der spiegel paĹşdziernik 2008 - die Angst vor der Angst.pdf

(7725 KB) Pobierz
Die Angst vor der Angst
43880747.017.png
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
6. Oktober 2008
Betr.: Titel, Telekom, Terrorismus
U m 777 Punkte fiel der Dow-Jones-Index am vergangenen Montag, so viele hatte der
Index an der New Yorker Wall Street noch nie zuvor an einem Tag verloren. SPIE-
GEL-Reporter Klaus Brinkbäumer, 41, stand auf dem Parkett, als der Sturz begann, er
hatte den Börsenmakler Theodore Weisberg, 68, und dessen Sohn Jason, 39, begleitet,
und nun erlebte er mit, wie um ihn herum rund tausend Finanzprofis ungläubig auf die
Bildschirme mit den Nachrichten starrten. Nicht nach Panik sah das aus, das Zentrum
der Finanzwelt wirkte auf Brinkbäumer eher wie schockgefroren, kaum handlungsfähig.
Die Ersten, die sich wieder erholten, waren
die Mitarbeiter der Pressestelle. Freundlich,
aber ungeduldig wollten sie wissen, ob Brink-
bäumer mit seinen Interviews nicht bald fertig
sei und ob er nicht schon genug gesehen habe.
Die SPIEGEL-Titelgeschichte dieser Woche
widmet sich nicht nur den hilflosen Brokern
von New York, sie beschreibt vor allem die
hilflosen Banker in Deutschland und Europa –
und den Streit darüber, wie und in welchem
Maß die Politik helfen kann (Seite 48).
Brinkbäumer, Theodore Weisberg
schon daran gewöhnt. Mal sind es ein paar zehntausend Adressen, die von Call-
centern verhökert werden, mal geht es um 1,5 Millionen Kontonummern. Doch das,
was die SPIEGEL-Redakteure Frank Dohmen, 45, und Thomas Schulz, 35, vergange-
ne Woche in den Händen hielten, hätte man nicht für möglich gehalten: mehr als
17 Millionen Kundenstammsätze von T-Mobile, die dem Mobilfunkanbieter offen-
bar bereits Anfang 2006 gestohlen worden waren. Geheimnummern von Prominen-
ten, Adressdaten, alles handlich auf DVD gespeichert. Recherchen rund um die
internationale Kriminalität hatten die SPIEGEL-Redakteure auf die Spur geführt,
vergangene Woche konfrontierten sie die Deutsche Telekom mit ihrem Fund. Der
Konzern schickte gleich sieben Leute zum Gespräch: Juristen, Sicherheitsexperten und
PR-Mitarbeiter. Wie die Daten nach außen gelangten, konnte die Telekom nicht er-
klären, offenbar bemühte sie sich aber, das Leck zu schließen. Und kurz nach dem Be-
such der SPIEGEL-Redakteure gab der Konzern im Bundesinnenministerium Alarm:
Man müsse wohl mit schlechten Nachrichten rechnen (Seite 72).
11. September. Gut möglich auch, dass er nur Mitwisser ist, ganz bestimmt aber
dürfte er ein Sympathisant al-Qaidas sein. In Slahis Geschichte, seiner Zeit in Deutsch-
land und seiner Haft in Guantanamo, spiegelt sich fast ein Jahrzehnt des Kampfes ge-
gen den Terror. Vier SPIEGEL-Redakteure verfolgten Slahis Spur: Marcel Rosenbach,
36, recherchierte in Duisburg, wo Slahi wie ein Musterimmigrant wohnte und doch
längst radikalisiert war; John Goetz, 45, trieb
in den USA den Mann auf, der Slahi in Guan-
tanamo verhörte; Holger Stark, 38, sprach mit
dem US-Militärstaatsanwalt, der seinen An-
klagejob gegen Slahi aus Protest gegen Folter
in Guantanamo niederlegte; und Britta Sand-
berg, 45, reiste nach Mauretanien, um mit der
Familie zu reden. Dort war die Redakteurin
hochwillkommen: Dass ihr Sohn lebt und wo
er seit Jahren steckt, hatte die Mutter erst zu-
vor aus dem SPIEGEL erfahren (Seite 100).
Sandberg in Mauretanien
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
41/2008
3
D ass aus deutschen Unternehmen Kundendaten geklaut werden – man hat sich fast
V ielleicht ist Mohamedou Ould Slahi ein Terrorist, ein Mitverschwörer des
43880747.018.png 43880747.019.png 43880747.020.png 43880747.001.png 43880747.002.png 43880747.003.png
In diesem Heft
Titel
Die Krise des Kapitalismus erschüttert das
Vertrauen in Demokratie und Marktwirtschaft ...... 48
Was passiert, wenn die Panik der
Finanzmärkte die Kleinsparer erreicht .................. 53
Interview mit dem US-Ökonomen Robert Shiller
über das Versagen der amerikanischen Regierung ... 58
Aus den Fehlern Japans könnten die USA
Lehren ziehen ....................................................... 62
Wie ein amerikanischer Börsenmakler versucht,
mit der Krise fertigzuwerden ................................ 66
der CSU Seite 22
Nach dem Debakel bei der
Landtagswahl hat sich die
CSU einen brutalen Macht-
kampf geliefert. Der neue
starke Mann, Landwirtschafts-
minister Horst Seehofer,
übernimmt vom gescheiter-
ten Duo Beckstein/Huber ei-
ne zerrissene Partei, die ihre
Schwäche durch lautes Auf-
treten übertönen will. Kanz-
lerin Angela Merkel stellt sich
schon auf massive Störungen
aus Bayern ein.
Deutschland
Panorama: Steinmeier will Afghanistan-Mandat für
KSK streichen / Anti-Terror-Einsatz verärgert
Bundesinnenministerium / Hartz-IV-Empfängern
soll Rechtshilfe erschwert werden .......................... 17
CSU: Führungschaos in der bayerischen
Staatspartei ........................................................... 22
Union: SPIEGEL-Gespräch mit
CDU-Innenminister Wolfgang Schäuble über
die Probleme seiner Partei nach der Bayernwahl
und den Zustand der Großen Koalition ................ 28
Umwelt: Die deutsche Industrie will das
EU-Klimapaket kippen .......................................... 32
Geiselnahmen: Neue Aufgaben für
die Elitetruppe GSG 9 ........................................... 34
Gesundheit: Wie sich Mediziner von der
Tabakindustrie sponsern lassen ............................. 36
Strafverfolgung: Seit 50 Jahren ermittelt die
Zentrale Stelle in Ludwigsburg gegen Nazi-Täter ... 38
Beamte: Die folgenschwere Affäre einer
Asylbewerberin mit einem Bürokraten ................. 42
Immobilien: Häuserfassaden vom
Buntspecht bedroht ............................................... 43
Beckstein, Seehofer
Daten-GAU bei T-Mobile
Seite 72
Der Telekom-Handy-Tochter T-Mobile wur-
den die Verbindungsdaten von mehr als
17 Millionen Kunden gestohlen. BKA und
Bundesregierung sind alarmiert, denn be-
troffen sind auch Top-Prominente aus Poli-
tik, Wirtschaft und Kultur, die nun um ihre
Sicherheit fürchten.
Wirtschaft
Trends: Profitiert US-Autoindustrie von Bushs
Rettungsmilliarden? / Finanzminister verspricht
ausgeglichenen Haushalt / Arbeitsminister warnt
Union vor neuem Mindestlohn-Kurs ..................... 46
Konzerne: Der Deutschen Telekom wurden
über 17 Millionen Kundendaten gestohlen ............ 72
Wie der Konzern heimlich nach Tätern und
Hintermännern fahndete ....................................... 74
Energiepreise: Viele Gasversorger wollen
überhöhte Gebühren an Kunden zurückzahlen ..... 76
Gesundheit: Die Versicherten müssen unter
der verpfuschten Reform leiden ............................ 78
Forschung: Im Osten verpuffen viele Förder-
Millionen für die grüne Gentechnik ...................... 93
Telekom-Chef Obermann
Gesundheitsreform mit Beitragsschock Seite 78
Die Bundesregierung präsentiert die Rechnung für ihre missratene Gesundheits-
reform. Die Krankenkassenbeiträge werden auf ein neues Rekordniveau steigen. Für
neun von zehn Versicherten wird es teurer als bisher.
Gesellschaft
Szene: Überforderte Gymnasiasten in
Berlin-Neukölln / Öko-Knast in Großbritannien ... 97
Eine Meldung und ihre Geschichte – warum
ein Texaner zwei Einbrecher erschießen durfte .... 98
Terrorismus: Von Duisburg nach Guantanamo –
die Karriere des Häftlings Nr. 760 ........................ 100
Ortstermin: Ein Frankfurter Gastronom
und sein Hartz-IV-Kochkurs ................................ 120
Geborene Stars
Seite 178
Sie tragen große Namen: Jagger, Hilton,
Hearst oder Willis. Das reicht vielen
Prominenten-Sprösslingen, um selbst zu
glamourösen Helden der Populärkultur
aufzusteigen. Den Ruf ihrer Eltern ver-
markten sie wie ein Label – und sie
werden dafür von der Generation der
Erben wie Stars verehrt. Die Promi-
Kinder zeigen: Erfolg muss heute nicht
mehr an Leistung gekoppelt sein.
Sport
Szene: Der Stolz des nigerianischen
Klitschko-Gegners Samuel Peter / Maßnahmen
gegen Wettbetrug ................................................. 123
Formel 1: Lewis Hamilton gegen Felipe Massa –
das Duell um die Weltmeisterschaft ..................... 124
Zeitgeschichte: Wiederentdeckte Fan-Briefe
an den Fußball-Bundestrainer Helmut Schön ...... 128
Jagger-Töchter Elizabeth, Georgia
6
Chaostage in
43880747.004.png 43880747.005.png 43880747.006.png 43880747.007.png
Bankkunden in Berlin (1931), Börsianer in New York
ULLSTEIN BILD (L.); RICHARD DREW / AP
Ausland
Panorama: Arabische Annäherung an
Israel? / Serbien will Den Haag wegen des
Kosovo anrufen ................................................... 130
Somalia: Piraten-Angriff auf den
Panzerfrachter „Faina“ ........................................ 132
USA: Sarah Palin schrumpft auf Normalmaß ....... 136
Österreich: Schlappe Volksparteien ................... 140
Italien: Berlusconis Budenzauber ....................... 148
Zeitgeschichte: Das Kriegsverbrechen
von Katyn ............................................................ 152
Global Village: In Thailand rebellieren
burmesische Flüchtlinge dagegen, zur Schau
gestellt zu werden ................................................ 156
Das Finanzsystem wankt Seiten 48 bis 66
Die aktuelle Finanzkrise ist die größte ökonomische Bedrohung seit der Weltwirt-
schaftskrise 1929. In Europa und in den USA versuchen die Regierungen, notleidende
Banken mit Steuergeldern zu retten und das Finanzsystem zu stabilisieren. Die
Börsen reagieren mit heftigen Kursstürzen, die Bürger sind verunsichert.
Wissenschaft · Technik
Prisma: Beging der US-Abenteurer Steve Fossett
einen Pilotenfehler? / Atomkraftwerke erhöhen
Krebsrisiko bei Kindern ....................................... 158
Archäologie: Forscher auf der Spur eines
steinzeitlichen Pompeji in den Alpen ................... 160
Umwelt: Energiesparlampen sind schlechter
als ihr Ruf ............................................................ 164
Katastrophen: Ein Panikforscher bestreitet,
dass es Panik gibt ................................................. 166
Medizin: Wie ein französischer Mikrobiologe
Viren mit Viren bekämpfen will ........................... 168
Paläontologie: Stapfte der Urahn aller
Dinosaurier durch Sachsen-Anhalt? ..................... 170
Showdown vor Somalia Seite 132
Am Horn von Afrika gefährden Piraten den globalen Warenverkehr. Nach dem
Überfall auf einen mit Panzern beladenen Frachter wollen USA und EU ihnen das
Handwerk legen. Indes sorgt die dubiose Ladung für diplomatische Querelen.
Kultur
Szene: Die scheidende „Literaturen“-
Chefin Sigrid Löffler über ihren Rückzug /
Neues Saatchi-Museum in London ...................... 172
Städtebau: Eine Welle von Moschee-
Neubauten zwingt Deutschland zu einer
Integrationsdebatte .............................................. 174
Society: Prominentensprösslinge sind die
neuen Stars der Schickeria ................................... 178
Soziologe Sighard Neckel über den
unverdienten Ruhm der Erben ............................. 179
Film: Martin Sonneborns satirische
Dokumentation „Heimatkunde“ ......................... 180
Bestseller ........................................................... 181
Gesellschaftsanalyse: SPIEGEL-Gespräch
mit dem US-Intellektuellen Noam
Chomsky über die Kapitalismuskrise und
die amerikanischen Wahlen ................................. 182
Philosophie: Bestseller-Autor
Richard D. Precht über die Moraltheorie des
Primatenforschers Frans de Waal ......................... 186
Nahaufnahme: Besuch bei den belgischen
Regie-Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne .... 188
Steinzeit-Tsunami in den Alpen
Seite 160
Einzigartige Schätze aus der
Steinzeit liegen am Grund
des österreichischen Mond-
sees. Nun ist der Geologe
Alexander Binsteiner dort
auf Spuren eines enormen
Bergsturzes gestoßen. Sein
Fund hat die Fachwelt auf-
geschreckt: Begrub ein Tsu-
nami hier ein Steinzeitdorf?
Die Forscher hoffen auf ein
frühgeschichtliches Pompeji.
Binsteiner am Mondsee
Gebauter Islam Seite 174
Rund 200 neue Moscheen sollen in
der Bundesrepublik entstehen. Viele
Muslime sind stolz darauf, in der deut-
schen Gesellschaft endlich sichtbar
zu werden. Doch fast immer gibt es
Streit: An der Architektur, die den
Islam mitten im Stadtbild ansiedelt,
entzünden sich die schwelenden Kon-
flikte um Fremdheit und Integration.
Medien
Trends: Oliver Pocher über seine Late-
Night-Arbeit mit Harald Schmidt /
Frauen erobern „FAZ“-Feuilleton-Führung ......... 191
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ........................ 192
Verlage: Dem deutschen Mediengeschäft
droht eine neue Werbekrise ................................. 194
Fernsehfilme: Eine ZDF-Reihe feiert
die Geschichte des HipHop ................................. 197
Briefe ..................................................................... 8
Impressum, Leserservice ................................ 200
Register ............................................................. 202
Personalien ....................................................... 204
Hohlspiegel / Rückspiegel ............................... 206
Moschee-Neubau in Berlin
der spiegel
41/2008
7
43880747.008.png 43880747.009.png 43880747.010.png 43880747.011.png
Briefe
„Eigentlich sieht es gut für die Welt aus:
Nach dem Zusammenbruch der alt-
sozialistischen Ideologie folgt nun der
Zusammenbruch auch des anderen
Extrems, der neoliberalen Ideologie. Hoffent-
lich zugunsten der realen Ökonomie.“
scher Dilettant wie Bush seine Landsleute
ungeschützt einer Horde von Raubtier-
kapitalisten, die, von maßloser Gier ge-
trieben, ohne Skrupel Millionen Existen-
zen vernichten. Ähnliche Tendenzen, viel-
leicht eine Nummer kleiner, sind auch hier
unverkennbar. Wenn wirklich, wie von
Merkel und Steinbrück behauptet, die Ge-
fahren im Banken- und Finanzgeschäft be-
kannt waren, fragt man sich, warum sie
dann seit Jahren Millionen Arbeitnehmern
empfehlen, ihre Altersversorgung genau
denen anzuvertrauen, deren Treiben sie
für unverantwortlich halten. Die nassfor-
schen Sprüche vom hanseatischen Bun-
deskassenwart klingen wie Hohn, wenn er
verkündet, kein Geld für die dringend
benötigte Entlastung der Normalbürger zu
haben, gleichzeitig aber großzügig den
Geldhahn öffnet, um die von ihm kriti-
sierten Monopoly-Spieler zu sanieren, von
seiner persönlichen Aufsichtspflicht bei
IKB und KfW einmal ganz abgesehen.
Bedburg (Nrdrh.-Westf.)
Dr. Zoltan Magyar aus Karlsruhe zum Titel „Der Preis
der Überheblichkeit – Eine Wirtschaftskrise verändert die Welt“
SPIEGEL-Titel 40/2008
Noch haben wir die Wahl
Nr. 40/2008, Titel: Der Preis der Überheblichkeit –
Eine Wirtschaftskrise verändert die Welt
Die Bankenkrise in den USA wäre ohne
die Banker-Gier in Europa so nicht mög-
lich gewesen. Alle wollten Kohle machen.
Wer sich hier reinwaschen will, ist ein Pha-
risäer. Europa muss den USA in dieser Fi-
nanzkrise schon aus schierem Eigennutz
zur Seite stehen; Schuldzuweisungen sind
müßig. Fallen die USA in eine Depression,
fällt auch Europa – vielleicht noch tiefer.
Warum lässt die Politik nicht alle Banken
und Firmen, die sich verzockt haben, kol-
labieren? Das wäre das reinigende Ge-
witter, was unser globales Finanzcasino
brauchte. Dann wird ehrliche, bodenstän-
dige Arbeit mit Kopf und Hand wieder
ihren Stellenwert bekommen, und Zocker
werden für ihre Gier und Überheblichkeit
bestraft. Stattdessen sollen wir Bürger mit
unseren Steuergeldern die Suppe auslöf-
feln, die uns Banker eingebrockt haben,
die bei Privatleuten die Kreditwürdigkeit
aufs penibelste prüfen.
Siegburg (Nrdrh.-Westf.) Michael Schneider
Leonhard Köhlen
Wenn die Finanzkrise etwas Gutes birgt,
dann ist es die Hoffnung, dass die USA
zukünftig keinen sogenannten Präven-
tionskrieg führen werden. Der letzte Rest
vom Staatssäckel dürfte durch die Finanz-
und Wirtschaftskrise aufgebraucht sein.
Kein Geld, kein Krieg, oder: pleite, aber
friedlich. Das kann auch sexy sein.
Ibbenbüren (Nrdrh.-Westf.)
Stefan Donnermeyer
Durch das Rettungspaket à la USA wird
es zu heftigen Wettbewerbsverzerrungen
kommen, weil Amerika massiv in seine
Finanzstrukturen eingreift. Zudem wird es
manches Unternehmen geben, das an sei-
nen Gewinnvorgaben festhalten wird, ob-
wohl diese Zahlen nicht erreichbar sind.
Also wird der Druck auf die Arbeitneh-
mer zunehmen. Die Trickkiste ist ziemlich
groß. Ebenso ist es möglich, dass wegen
der Tarifverhandlungen in der Metallindu-
strie ein Schreckensszenario aufgebaut
wird, um niedrigere Lohnabschlüsse zu er-
zwingen. Es ist jetzt Intelligenz gefragt und
keine Demagogie. Eine Stärkung der In-
landsnachfrage könnte eine gewisse Kom-
pensation bewirken. Das passt aber leider
nicht ins Kalkül der Interessenverbände.
Heusweiler (Saarland) Volkmar Grombein
SPIEGEL ONLINE Forum
Da ist der SPIEGEL ja vom Saulus zum
Paulus geworden. Vor kurzem schrieb er
noch abfällig über die Kreissparkassen und
Genossenschaftsbanken, die nur matte fünf
Prozent Gewinn erwirtschaften. Nur: Wem
nutzt dieser Sinneswandel? Leider gilt hier
die Lebensweisheit „Wer zuletzt lacht, lacht
am besten“ nicht mehr, denn inzwischen
ist allen Beteiligten das Lachen vergangen.
Balingen (Bad.-Württ.)
Börse in New York
Unverantwortliches Treiben
Wolfgang Willig
Beide scheiden dann für einige Zeit in der
Welt als starke Ordnungsfaktoren aus. Und
in dieses Vakuum werden nur zu gern
Mächte stoßen, die mit Demokratie, Frei-
heit und Toleranz nicht das Geringste zu
tun haben und zu tun haben wollen. Und
das wollen in Europa nur sehr wenige.
Noch haben wir im Westen die Wahl.
Ratingen (Nrdrh.-Westf.) Gregor Faßbender
USA perdu? Und die Nibelungentreue ent-
puppt sich als Vasallentreue? Haben wir
nun eine Bankenkrise, eine Systemkrise
oder ein Krisensystem? Ihre Konzentration
auf die schwankende Weltmacht erschwert
den Blick auf das Allgemeine und auf uns.
Pardon, auch wir Europäer gehören zum
Kapitalismus, auf die das verwendete Marx-
Zitat zutrifft. Die Amerikaner sind ledig-
lich das momentan sichtbarste Beispiel für
einen ansonsten auch bei uns anzutreffen-
den Missbrauch: Die historisch gewach-
sene Funktion des Geldes wird aufgegeben,
indem der Profit zum Selbstzweck perver-
tiert und sich, speziell bei den Investment-
banken, von der Realwirtschaft entkoppelt.
Die nötige Korrektur dagegen bedarf not-
wendigerweise einer politischen Kraft au-
ßerhalb der dafür verantwortlichen Wirt-
schaftseliten. Aber diese Kraft gibt es nicht.
Berlin
In einem Land wie den USA, wo man je-
dem Bürger statistisch vier Handfeuer-
waffen zum Schutz vor möglichen Pferde-
dieben zugesteht, überlässt ein ökonomi-
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel Finanzkrise – Müssen die Deutschen
um ihre Ersparnisse fürchten?
www.spiegel.de/forum/Bankencrash
• CSU Welche Folgen hat der Absturz der CSU
für die Bundespolitik? www.spiegel.de/forum/CSU
• Somalia Soll die deutsche Marine Piraten jagen?
www.spiegel.de/forum/Piraten
Dr. Enrico Mönke
8
der spiegel
41/2008
43880747.012.png 43880747.013.png 43880747.014.png 43880747.015.png 43880747.016.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin