Eisenbahn Journal 2002-09.pdf

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EJ 9/2002
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Editorial
Über sechs Monate ist es jetzt her, seit die Mark nur noch als
Sammlerstück taugt. Seitdem geht ein Gespenst um in Deutschland,
das Gespenst des „Teuro“. Über dessen Art und Charakter lässt sich
trefflich streiten: Folgt man Bild-Zeitung & Co, handelt es sich um
eine Mischung aus Vampir und Werwolf. Glaubt man Bundesbank &
Regierung, stammt sein Genpool eher aus der Kuscheltier-Ecke. Die
Wahrheit über den Teuro liegt wie meist dazwischen. Doch wohl
jeden von uns hat sein kalter Atem schon einmal schaudern und
jedem die Haare zu Berge stehen lassen. Meist dürfte es beim
Bezahlen einer Rechnung gewesen sein.
Wer dieses Gruseln ein paar Mal über sich ergehen lassen musste,
der griff schnell zum probaten Gegenmittel: Geldbeutel zu – basta!
Statt Lust am Konsum jetzt Spaß an der Askese. Motto: „Mit-mir-
nicht-ihr-Blutsauger!“ Seitdem hängen besonders der Preistreiberei
verdächtige Berufszweige wie Gastwirte fast komplett am Tropf.
Auch den Einzelhandel hat es bös erwischt. Ein Drittel, so sein
Hauptverband, liege „im Koma“. Das mag kräftig übertrieben sein,
viele werden aber zu Recht vom Kunden abgestraft. Denn wer im
Februar nur das Schild mit der Währungsbezeichnung tauschte und
noch im Juni sein Gemüse mit dem Hinweis auf einen harten Winter
im Mittelmeerraum zu Mondpreisen verkaufen wollte, der hat es
nicht anders verdient. Selten hat Marktwirtschaft so prompt
funktioniert.
Über zweistellige Umsatzrückgänge im Frühling und Sommer
klagen auch die deutschen Spielwarenhändler – ein herber Einbruch.
Wie stark davon die Modellbahn betroffen ist, weiß keiner so genau.
In der warmen Jahreszeit gehört sie ja bekanntermaßen ohnehin nicht
zu den Geschäftsmagneten. Dem Vernehmen nach lagen aber vor
allem die teureren Lokmodelle wie Blei in den Regalen. Ungerupft
sind Hersteller und Händler jedenfalls nicht davon gekommen.
Dabei scheint der Modellbahnhandel – vermutlich wegen des starken
Konkurrenzdrucks – nur in geringem Maße der Versuchung zum
Abzocken erlegen zu sein. Gerade mal um 1,1% seien „elektrische
Eisenbahnen“ im Laufe der Euro-Einführung teurer geworden, hat
die Zeitung „Rheinische Post“ im Juni anhand eines Warenkorbs
herausgefunden. Die übliche Preiserhöhung der Branche zum
Jahreswechsel dürfte darin allerdings kaum enthalten sein.
Beschleunigen wird die Teuro-Debatte mitsamt ihren Folgen sicher
das Händlersterben. Die Zahl der kleinen und mittelständischen
Spielwaren- und Modellbahnhändler geht ja schon seit Jahren
zurück. So manchem wird der ausbleibende Umsatz der ersten
Jahreshälfte zwar heuer das Genick brechen. Der Teuro-Angst ist das
aber nicht anzulasten. Der Prozess wird von anderen Faktoren
bestimmt, vor allem von veränderten Vertriebsformen, Einkaufs- und
Freizeitgewohnheiten.
Vor diesem Hintergrund gewinnt Weihnachten als das Fest der
Hoffnung eine wirtschaftliche Bedeutung – nicht grundlos: Schon
das dritte Quartal lief für viele Händler überraschend gut. Offenbar
hatte sich bei so manchem Modellbahner im Schatten des Teuro ein
Investitionsstau gebildet, dem dringend abgeholfen werden musste.
Der positive Trend dürfte sich in den kommenden Monaten
fortsetzen, auch wenn die blendenden Zuwächse der letzten Jahre
(2001: plus 11, 8% Umsatz) Vergangenheit sind. Ab Ende Oktober
werden die aktuellen Neuheiten in den Schaufenstern zu sehen sein.
Bislang konnten die Händler alljährlich auf deren magisch-
magnetische Wirkung vertrauen.
Zwar ist Modellbahn ein Hobby, woran man in Notzeiten zuerst
spart. Doch Modellbahn ist auch ein Faszinosum, das denjenigen,
den es einmal gepackt hat, kaum wieder aus seinem Bann entlässt.
Das Gespenst „Teuro“ wird sich früher oder später selbst erledigen,
dafür sorgen die Regeln der Marktwirtschaft. Der Zauber der
Modellbahn aber bleibt.
Foto-Impressionen: Entlang der Ostbahn von Berlin ostwärts ...
von Udo Kandler, ab Seite 6
Inhalt
Vorbild
Ostbahn-Impressionen von heute:
Preußens Gloria
6
Dampflok-Technik – alles über Windleitbleche:
Hart am Wind
10
Bundesbahn-Klassik:
Dampf am rechten Ufer des Mittelrheins
18
Neulackierung ganz nach Vorschrift (?):
Verkehrsrot fürs Ferkeltaxi
22
Schmalspur-Historie Weimar–Rastenberg:
Es begab sich nördlich Weimars
24
Unterwegs im Riesengebirge:
Auf Rübezahls Spuren, einst und jetzt
28
Schweizer Ellok-Spezialität De 6/6:
Das Mini-Krokodil
32
Dampflok-Nostalgie in Tschechien:
Rendezvous der Kaffeemühlen
36
Privatbahnen – die Augsburger Localbahn:
Auf Kurs in die Region
38
Titel: So wirken Windleitbleche: Der „Meister“ der hier im Walken-
rieder Tunnel aufgenommenen 044 682 (mit einem Zug von Ellrich
nach Herzberg) hat trotz kräftigen Abdampfs freie Sicht!
Abb.: Jürgen Nelkenbrecher
Super-Anlage: Auf der Leipzig-Messe entdeckt: Spur-0-Anlage aus
Polen, von Tomasz Stangl, ab Seite 60
C HRISTOPH K UTTER
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Bundesbahn-Klassik: Dampf am Mittelrhein anno 1959,
von Dr. Rolf Brüning, ab Seite 18
Eisenbahnen einst & jetzt: Auf Rübezahls Spuren im Riesengebirge,
von Rolf Neidhardt, ab Seite 28
Modell
Rubriken
Das Mini-Kroko als H0-Modell von Märklin
35
Bahn-Notizen
38
Rivarossis Comeback-Lok: Allegheny
56
Modell-Neuheiten
50
Modellbahnshow in Merklingen:
Modellbahnspaß an der A8
58
Mini-Markt
96
Nebenbahnherrlichkeit:
Sonnenborn
60
Auktionen • Börsen • Märkte
103
Altmärkische Klein(bahn)igkeiten, Teil 1:
Von Arendsee nach Stendal in H0
66
Fachhändler-Adressen
106
H0m-Anlage auf 1 3 / 4 m 2 :
Kleiner Bahnhof im Spessart
Impressum
108
72
Leserpost
110
Planung – Kleine H0-Anlage mit vielen Fahrmöglichkeiten:
Drunter und drüber
76
Neue Bücher
110
Die Zukunft von Lima, Rivarossi, Jouef und Arnold:
Auferstanden aus Ruinen ...
79
Sonderfahrten und Veranstaltungen
111
Oberleitungsbau mit Viessmann-Material:
Der Draht kommt
80
Bestellkarten zum Heraustrennen
115
Anlagenbau-Serie „Altes Land“, Teil 9:
Rote Riesen, kleine Züge
84
Straßengestaltung in H0:
Asphalt ist nicht alles
88
Abbildungen dieser Doppelseite:
Udo Kandler, Dr. Rolf Brüning, Slg. Bernd Hauptvogel,
EJ-Helge Scholz, Reinhold Barkhoff, Bruno Kaiser
Bastelpraxis:
Geräusch für Analogdampfer • Erdbeeren, nicht nur für N-Bahner 94
Anlagenplanung: Drunter und drüber: kleine H0-Anlage mit vielen
Fahrmöglichkeiten, von Reinhold Barkhoff, ab Seite 76
Anlagenbau: Im Test: die Viessmann-Oberleitung in H0,
von Bruno Kaiser, ab Seite 80
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O STBAHN- I MPRESSIONEN
Wie aus anderen Zeiten:
Sonnenaufgang im Bahnhof
Müncheberg – inszeniert
am 9. Mai 2002.
6 Eisenbahn-Journal 9/2002
6 Eisenbahn-Journal 9/2002
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Preußens Gloria
Von der Spreemetropole, genau vom Bahnhof Berlin-Lichtenberg, aus führt eine
bemerkenswerte Bahnlinie ins knapp 79 Schienenkilometer entfernte polnische Kostrzyn.
Partiell besticht die Strecke durch ihre außerordentlich seltene Infrastruktur.
T EXT UND A UFNAHMEN VON U DO K ANDLER
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