenstein,
von Martin Brendel, ab Seite 56
Christoph Kutter
4 Eisenbahn-Journal 7/2002
352451900.007.png
Reiseziel Juli 2002: Dampftreffen an der Furka-Bergstrecke,
von Beat Moser, ab Seite 34
Bahn-Geschichte: Abschied von der Baureihe 24 in der Altmark anno
1967, von Hans Müller, ab Seite 20
Baureihe 19 in H0:
Gützolds Sachsenstolz
54
Bahn-Notizen
38
Ergänzung für den „Train Simulator“ von Microsoft:
Der Charme der Siebziger
H0-Anlage mit wenig Eisenbahn, Teil 1:
Altenstein
56
46
Modell-Neuheiten
48
H0-Diorama mit viel Landschaft:
Nur zum Üben
64
Mini-Markt
96
Erfahrungen beim Bau einer Z-Großanlage, 2. Teil:
Wie aus einem „H0-ler“ ein „Z-ler“ wurde
68
Auktionen • Börsen • Märkte
103
US-Dampf in 1:87
72
Fachhändler-Adressen
106
Unser Zugporträt: Europäische GmP und PmG, Teil 1
Gemischt durch Land und Zeit
Impressum
108
74
Leser-Post
110
Serie „Altes Land“, Teil 8:
Gärten, Bahnsteige und getarnte Weichenantriebe 80
Burgen-Bausatz der Extraklasse in H0:
Lufts Schloss
Neue Bücher
110
84
Sonderfahrten und Veranstaltungen
111
Bestellkarten zum Heraustrennen
115
Preußische T 14.1 in H0 auf Weinert-Basis:
Edles Arbeitstier
90
Abbildungen dieser Doppelseite:
Slg. Horst Obermayer, Bruno Hitz, Hans Müller,
Martin Brendel, Dr. Sigurd Hufnagel, EJ-Helge Scholz
Die neue Ausgabe EJ-Super-Anlagen:
Eisenbahn-Eldorado Oberpfalz à la Brandl
94
Zugporträts: Gemischte Züge in Vorbild und Modell, Teil 1,
von Dr. Sigurd Hufnagel, ab Seite 74
Gebäude- und Landschaftsbau: Bausatz von Luft gekonnt umgesetzt,
von Gudrun Höllerer, ab Seite 84
352451900.001.png
Geschäftigkeit herrscht am 22. Dezember
1976 im Bw Gelsenkirchen-Bismarck.
Fünf Monate später heißt es hier Feuer aus
für die letzten Kohle-44er der DB.
)*+%,-*.%/%0+%)0%+1
!
"# $ % !
%" &''!(#
$
6 Eisenbahn-Journal 7/2002
352451900.002.png
ging im Ruhrge-
biet die Ära der Dampflok zu Ende. Im Mai 1977 hieß es
beim Bw Gelsenkirchen-Bismarck „Feuer aus“ für die
letzten kohlegefeuerten 44er der Deutschen Bundesbahn;
lediglich um drei Monate hatten die Jumbos die Baurei-
he 50 überlebt, für die im Februar das Aus beim Bw
Duisburg-Wedau gekommen war. Noch bis zuletzt
erbrachten sie im Revier ansehnliche Leistungen im
Gewirr der schier endlosen Bahnlinien.
Der Strukturwandel im Ruhrgebiet hat beileibe nicht bei
der Eisenbahn halt gemacht. Eine ganze Region erscheint
heute in einem anderen Bild. Vielerorts ist kein Stein auf
dem anderen geblieben. Nirgends sonst in Deutschland
wird der industrielle Umbruch deutlicher als im Revier.
Trotz der gravierenden Veränderungen präsentiert sich die
größte Industrieregion Europas abwechslungsreicher denn
je. Die rauchenden Schlote waren einmal das unverkenn-
bare Markenzeichen einer pulsierenden Industrieregion
mit ihren Hochöfen, Zechen, Gruben, Kokereien und
Hüttenwerken. Wo sich ehedem endlose Gleisanlagen
erstreckten und Schorn-
steinreihen ihre schmut-
zige Fracht gen Himmel
schickten, dort sind von der Natur zurück eroberte
Brachen oder moderne Industriegebiete entstanden.
Vereinzelt wuchsen neue Stadtteile empor.
Die „Neue Mitte“ Oberhausen dürfte das augenfälligste
Beispiel des drastischen Wandels sein. An Stelle des
Hüttenwerks Oberhausen, vormals Gutehoffnungshütte,
mit seiner beeindruckenden Hochofengruppe entstand das
so genannte CentrO. Mittelpunkt dieses Freizeitparks ist
ein beachtliches Einkaufszentrum sowie der gewaltige,
begehbare Gasometer, ob seiner spektakulären Ausstel-
lungen weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus
bekannt. Das schmutzige Leben einer auf Hochtouren
laufenden Produktionsstätte ist der sauberen Welt unserer
Spaß- und Freizeit-Gesellschaft gewichen. Shopping ist
angesagt. Ein riesiges Industrieareal hat ein denkbar
anderes Gesicht bekommen. Dennoch möchte das
Ruhrgebiet die Wurzeln seines Ursprungs keinesfalls in
Vergessenheit geraten lassen und integrierte zum Beispiel
das auf das Jahr 1902 zurück gehende Hüttenwerk
Meiderich als eines der wichtigsten Industriedenkmale
der Region in den 200 Hektar großen Landschaftspark
Duisburg Nord. Dem Besucher wird hier Industrie-
Kultur-Geschichte zum Greifen geboten.
Neben interessanten Industriedenkmalen finden sich
ebensolche Museen, die anschaulich an alte Traditionen
erinnern. Weithin bekannt sind in Bochum das Deutsche
Bergbau-Museum und eines der größten deutschen
Dicke Luft in
Duisburg-Hochfeld
im März 1977.
Dampftraktion und
Schwerindustrie
inmitten der Städte
sind so selbstver-
ständlich wie die
Trinkhalle um die
Ecke.
Eisenbahnmuseen, untergebracht im ehemaligen Bahnbe-
triebswerk Bochum-Dahlhausen von 1916. Als weitere
Stätte dieser Art stehen mittlerweile Ringlokschuppen
und Drehscheibe des einstigen Bahnbetriebswerkes
Gelsenkirchen-Bismarck unter Denkmalschutz. Sogar der
alte stählerne Kugelwasserturm des Bw Duisburg-Wedau
soll der Nachwelt erhalten bleiben.
Eisenbahn-Journal 7/2002 7
352451900.003.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin