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6. Sozialformen des Unterrichts
Unterricht ist wesentlich durch Interaktion bestimmt. Die häufigsten Interaktionen sind die
Lehrer-Schüler-Interaktion und die Schüler-Schüler-Interaktion.
Die wesentlichen Sozialformen sind
·
der Gruppenunterricht
·
der individualisierte Unterricht
·
der Frontalunterricht
6.1 Gruppenunterricht
Le h rer
6.1.1 Was charakterisiert eine Gruppe?
·
Gefühlsbetontes Handeln
·
Ein von allen Gruppenmitgliedern anerkannter Grundbestand an Normen und Werten.
·
Rollenverteilung
·
Austragung und Aushalten von Konflikten
·
Möglichkeit zu Selbst- und Fremdwahrnehmung
·
Gruppenphasen
Die genannten Kennzeichen einer Gruppe helfen Aufgaben leichter zu bewältigen als
es dem Einzelnen möglich wäre.
Eine Gruppe wirkt auf ihre Mitglieder erzieherisch, d.h. sie wirkt prägend auf die Einstel-
lungen und Werthaltungen der Mitglieder.
6.1.2 Begründung für den Gruppenunterricht
(vgl. Meyer, H.: Unterrichtsmethoden Bd. 2, Praxisband; Frankfurt, Scriptor 1987, S 231)
·
Die SS sollen zu mehr Selbständigkeit im Denken, Fühlen und Handeln angeregt wer-
den.
·
In der Gruppenarbeit sollen die SS die Fähigkeit und Bereitschaft zu solidarischem Han-
deln entwickeln.
·
Durch den Wechsel der Darstellungsweisen und Handlungsmuster soll die Kreativität
der SS gefördert werden.
Gruppenunterricht fördert soziales Lernen und soziales Lernen erfordert Gruppenunterricht.
6.1.3 Fragen zur Vorbereitung von Gruppenunterricht
(vgl. Kircher u.a.: Physikdidaktik, Vieweg 2000, S. 201f)
·
Ist das Thema für Gruppenunterricht geeignet?
·
Sind arbeitsteilige oder arbeitsgleiche Gruppen günstiger?
arbeitsgleich
alle Gruppen bearbeiten das gleiche Thema
z.B. Aufbau einer Klingelschaltung
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arbeitsteilig:
jede Gruppe bearbeitet ein anderes Thema
z.B. Kennlinien verschiedener Bauteile
·
Welches ist die geeignete Gruppengröße?
·
Partnerarbeit
·
Aufgaben rechnen
·
Auswertung von Messergebnissen
·
gegenseitiges Überprüfen
·
Vorteile
·
keine Änderung der Sitzordnung nötig
·
SS lernen Argumentieren, Nachgeben, Kompromisse eingehen Interaktion
·
Kleingruppen (3 bis 5 SS)
·
bei Gruppen > 5 : Gruppensprecher nötig
·
hält die Gruppe zusammen (achtet z.B. auf das Thema)
·
teilt Ergebnisse mit
·
Halbgruppen
·
Sind bei den SS die nötigen Voraussetzungen für Gruppenarbeit vorhanden?
Z.B. Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit
·
Sind die räumlichen Gegebenheiten geeignet?
Z.B. bewegliches Gestühl; Ist auch das Klassenzimmer geeignet? Energie-, Wasserver-
sorgung;
·
Nach welchen Gesichtspunkten sollen die Gruppen gebildet werden?
·
freie Gruppenbildung (Freunde)
·
soziographische Gruppenbildung
·
Leistungsgruppen
·
Interessengruppen
·
Sind die erforderlichen Arbeitstechniken hinreichend vertraut?
Z:B. graphische Darstellung von Messdaten, ...
·
Sind die Arbeitsaufträge für die Gruppenarbeit verständlich und eindeutig formuliert?
Die Themenformulierung ist bei Gruppenarbeit noch viel viel wichtiger als beim lehrer-
zentrierten Unterricht.
·
Wie sollen die Ergebnisse der Einzelgruppen dokumentiert/gesichert werden?
·
Wie können die Ergebnisse in die Klasse eingebracht werden?
·
Ist eine Zusammenfassung, ein Überblick, eine Gewichtung durch den Lehrer nö-
tig?
·
Ist ein gemeinsamer Hefteintrag nötig?
·
Sind die zeitlichen Vorgaben realistisch?
Wie werden Gruppen sinnvoll beschäftigt, die die Arbeitsaufträge in kürzerer Zeit
durchgeführt haben?
·
Sind Verhaltensregeln vereinbart?
Z.B. den Umgang mit Experimentiergerät betreffend
·
Inwieweit ist Kontrolle des Arbeitsverhaltens nötig?
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6.1.4 Integration von Gruppenarbeit in den Unterrichtsablauf
(aus Kircher u.a.: Physikdidaktik, Vieweg 2000, S. 202)
2. Arbeitsaufträge für den Gruppenunterricht werden diskutiert und/oder
festgelegt
(Plenum; im PhU der Regelschule häufig arbeitsgleiche, seltener arbeitsteilige
Aufträge)
¯
3. Gruppenbildung
(i. allg. keine leistungshomogenen, sondern Interessengruppen)
¯
5. Ergebnisse der Gruppenarbeit zusammentragen
(Plenum)
(mündl. Berichterstattung, Poster, Experimente)
¯
6. Ergebnisse interpretieren, diskutieren und anwenden
(Plenum)
¯
7. Reflexion der Gruppenunterrichts
(Plenum)
6.1.5 Beispiele für Gruppenunterricht
6.1.5.1 Modellversuche zur Lochkamera als Beispiel für arbeitsgleichen Unterricht
·
Grundbegriffe: Aufbau, Bildentstehung
·
Bildschärfe
·
Helligkeit des Bildes
6.1.5.2 Unterrichtseinheit Elektronik als Beispiel für arbeitsteiligen Gruppenunterricht
(aus Duit u.a.: Unterricht Physik, Aulis, Köln 1981)
6.1.5.3 Unterrichtseinheit "Moderne Kamera" als Beispiel für arbeitsteiligen Gruppenunterricht
(aus Kircher u.a.: Physikdidaktik, Vieweg 2000, S. 203)
·
Abbildung durch Linsen
·
Entfernungsmesser
·
Belichtungsautomatik
·
Verschlusszeiten
Projekt "Moderne Kamera"
·
Physikalische Abbildungen
·
Moderne Kameratechnik
·
Die Macht des Fotos (Werbung)
·
Foto und Kunst
·
...
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1. Das neue Unterrichtsthema wird eingeführt
(oft lehrerorientiert im Plenum)
¯
4. Gruppen arbeiten
(auf Rollenwechsel in den Gruppen achten; verhindern, daß nicht eine/r alles
macht)
¯
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6.1.6 Zusammenfassung Gruppenunterricht
(aus Kircher u.a.: Physikdidaktik, Vieweg 2000, S. 204)
Für den Gruppenunterricht existieren relevante pädagogische, psychologische, sozialtheoreti-
sche und gesellschaftspolitische Begründungen.
Gruppenunterricht gilt als die schülerorientierte Sozialform schlechthin.
Die große Bedeutung, die dem Gruppenunterricht in der didaktischen Literatur zugesprochen
wird, steht im Gegensatz zur Unterrichtspraxis, in der Gruppenunterricht i. a. nur selten zum Ein-
satz kommt.
Mögliche Ursachen dafür sind:
In der Lehrerbildung wird noch zu selten für Gruppenunterricht ausgebildet.
Gruppenunterricht benötigt mehr Vor- und Nachbereitungszeit als der Frontalunterricht.
Gruppenunterricht ist risikoreicher.
Dafür aber lebendiger, interessanter und letztlich auch befriedigender für SS und LL!!!
Der Frontalunterricht erfüllt eher die Aufgabe, die die Gesellschaft der Schule übertra-
gen hat: Wissensvermittlung, Auslese
Gruppenunterricht bedeutet zielgerichtete Arbeit, soziale Interaktion und sprachliche und sym-
bolische Verständigung durch und über physikalische Verständigung.
Gruppenunterricht wird in Physik wenig praktiziert, obwohl dieses Fach dafür besonders geeig-
net ist. Durch Schülerversuche besteht die Möglichkeit des Lebenswelt und den Alltag besser zu
verstehen und fachliche und soziale Kompetenzen zur Lebensbewältigung zu erwerben. Durch
Gruppenarbeit wird Physikunterricht wertvoller und sinnvoller.
Gruppenunterricht ist aufgrund der involvierten Ziele (fachliche und soziale) die wichtigste Sozi-
alform des Physikunterrichts. Sie dient auch zur Vorbereitung von Projektunterricht.
Gruppenunterricht kann dazu beitragen, daß Physikunterricht wieder interessanter wird.
6.2 Individualisierter Unterricht ...
... bedeutet ungestörte Einzelarbeit der Lernenden. Es findet keine Interaktion statt.
Ausprägungen
(i) Stillarbeit
·
Übungsaufgaben, Wiederholen, Arbeiten mit dem Schulbuch, Vertiefung mittels Schul-
heft, Bearbeitung von Arbeitsbögen, Hefteintrag, Versuchsauswertung, schriftliche Prü-
fung
·
anzuwenden in jeder Phase, insbesondere nach Phasen starker Aktivität SS finden
wieder zu sich (Unterricht ist umso ergiebiger, je mehr jeder Einzelne bei sich ist)
(ii) programmierter Unterricht
·
Buchvariante (wird kaum noch verwendet)
·
Computervariante (das Programmangebot ist (noch) nicht sehr überzeugend)
·
lineare Programmstruktur
·
verzweigt Programmstruktur
(iii) Informationsbeschaffung im Internet
Insbesondere durch die Einführung der neuen Medien in die Schule kommt künftig dem indivi-
dualisierten Unterricht eine größere Bedeutung zu.
Vorteile:
v. Hentig (1996): "Die Menschen stärken und die Sachen klären."
·
Individualisierung des Lernprozesses
·
Lerntempo, Art und Niveau der Aufgaben individuell angepasst
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Erfolgserlebnisse für SS
·
Lernerfolg unabhängig von der Beziehung L - SS
·
eigene Aktivität eines jeden SS
·
führt zu Methodenkompetenz, insbesondere Medienkompetenz
Nachteile:
·
Gefahr der Vereinsamung
·
Über- / Unterforderung
·
starke Lenkung insbesondere bei linearer Programmstruktur kaum Förderung der Lösung kom-
plexer Probleme (kleine Schritte)
6.3 Frontalunterricht
Der Lehrer trägt den Stoff vor, steuert den Unterricht, ist dominant.
Die Lernenden werden gemeinsam Unterrichtet
Schüler-Schüler-Interaktionen sind selten (insbesondere im darbietenden Un-
terricht).
Vorteile:
·
kann effektive Art der Wissensvermittlung sein, insbesondere, wenn Rück-
sicht
genommen wird auf
·
Schülervorstellungen
·
Schülerinteressen
·
Die Lernvoraussetzungen und den sachstrukturellen Entwicklungsstand der SS
·
Das Lerntempo der SS
·
L kann Zusammenhänge darstellen, einen Überblick oder eine Zusammenfassung geben
·
Frontalunterricht befriedigt das Sicherheitsbedürfnis der Lehrkräfte (und auch mancher SS)
·
(scheinbare?) Kontrolle über Lernstoff und Lernprozesse
·
alle SS können auf gleiches Niveau für nachfolgende Unterrichtsphasen gebracht werden
·
Disziplin "relativ leicht“ handhabbar
·
Unterrichtssystem leicht kontrollierbar und abänderbar
·
Lernzielkontrollen sind jederzeit möglich
·
Planung und Organisation wenig aufwendig
Nachteile:
·
Erziehung zu Passivität
·
geringe Möglichkeit zur Differenzierung und Individualisierung
·
keine Möglichkeit, soziale Lernziele zu erreichen
·
Gefahr, zu schnell vorzugehen
·
selbständiges Denken und Handeln wird nicht gefördert
·
Guter Frontalunterricht erfordert erfahrene Lehrkräfte
6.4 Klassengespräch
L
Stuhlkreis
(Plenum)
·
Diskussionsrunde
·
Einstieg in ein neues Thema
·
Planung
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