Eisenbahn Journal 2004-12.pdf

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Noch nie war die Firma Märklin landes-
weit so in den Schlagzeilen, wie in diesem
Herbst: 400 gestrichene Stellen im Stamm-
werk waren vielen großen Tageszeitungen
einen Artikel wert. Eine beeindruckende
Aufmerksamkeit, über die Märklin stolz
sein kann. Hätte eine x-beliebige andere
Firma des Tarifbezirks Nordwürttemberg
ihren Personalstamm um 20% eingedampft,
hätte dies heutzutage bestenfalls regionales
Interesse geweckt. Doch offensichtlich ist
Märklin auch außerhalb des Modellbahn-
universums keine x-beliebige Firma –
sondern eine Marke von beeindruckendem
Bekanntheitsgrad.
Soweit die positive Seite. Denn der
schlagzeilenträchtige Stellenabbau ist nur
das Echo der Umwälzungen, die der
Paradehersteller der Branche gerade
durchmacht. In fast drei Jahren im Märklin-
Chefsessel hat Geschäftsführer Paul Adams
die renditeschwache Firma gehörig durchei-
nander gewirbelt. Unbemerkt von der
Öffentlichkeit wurden Stühle gerückt,
Kompetenzen vergeben und getauscht,
rollten Köpfe. Manch langgedienter
Märklin-Mann hat sich ein neues Aufga-
bengebiet suchen müssen, inner- und
außerhalb der Firma. Ähnliches geschieht
beim Konkurrenten Roco, wo mit Eigentü-
mer Peter Maegdefrau ebenfalls ein
Manager das Szepter schwingt.
Dessen Probleme jedoch wiegen leicht,
verglichen mit denen Paul Adams’. Viel zu
lange hat Märklin viel zu teuer produziert.
Als die Sonne der Konjunktur noch warm
über der Modellbahnbranche schien, war
das noch sekundär. Zudem sorgte die
Heerschar Märklin-treuer Sammler für
Absatzzahlen, von denen andere Hersteller
nur träumen konnten. Und wenn sich mal
ein Modell partout nicht verkaufen wollte,
wusste man die Händler dennoch zu
motivieren, es an den Mann zu bringen.
Alles passé. Die Vitrinen sind voll, die
Geldbeutel sind leer, Geiz ist geil. Satte
7,5 % weniger setzte die Modellbahnbran-
che 2003 um. Bei Märklin waren es 3,5 %
(siehe S. 57).
Produktion zu Luxuskonditionen ist in
diesem Umfeld tödlich. Adams’ Vorhaben,
in Göppingen 400 einfache manuelle
Arbeitsplätze zu streichen, ist überfällig.
Kein Unternehmen kann es sich leisten,
angelernten Arbeitskräften über 2200 Euro
zu zahlen. Dazu kommen noch württember-
gische Tarif-Extravaganzen wie die
berühmte Steinkühler-Pause. In den
Dependencen Sonneberg und Györ, wo in
Zukunft Märklin-Loks zusammenge-
schraubt werden sollen, verdient man bei
gleicher Tätigkeit nach Märklin-Angaben
1300 bzw. 350 Euro. Noch Fragen?
Zu hohe Kosten sind jedoch nur eine
Seite der Märklin-Medaille. Ebenso schwer
wiegt, dass sich die Firma mit ihrer Hoch-
preis-Politik vergalloppiert hat. Paul Adams
selbst nennt Märklin-Loks „Luxusproduk-
te“ – schlecht für einen Massenhersteller.
Will man ein teures Modell verkaufen,
muss das Verhältnis von Preis und Leistung
stimmen. Die Strategie „Decoder rein, Preis
rauf“ geht am Markt vorbei. Kein Analog-
fahrer ist bereit, für Digitalspielereien Geld
auszugeben, die er nicht nutzen kann. Auch
kann Formenrecycling sinnvoll sein – aber
nicht, wenn der Kunde für (jetzt kurzkup-
pelbare und besser bedruckte) Modelle der
60er-Jahre gesalzene Preise von heute
berappen soll. Symptomatisch die diesjähri-
ge Haupt-Herbstneuheit: „Borsig-Mallet“
mit Kondenstender im Fotolack. Im
Klartext: die (im Modell von 1979 datieren-
de) Lok, die nie gebaut wurde, in der
Version, die nie geplant wurde, in einer
Farbgebung, die Betriebsloks nie trugen.
Kaum ein Märklin-Modell der letzten zehn
Jahre fand in den Tests der Fachzeitschrif-
ten ungeteilten Beifall. Warum? Nicht, weil
Märklin-Prügeln „in“ ist. Sondern wegen
vermeidbarer Schlampereien wie Elektrola-
ternen an Epoche-I-Loks und ähnlichem.
Oder ganz einfach, weil es andere Firmen
besser machen. Ganz zu schweigen von
Glanzlichtern wie „Schweinchenlok“,
„Tipp-Kick“- und „Schnaps“-Wagen oder
dem Gold/Silber/Bronze-Loktrio in Z. Dazu
kommen teure Fehlentwicklungen: Wer,
außer Adams, redet heute noch vom C-
Sinus-Motor? Statt dessen bleibt zum
Beispiel das C-Gleis-System ohne große
Bogenweichen und Flexgleis ein Torso.
Märklin hat seinen glänzenden Namen
erworben durch solide und vorbildgerechte
Produkte zu vernünftigen Preisen für die
breite Masse der Modellbahner. Nicht
durch Schnickschnack, Spielereien und
Show. Es wäre Zeit, sich daran zu erinnern.
„Aufs Kerngeschäft besinnen“ heißt das
heutzutage – und ist keine Schande.
C HRISTOPH K UTTER
W ECHSELSTROMFAHRER SEIT 40 J AHREN
Eisenbahn-Journal 12/2004 3
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Erinnerungen an die 10 001
Abschied im Münsterland
6
Moderne Bahn
Alles so schön bunt hier
10
Privatbahn-Porträt
Tochter aus gutem Hause
20
Dampflok-Porträt Baureihe 84
Kurvenkünstler
25
Titelbild: Langsam rollen die
Neuheiten für das Weihnachts-
geschäft in die Fachgeschäfte,
so z.B. die Roco-01.5 mit den
neuen Boxpok-Radsätzen.
F OTO : EJ-H. S CHOLZ
Fernverkehr aktuell
Aus für den „Silberpfeil“
30
Regionalverkehr Kurhessenbahn
Flexibel und kundennah
34
Schweiz
Aussichtsbahnhof Alp Grüm
38
Kurvenkünstler:
Für die auf Regelspur umgebaute Müglitztalbahn
benötigte die Reichsbahn eine neue leistungsfähige
und „gelenkige“ Maschine. Auf den Reißbrettern
entstand die Baureihe 84. Ein Porträt
• ab Seite 25
Alles so schön bunt hier:
Lokomotivkästen mit Werbung – ein
neuer Trend, um auf Produkte und
Firmen wirkungsvoll hinzuweisen
• ab Seite 10
4 Eisenbahn-Journal 12/2004
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Roco-Digital-Startset
Platin-Start in die Sechziger
Editorial
3
58
Bahn-Notizen
42
Anlagen-Porträt H0
Der Eifel erlegen!
60
Modell-Neuheiten
50
8. Modellbauwettbewerb, Folge 8
Winter in Z-Land
Bestellkarten zum Heraustrennen
99
68
Bahn & Medien: Bücher, Videos etc.
104
Anlagenbau
Mit der Kleinbahn durch die Butjadinger Marsch/2 72
Mini-Markt
106
Basteltipp
Tuning ganz legal
Auktionen • Börsen • Märkte
113
80
Fachhändler-Adressen
114
Neues Modell
Bayern-S 3/5 – die Vorgängerin
84
Sonderfahrten und Veranstaltungen
117
Anlagenplanung
„Die Lokalbahn“, 3/Altomünster
Vorschau
118
86
Impressum
118
Basteltipp
Südtiroler Souvenir
94
A BBILDUNGEN DIESER D OPPELSEITE :
R ITZ , S LG . W EISBROD , S CHOLZ , H ÖLLERER
Alte Handwerkskunst:
Das ohne Nägel und Schrauben errichtete hölzerne
Nebengebäude einer Südtiroler Gaststätte inspirierte
Gudrun Höllerer zu einem H0-Modell – der „Show“
segen als Rohbau. Eine Feierabend-Bastelei
• ab Seite 94
Der Eifel erlegen:
In dieser Region ist die H0-Anlage des Modellbouwclub
Spijkenisse angesiedelt. Neben dem Betrieb auf einer Neben-
strecke stellt sie das Rangiergeschehen zu einer Werkzeug-
maschinenbaufirma dar • ab Seite 60
Eisenbahn-Journal 12/2004 5
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Abschied im Münsterland:
Die letzten Fahrten der 10 001
D
ort wo in den Weiten der norddeutschen
Tiefebene letzte Moor- und Heideflächen ihr
Auskommen haben, da war und ist vielleicht
noch heute das Zuhause von Menschen mit dem
„zweiten Gesicht“, die kommende Ereignisse
voraussehen. Annette von Droste-Hülshoff und
Hermann Löns haben sich in ihren Werken mit
diesem Phänomen der sogenannten Vorgeschichten
beschäftigt. Wahrheit oder nur geheimnisvolle
Spukgeschichten? Wie dem auch sei, eins steht fest:
Nur Menschen mit viel Zeit zum Nachdenken sind für
diese Eigenschaft geeignet. Aber keine Sorge, ein
allseits in Deutschland dafür bekannter Berufsstand
kommt nicht in Frage. Jedenfalls in alten Zeiten
waren die Schäfer die großen Spezialisten und
machten sich als Kenner auf diesem Gebiet einen
Namen. Eines ist sicher, der Schreiber dieser Zeilen
ist mit dem erwähnten Talent nicht ausgestattet und
das ist auch gut so. Trotzdem, ein Erlebnis aus der
weiten Welt der Eisenbahn ließ mit einem inneren
Lächeln an die obigen Dinge erinnern.
Worum geht es eigentlich? Der Karfreitag ist im
Jahr 1967 ein freundlicher Frühlingstag. Für Men-
schen im Berufsleben sind ergänzende Feiertage zum
Wochenende eine begehrte Zusatzfreizeit. Von der
Familie wird sie gerne verplant, für den Vormittag
werden aber großzügig ein paar Stunden für die
Inspektion der Gleise vom Hauptbahnhof in Münster
genehmigt.
Im Augenblick zeigen die Bahnsteige allerdings
gähnende Leere und besondere Dinge sind an diesem
eher stillen Feiertag sowieso nicht zu erwarten. Erst
um 11.44 Uhr wird der E 687 aus Kassel erwartet.
Bis dahin verbleibt eine geraume Zeit, den Gedanken
freien Lauf zu lassen. Nachdenken ist also angesagt.
Aha, so harmlos fängt es wohl immer an!
Wunschvorstellungen. Eigentlich hätte die Neubau-
lok jetzt Zeit für neue Aufgaben. Die Planer könnten
sie ja gut mit dem E 687 ins Münsterland schicken?
Ein verrückter Gedanke! Schnell wird er selbstkri-
tisch als Fata Morgana abgehakt, schließlich will man
sich nicht selber Enttäuschungen bereiten. Wahr-
scheinlich wird wie üblich eine Kohlelok der Reihe
01.10 den Zug aus Kassel bringen. Vielleicht wieder
die 01 1056, sie kommt besonders gern nach Münster.
Inzwischen rücken die Zeiger der Bahnsteiguhr
auf die Ziffern der Planankunftszeit vom E 687. In
der Ferne taucht jetzt die dunkle Masse einer Dampf-
lok auf. Beim Erreichen des Reiterstellwerks über den
Gleisen aus Hamm werden die Umrisse der Maschine
deutlich. Die Lok kommt noch näher und ihr markan-
tes Gesicht lässt die letzten Zweifel schwinden. Das
kann doch wohl nicht wahr sein, ein geheimer
Wunsch geht soeben in Erfüllung! Traumlok 10 001
mit E 687 aus Kassel hält greifbar nah zum Anfassen
am Bahnsteig in Münster Hbf. Ausgerechnet am
ernsten Karfreitag lässt die elegante Lok eine Art
innerer Jubelstimmung aufkommen. Hoffentlich ist
der „liebe Gott“ auch ein Eisenbahnfan und drückt ein
Auge zu. Gibt es also doch so eine Art Visionen?
Die berühmte 10 001 mit einem Planzug im
Münsterland! Diese Starlok ist mal in Kassel mühse-
lig verfolgt worden, nun steht sie plötzlich wie auf
dem Präsentierteller fast vor der eigenen Haustür.
Aber wer weiß, vielleicht ist es ein ehemaliger
Sondereinsatz. Planmäßig wird beim E 687 für die
Reststrecke nach Rheine in Münster die Lok ge-
Kurz vor Ostern 1967 tauchte die 10 001 das
erste Mal mit dem E 687 aus Kassel im
Münsterland auf. Von nun an dokumentiert
Ludwig Rotthowe diese Einsätze seiner
Traumlok das ganze restliche Jahr fotogra-
fisch. Am 30. Dezember 1967, einem der letzten
Betriebstage, erregt die Maschine ganz
offensichtlich noch einmal große Aufmerksam-
keit unter Eisenbahnfreunden (B ILD OBEN ) .
Die Rückleistung nach Kassel war der
abendliche E 688 (ab Altenbeken als E 388).
Die Aufnahme vor diesem Zug entstand an
einem Oktobertag 1967 (B ILD UNTEN ) .
Beim Stichwort Kassel streifen die Erinnerungen
die dort beheimateten Maschinen der Baureihe 10.
Von ihrer alten Stammstrecke der Main-Weser Bahn
von Gießen nach Kassel sind sie gerade durch die
Elektrifizierung verdrängt worden. Lok 10 002 soll
schon abgestellt sein, aber was macht ihre Schwester,
die 10 001? Die nun folgenden Überlegungen sind
schon recht kühn und entspringen wohl heimlichen
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin