Der Spiegel 2006 10.pdf

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
6. März 2006
Betr.: Rechtschreibung, Titel
E s war die wohl überflüssigste, sinnloseste und dilettantischste Reform der Nach-
kriegszeit: Die Kultusminister der Länder hatten eine „Reform“ der Rechtschrei-
bung auf den Weg gebracht, die zum allgemeinen Schreibchaos führte. Verlage, vom
SPIEGEL bis zur „FAZ“, und Schriftsteller wie Hans Magnus Enzensberger und
Günter Grass zogen dagegen zu Felde – dennoch trat das missglückte Macht-Werk
zum 1. August 2005 in Kraft. Die „Frankfurter Allgemeine“,
der SPIEGEL, der schon 1996 in einem Titel über den
„Schwachsinn Rechtschreibreform“ berichtet hatte, und der
Axel-Springer-Konzern erklärten nach und nach, zur tra-
dierten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen – es sei
denn, die Reform werde in wesentlichen Teilen reformiert.
Mit dieser Aktion gelang es, die Kultusminister von der ver-
bindlichen Einführung der Rechtschreibreform abzubrin-
gen. Stattdessen wurde der „Rat für deutsche Rechtschrei-
bung“ gegründet, der, unter dem Vorsitz des ehemaligen
bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair, die neuen
Regeln gründlich überarbeitete. Vorige Woche stimmten die
Kultusminister den letzten Änderungen zu, die neuen Re-
geln wurden weitgehend zurückgenommen. Was bleibt, ist
die nach wie vor umstrittene „ß/ss“-Regelung. Der SPIEGEL war bei den unsinnigen,
auch vom Duden klammheimlich korrigierten Neuerungen bereits zur alten Schreib-
weise zurückgekehrt, Anfang des Jahres hatte er zudem die vom Rat für deutsche
Rechtschreibung vorgeschlagenen Verbesserungen übernommen. Die noch fehlenden
Korrekturen legte der Rat jetzt vor, der SPIEGEL berücksichtigt sie von dieser Ausgabe
an. Die neue, weitgehend alte Rechtschreibung soll nun vom 1. August an gelten.
SPIEGEL-Titel 42/1996
I n seiner Kindheit, erinnert sich SPIEGEL-Redakteur Matthias Matussek, 51, war er
„immer im Rudel“. Zu Hause im westfälischen Münster sorgten vier Brüder
für die Geborgenheit einer Großfamilie, sie hatten reichlich Gelegenheit, Sozialver-
halten miteinander zu üben. Der Titelautor selbst hat bisher nur einen Sohn, 12, und
er kennt viele Alleinstehende und Paare, die keine Kinder haben. „Unsere Gene-
ration“, sagt Matussek, „hat den Umgang mit Kindern schon jetzt weitgehend ver-
lernt, doch Kinder bringen uns Selbstlosigkeit bei.“ Matussek sieht zudem die
These Frank Schirrmachers, 46, bestätigt, die der Mitherausgeber der „Frankfurter
Allgemeinen“ in seinem
neuen Buch „Minimum“
begründet: Die anhaltend
geburtenschwachen Jahr-
gänge werden nicht leisten
können, was in der Zu-
kunft von ihnen erwartet
werde. „Sie werden Schul-
den übernehmen müssen,
die wir ihnen überlassen,
und sie werden uns dafür
zur Kasse bitten. Und sie
werden außerdem in einer
immer älter werdenden
Gesellschaft zunehmend
vereinzeln“, sagt Matus-
sek (Seite 76).
Matussek (2. v. r.), Vater, Brüder (1959)
3
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
10/2006
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In diesem Heft
Titel
Wenn Kinderlosigkeit zur Leitkultur wird ........ 76
SPIEGEL-Gespräch mit Frank Schirrmacher
über sein neues Buch, die Auflösung
der Familie und die Gesellschaft der Zukunft ... 85
Deutschland
Panorama: Unionspolitiker gegen
Ehrenkodex / Bayern für schärferes Jugend-
strafrecht / Machtkampf im Beamtenbund ........ 17
Arbeitsmarkt: Angela Merkels
Fünf-Millionen-Problem ................................... 22
Wie dubiose Stellenanbieter Kasse machen ...... 24
Polit-Prominenz: Altkanzler Schröder tritt
für eine Finanz-„Heuschrecke“ auf .................. 28
Staatsoberhaupt: Bundespräsident Köhler
sucht nach seiner politischen Rolle ................... 30
Verfassungsgericht: Das politische
Geschacher um frei werdende Richterstellen ... 35
Geheimdienste: Verwirrspiel um die
Tätigkeit des BND im Irak ............................... 36
Terrorismus: Wie die Regierung den deutschen
Staatsbürger Mohammed Zammar im Stich ließ ... 38
Außenpolitik: Die Europäer wollen
den angekündigten Kongo-Einsatz kleinhalten ... 40
Entführungen: Sicherheitslücken führten zum
Kidnapping der Leipziger Techniker ................ 42
Linkspartei: Trotzkisten unterwandern WASG
Koalition ohne
Arbeit Seiten 22, 24
Aller gefühlten Aufschwung-
Euphorie zum Trotz sind über
fünf Millionen Menschen in
Deutschland ohne Job. Woche
für Woche gehen Tausende so-
zialversicherungspflichtige Ar-
beitsplätze verloren. Zudem nut-
zen viele dubiose Vermittler die
Notlage der Betroffenen aus.
Doch die Regierung von Kanzle-
rin Merkel verschärft die Misere
noch, anstatt sie zu beheben. Ne-
ben SPD-Arbeitsminister Münte-
fering steht CSU-Wirtschafts-
minister Glos im Mittelpunkt der
Kritik.
Merkel, Müntefering
44
Rheinland-Pfalz: Wie sich Ministerpräsident
Kurt Beck zum Wahlsieg feiert ......................... 46
Strafjustiz: Das Itzehoer Landgericht
urteilt über den Tod des zweijährigen Tim
aus Elmshorn ................................................... 48
Verbrechen: Der vermeidbare
Hungertod eines Kindes ................................... 50
Karrieren: Aufstieg und Fall
einer Eisprinzessin ........................................... 54
Bildung: Deutsche trainieren für die
Fußball-WM Benimm und Fremdsprachen ....... 62
Gesellschaft
Szene: Kriselnder Goya-Club in Berlin /
Quallenforschung im japanischen Meer ........... 63
Eine Meldung und ihre Geschichte .................. 64
Krankenhäuser: Wie die Leipziger
Universitätsklinik einen Patienten sterben ließ ... 66
Ortstermin: Eine Berliner Kirchengemeinde
erhält Spenden aus Kenia ................................. 74
Wirtschaft
Trends: VA-Tech-Geschäftsführer verhaftet /
Wer unterstützt DGB-Vize Engelen-Kefer? ...... 90
Standortpolitik: Die jüngste Fusionswelle
in Europa spült alten Protektionismus frei ....... 92
Volkswagen: Hinter den Kulissen
wird bereits die Nachfolge von VW-Chef
Pischetsrieder geregelt ...................................... 96
Konzerne: Wie Bertelsmann sich auf einen
drohenden Börsengang einstellt ........................ 99
Manager: SPIEGEL-Gespräch mit
dem russischen Milliardär Wiktor Wexelberg
über seinen wilden Aufstieg ........................... 100
Geflügelzucht: Die Vogelgrippe wird
die Agrarindustrie umkrempeln ...................... 102
Pleiten: Wen die Heros-Insolvenz
am härtesten trifft ........................................... 104
Ausland
Panorama: Ein Inder als nächster Uno-
Generalsekretär? / Spekulationen zum
Mordfall Olof Palme / Schwarzgeldaffäre
um Berlusconi-Anwalt .................................... 107
Irak: Auf dem Weg in den Bürgerkrieg ........... 110
Polen: SPIEGEL-Gespräch mit Präsident
Lech Kaczyn´ski über das Verhältnis
der Polen zu den Deutschen und zu Europa ... 113
Schröder beim Klassenfeind Seite 28
Während führende Sozialdemokraten Hedgefonds noch immer als „Heuschrecken“
der Hochfinanz verteufeln, hält Gerhard Schröder am Mittwoch auf der Wiener Hof-
burg die Festrede für einen besonders umtriebigen Geldmanager.
Neue Fusionswelle – alte Schutzreflexe Seite 92
Eine neue Welle geplanter Mega-
Fusionen wie zwischen E.on und En-
desa bringt die EU in Bedrängnis. Um
ihre eigenen Konzerne zu schützen,
bauen etliche Mitgliedstaaten wieder
protektionistische Hürden auf. Das
Prinzip des freien Warenverkehrs ist
bedroht. Die EU-Kommission mahnt,
ist aber weitgehend hilflos.
Endesa-Kraftwerk
Gestürzter Star Seite 54
Claudia Massari wurde dreimal Deutsche
Meisterin im Eiskunstlaufen, sie war Teil
des Jet-Sets und Liebling der Medien. Mit
dem Leben nach dem Sport jedoch kam sie
nicht zurecht. Den einzigen Halt fand sie in
ihrem Sohn, mit dem sie aus Deutschland
flüchtete. Interpol nahm sie schließlich we-
gen Kindesentziehung fest. Es war ein Dra-
ma, als Behörden ihr das Kind wegnahmen.
Massari (mit Leonardo Azzola, 1984)
6
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USA: Das Dilemma im Umgang mit Iran ........ 116
Chile: SPIEGEL-Gespräch mit Michelle Bachelet
über das Leiden ihrer Familie unter
Pinochet und Chiles Rolle in Lateinamerika ... 118
Großbritannien: Warum London seinen
exzentrischen Bürgermeister liebt ................... 122
China: Der Samariter der politischen
Gefangenen .................................................... 124
Global Village: Das Geschäft der
Schnapshändler im pakistanischen Multan ..... 126
Medien
Trends: Interview mit ZDF-Intendant
Markus Schächter über die Verschlüsselung
von Satelliten-TV / Boykott gegen
Popband wegen religionskritischer Texte ........ 129
Fernsehen: Vorschau / Rückblick .................. 130
TV-Programm: Neue Lebenshilfe-Shows
bescheren den Sendern gute Quoten .............. 132
Presse: Teenie-Blätter überbieten sich
mit kostenlosen Magazin-Dreingaben ............. 135
Wissenschaft · Technik
Prisma: Trend zur Zweit-Entjungferung /
Tigerkot-Imitat gegen Kaninchenplage ........... 136
Gehirnforschung: Der US-Neurologe
Vilayanur Ramachandran über Zellen im Gehirn,
die den Mensch zum Menschen machen ......... 138
Klima: Verhinderten Steinzeitbauern
eine neue Eiszeit? ........................................... 142
Medizin: Das Rätsel des Juckens ................... 144
Produkte: Neues zur Computer-Messe .......... 147
Mobilfunk: Die schwierige Verschmelzung
von Handy und TV ......................................... 148
Fernsehen: Scharfe Bilder im Wohnzimmer –
HDTV erreicht Deutschland ........................... 154
Unterhaltung: Interview mit dem
TV-Forscher Dietrich Leder
über den Zuschauer als Programmdirektor .... 156
Kultur
Szene: Der Schauspieler André Eisermann
über seine Begeisterung für den bayerischen
Märchenkönig Ludwig II. / John Irvings
Roman über eine Vatersuche .......................... 161
Theater: Erbitterte Debatte um die Exzesse
moderner Inszenierungen ............................... 164
Film: „Brokeback Mountain“ –
die Sommerliebesgeschichte zweier
schwuler Cowboys .......................................... 168
Geschlechterkrieg: Die Klage der
US-Starkolumnistin Maureen Dowd über
den Niedergang des Feminismus ..................... 170
Jazz: Interview mit der kanadischen
Jazzlegende Oscar Peterson
über Kommerz, Klassik und die Größen
seiner Zunft .................................................... 172
Bestseller ...................................................... 174
Pop: Chris Jagger, seit Ewigkeiten im
Schatten seines Bruders Mick, präsentiert
eine neue CD .................................................. 176
Sport
Nationalelf: Bundestrainer Jürgen Klinsmann
beharrt auf seinem Spielkonzept .................... 180
Affären: Wofür hat Reiner Calmund
580 000 Euro aus Bayer Leverkusens
Kasse entnommen? ......................................... 183
PETER GINTER / BILDERBERG
Warschauer Skyline
Harsche Worte aus Warschau Seite 113
Vor seinem Berlin-Besuch klagt Präsident Lech Kaczyn´ski im SPIE-
GEL-Gespräch über „ein neues intellektuelles Klima, das uns beun-
ruhigt“. In Deutschland tauchten „Strömungen auf, die relativieren,
was zwischen 1939 und 1945 passiert ist“. Bittere Wor-
te findet er auch für das Gas-Geschäft mit Russland.
Kaczyn´ski
Calmunds Geheimnis Seite 183
Eine dubiose Zahlung über 580 000 Euro hat Reiner Calmund
2004 seinen Job als Manager beim Fußball-Bundesligisten
Bayer Leverkusen gekostet. Noch ist unklar, bei wem das
Geld landete. Doch nun interessieren sich
Kripo und Staatsanwaltschaft für den Fall.
Calmund
Wunderzellen im Gehirn Seite 138
Wie wurde der Mensch zum sozialen We-
sen? Wie kam er zu Sprache, Kultur, Moral?
Verantwortlich sei ein Trupp wundersamer
Nervenzellen, erklärt US-Forscher Vilaya-
nur Ramachandran im SPIEGEL-Gespräch.
Neurologe Ramachandran
Reise ins
Theater Seite 164
Ist Deutschlands Regietheater eine be-
wahrenswerte Errungenschaft oder
bloß noch eine Zumutung? Der
Schriftsteller Joachim Lottmann lie-
fert – nach einer Theaterreise von
Hamburg bis Frankfurt – eine provo-
zierend subjektive Bestandsaufnahme.
Briefe ................................................................ 8
Impressum, Leserservice ........................... 188
Chronik .......................................................... 189
Register ......................................................... 190
Personalien ................................................... 192
Hohlspiegel /Rückspiegel ........................... 194
Titelbild: Illustration Chris F. Payne für den SPIEGEL
Horváth-Aufführung in Hamburg
7
der spiegel
10/2006
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Briefe
gantischen Wahlbetrugs seine Klientel mit
noch circa 30 Prozent in den Umfragen bei
der Stange hält, hat Grund zum Grinsen.
Griesbach (Bayern)
„Der SPIEGEL wäre nicht der SPIEGEL,
transportierte er uns nicht auch
per Titelbild die aktuelle Stimmung:
Maskerade, Karneval. Per Smiley-
Mundschutz suggerieren uns die Politiker,
dass jetzt noch Lächeln angesagt sei.
Die Fastenzeit wird folgen.“
Joachim Hahn
Das Lächeln wird unseren Politikern und
ihren Wählern spätestens nach zwei Jahren
Regierungszeit vergehen, wenn sie nämlich
feststellen werden, dass sich in Deutschland
nichts, aber auch gar nichts zum Positiven
hin verändert hat. Was soll sich denn schon
großartig in unserem Land ändern? CDU
und SPD haben doch bei den Koalitions-
verhandlungen beschlossen – und die Mehr-
zahl der Deutschen wollte das so –, die über
Jahrzehnte gewachsenen politischen, wirt-
schaftlichen und gesellschaftlichen Struk-
turen so zu belassen, wie sie sind.
Poznan (Polen)
Harald Dupont aus Ettringen zum Titel „Das Land des Lächelns –
Beobachtungen zur Stimmungslage der Nation“
SPIEGEL-Titel 9/2006
Nun warte ich geduldig auf das Titelbild
mit Gesichtern, denen in Deutschland das
Lachen vergangen ist. Man kann es aber
auch so sehen: „Humor ist, wenn man
trotzdem lacht.“
Bayreuth (Bayern)
Zwang des positiven Denkens
Nr. 9/2006, Titel: Das Land des Lächelns –
Beobachtungen zur Stimmungslage der Nation
Hans Ulrich Schneider
Der Titel und einige Passagen daraus erin-
nern mich an die Zeit, als hier im Osten
noch das ökonomische Gesetz zur ständi-
gen Steigerung der Arbeitsproduktivität
galt und alle Systemträger, Funkionäre, so-
zialistische Leiter und vor allem Lehrer
das vertraten und begründeten, galt es
doch, die materiellen und geistigen Be-
dürfnisse der Werktätigen immer besser
zu befriedigen. Spötter erfanden auch ei-
nen passenden Tanz dazu: Honnex – da
ging es drei Schritte nach vorn und zwei
Schritte zurück, und die Schritte nach vorn
wurden nur angedeutet.
Nauberg (Sachsen)
Treffend, Ihre Titelseite. Wahrlich, genau-
so würde ich auch lachen, wenn ich Schul-
den machen könnte auf Kosten anderer.
Illerkirchberg (Bad.-Württ.) Manfred Welter
Werner Tischer
Was soll an der neuen Harmonie in der
politischen Auseinandersetzung schlecht
sein? Ich erhoffe mir, dass in einer neuen
Streitkultur in der Großen Koalition nun
das Argument und nicht mehr seine Dar-
stellung im Mittelpunkt steht.
Dortmund
Thorsten Heine
Berndt Richter
Auch halb verdeckt ist die Merkel-Riege zu
erkennen. „Ich bin in Ordnung!“, „Du bist
in Ordnung!“, „Die Welt ist in Ordnung“.
Trügerisch? Tut nichts. Wer dauerlächelt,
hat recht. Zwang des positiven Denkens.
Alles nicht so ernst nehmen! Es wird schon.
Wie es wird? Wird nicht mehr gefragt. Ir-
gendwie, vermutlich. Irgendwie reicht.
Franz Lehár fügte seinem Hit „Immer nur
lächeln“ Tiefgang hinzu: „… doch wie’s da
drin aussieht, geht niemand was an“.
Hamburg
Das Jammern und der Pessimismus haben
die prekäre Situation in Deutschland nicht
verbessert. Warum also nicht mal positiv
denken und dabei lächeln? Jammern kön-
nen wir ja dann immer noch, falls sich
nichts geändert hat.
Ditzingen (Bad.-Württ.)
Andreas Seitz
Ihr Artikel trifft es. Diese Regierung hat in
100 Tagen nichts, aber auch gar nichts ge-
leistet. An der Spitze dieses „Merkelein“,
ich kann diese Frau nicht mehr sehen!
Auch in den nächsten 100 Tagen wird sich
am Arbeitsmarkt und in anderen reform-
bedürftigen Bereichen nichts ändern, mit
dieser Regierung nicht. Ich wünsche mir
Streit zwischen den Parteien, kein Lächeln
und Nichtstun, selbst der politische Ascher-
mittwoch ist zur Lachnummer geworden.
Köln
Kunstaktion (in Neuruppin)
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“
Christel Koppehele
Typisch SPIEGEL. Elf Redakteure reisten
durchs Land und stießen fast überall auf
Optimismus. Dieser Optimismus passt
nicht zum SPIEGEL-Image. Deshalb muss-
te der SPIEGEL zum Ergebnis kommen,
dass die „gute Laune“ in Deutschland „be-
sorgniserregend“ sei. Es dürfte einleuch-
tend sein, dass ein Optimist wesentlich bes-
ser Herausforderungen meistern kann als
ein Pessimist. Im Übrigen ist „gute Laune“
immer besser als „schlechte Laune“.
Quedlinburg (Sachsen-Anh.)
Insbesondere SPD-Funktionäre haben viel
zu lachen, brachten sie doch innerhalb ei-
nes halben Jahres dem vergesslichen Trot-
tel Wähler bei, einmal gegen die Erhöhung
der Mehrwertsteuer zu stimmen und heu-
te die beschlossene 19-Prozent-Mehrwert-
steuer als das „Normative des Faktischen“
zu akzeptieren. Wer anlässlich dieses gi-
Petra Lorenz
Vor 50 Jahren der spiegel vom 7. März 1956
Wiedereröffnete Diskussion über deutsche Einheit Aufweichung der
Fronten. Ludwig Erhards Kampf um stabile Preise Absprache unter
Fotofirmen. Grundbesitzer wehrt sich gegen Bodenreform Streit um
Staatsbürgerschaft. Kommunistische Christus-Lästerung im Branden-
burger Karneval Dem Alkohol nicht abgeneigt. Akademiker-Streik
in Israel Gegen Herrschaft der Gewerkschaftsfunktionäre. Exhumierung
des französischen Autokönigs Renault Witwe will Mord beweisen.
Karsten Knolle
Nach dem Scheitern der keynesianischen
Wirtschaftspolitik in den siebziger Jahren,
der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in
den Achtzigern und der Angebotspolitik
der neunziger Jahre verfahren die Politiker
wie der Arzt vor dem ihm unerklärlichen
Beschwerdebild: Die Psyche ist’s.
Schwalbach (Saarland)
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Schauspielerin Romy Schneider
Joachim Stein
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin