Der Spiegel 2007 48.pdf

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
26. November 2007
Betr.: Titel, Duma-Wahl, China-Kunst
D er Dollar fällt in atemberaubender Geschwindigkeit, die Wettbewerbsfähig-
keit ganzer Kontinente hängt von seinem Kurs ab – und die Angst geht um, die
Krise der US-Währung könnte die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds trei-
ben. Die SPIEGEL-Redakteure Dietmar Hawranek, 50, Alexander Jung, 41, Armin
Mahler, 53, und Gabor Steingart, 45, analysieren in der Titelgeschichte dieser Woche
die Gründe für den Verfall des Zahlungsmittels, an dem die Welt hängt. Ihre Prognose
klingt düster. Es stehe zu befürchten, so Mahler, „dass die Notenbanken diese Ent-
wicklung ebenso wenig korrigieren können wie die Regierungen“. Für seine Titel-
geschichte „Weltkrieg um
Wohlstand“ (SPIEGEL 37/
2006) wurde Steingart vo-
rigen Donnerstag in Ham-
burg mit dem Helmut-
Schmidt-Journalistenpreis
ausgezeichnet. Er verste-
he dies „als Ermunterung,
unbequem und unabhän-
gig zu sein“, sagte Stein-
gart (Seite 72).
Schmidt, Steingart (in Hamburg), SPIEGEL-Titel
W ie wird aus einer beim russischen Volk mäßig beliebten Partei die stärkste poli-
tische Kraft im größten Flächenstaat der Erde? Zwischen Ostsee und Pazifik
haben SPIEGEL-Redakteure nach Gründen gesucht für den offenbar bevorstehenden
Triumph der Kreml-Partei „Einiges Russland“ bei der Duma-Wahl am Sonntag.
Matthias Schepp, 43, Leiter des Moskauer Büros, spürte im westsibirischen Tjumen
die Aufbruchsstimmung derer, die vom Öl- und Gas-Boom profitieren. Uwe Klußmann,
46, reiste in das als Banditenhochburg verrufene Wladiwostok im Fernen Osten, wo
Regimegegner Racheakte fürchten und die Fahne der Partei von Präsident Wladimir
Putin, 55, von einem umstritte-
nen Wendegewinner hochgehalten
wird. Reporter Walter Mayr, 47,
sah sich im ostsibirischen Bedime
um und erlebte in Magnitogorsk
am Fluss Ural, wie lokale Oligar-
chen an der Spitze von „Einiges
Russland“ jeden Widerspruch im
Keim zu ersticken suchen. „Das
Problem der Putin-Partei sind
nicht ihre politischen Gegner“,
sagt Mayr, „gefährlich werden
kann ihr nur noch die Verdrossen-
heit des Wahlvolks“ (Seite 136).
Mayr (im ostsibirischen Bedime)
S eit viele Pekinger Künstler zu Geld gekommen sind, machen sie sich fast so rar
wie Mitglieder des Politbüros. „Der Meister hat keine Zeit, schreiben Sie ein
Fax“, hörte Andreas Lorenz, 55, China-Korrespondent mit Sitz in Peking, nicht selten,
als er sich aufmachte, im Künstlerdorf Songzhuang vor den Toren der Hauptstadt
Maler zu interviewen. Yue Minjun, 45, jedoch, ein bedeutender Vertreter des chine-
sischen Polit-Pop, führte den SPIEGEL-Mann geduldig und fern von Starallüren durch
sein großes Atelier. Seine Bilder lachender Figuren finden auf internationalen
Auktionen große Aufmerksamkeit und erzielen inzwischen, so Lorenz, Dollar-Erlöse
in Millionenhöhe (Seite 168).
3
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
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In diesem Heft
Titel
Was der akute Dollar-Verfall für Deutschland
und den Rest der Weltwirtschaft bedeutet ............. 72
In Cleveland kann man den Auswüchsen
der US-Immobilienkrise nachspüren ..................... 78
Deutschland
Panorama: Bewegung im Bahn-Tarifstreit /
EU stoppt Truppenabbau auf dem Balkan /
Iran-Boykott kostet Fiskus Millionen ..................... 15
Regierung: Wachsender Ärger um
Merkels China-Politik ............................................ 22
SPIEGEL-Gespräch mit Außenminister Frank-Walter
Steinmeier über sein neues Amt als Vizekanzler
und die Abwägung zwischen Menschenrechtspolitik
und Wirtschaftsinteressen ...................................... 26
SPD: Parteichef Kurt Beck will die ganze
Macht für sich ....................................................... 32
Familienpolitik: Das Gezerre um
die Kindergelderhöhung ........................................ 36
CSU: Wer ist die bundespolitische Nummer eins? ... 38
Jugendgewalt: Experten fordern
mehr Schulpsychologen zur Früherkennung
von Amokläufern .................................................. 40
Parteifinanzen: Hat sich die NPD
Staatszuschüsse ergaunert? ................................... 42
Verbrechen: Das grausame Sterben
der fünfjährigen Lea-Sophie ................................. 44
Innere Sicherheit: Die SPD blockiert
die Reform der Bundespolizei .............................. 46
Ethik: Ein Erfurter Arzt kämpft für
die Legalisierung der Sterbehilfe ........................... 48
Popkultur: Der Siegeszug
der japanischen Manga-Comics ............................. 51
Gesellschaft
Szene: Wie Kinder Eltern krank machen /
Warum Müdigkeit zu moralisch fragwürdigen
Entscheidungen führen kann ................................. 52
Eine Meldung und ihre Geschichte – über einen
Pädophilen, der im Kindergarten arbeiten sollte ... 54
Entwicklungshilfe: Eine Berliner Architektin
soll in Kapstadt die Fußball-WM
vorbereiten – und stößt überall auf Widerstand .... 56
Strafjustiz: Leiter des Kinderheims Spatzennest
unter Missbrauchsverdacht .................................... 63
Ortstermin: Mit einer neuen Erfindung will
Berlin den Hundekot entfernen ............................ 66
Wirtschaft
Trends: Bundesregierung wehrt sich gegen
Zerschlagung der Stromkonzerne / Droht TUI
ein Zweikampf der Milliardäre? /
WestLB soll neue Finanzspritze bekommen .......... 69
Verbraucher: Die Kunden nehmen
Industrie und Handel immer mehr Arbeit ab –
und zahlen noch dafür .......................................... 88
Was sagt das anstehende Weihnachtsgeschäft
über die Konjunktur? ............................................. 90
Kabinett: Der neue Arbeitsminister Olaf Scholz
startet die zweite Karriere ..................................... 94
Konzerne: Siemens baut seinen Zentralvorstand
drastisch um .......................................................... 96
Affären: Die dubiosen Geschäfte der Rostocker
Wohnungsgesellschaft Wiro ................................... 98
Innovationen: Telefonhilfen in Asien organisieren
das Leben gestresster Amerikaner ....................... 104
Medien
Trends: Springer will bei N24 einsteigen /
WDR-Intendantin kappt das Sponsoring ............. 107
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ........................ 108
Comedy: Wie konnte Mario Barth
zum erfolgreichsten deutschen
Live-Entertainer werden? ..................................... 110
TV-Serien: Bauernpräsident Gerd Sonnleitner ärgert
sich über den RTL-Erfolg „Bauer sucht Frau“ ........ 112
Merkel, Wen Steinmeier
Pekings Zorn entzweit Berlin Seiten 22, 26
Seit Kanzlerin Angela Merkel den Dalai Lama empfangen hat, zürnt die chinesische
Regierung um Ministerpräsident Wen Jiabao mit den Deutschen. Nun wird auch in
der Bundesregierung offen über den Umgang mit Diktaturen gestritten. Im SPIE-
GEL-Gespräch „ärgert“ sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier über die Un-
terbrechung des „über Jahre mühsam aufgebauten Rechtsstaatsdialogs“ mit China.
Der Tod der Lea-Sophie Seite 44
Das qualvolle Sterben der kleinen Lea-Sophie aus
Schwerin erschüttert die Republik: Vernachlässigt,
ohne Nahrung und Zuwendung, starb das fünfjäh-
rige Kind vor den Augen der Eltern. Sein Schicksal
war vermeidbar. Nach wie vor greifen die Ideen der
Politik für einen besseren Kinderschutz zu kurz.
Lea-Sophies Elternhaus
Das Auto der Zukunft Seite 152
Gibt es bald massenhaft Fahrzeuge mit Elektroantrieb?
Revolutionäre Fortschritte in der Batterietechnik näh-
ren die Hoffnung, dass in Kürze Autos mit Strom aus
der Steckdose fahren werden. Fast alle Konzerne ent-
wickeln neue Elektromobile. Im Fahrbetrieb wären sie
weit billiger als Wagen mit Verbrennungsmotor.
Elektroauto Opel Flextreme
Mario Barth – Superstar
Seite 110
Mit Klischee-Gags über das Zusammen-
leben von Mann und Frau füllt der Komi-
ker Mario Barth inzwischen mühelos Hal-
len und sogar Stadien. Seine Sprüche sind
so einfach gestrickt wie seine Fans, die er
mit dem Bewusstsein entlässt: „Wir sind
asi, aber wir fühlen uns wohl dabei.“
Barth
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Sport
Szene: Blockade gegen ausländische Bundesliga-
Investoren unrechtmäßig? / Sportredakteur
der „Welt“ unter Stasi-Verdacht ........................... 115
Karrieren: Wie der Argentinier Lionel Messi beim
FC Barcelona zum Weltstar ausgebildet wurde .... 116
Fußball: Blamage für Englands Nationalteam ..... 120
Ausland
Panorama: Teheran lockt Europäer mit
zusätzlichen Gaslieferungen / Blutiger Wahlkampf
in Kenia / Nach der Streikwelle übt Frankreichs
Linke Selbstkritik ................................................ 123
Italien: Gründungshöhle von Rom entdeckt? ..... 126
Portugal: SPIEGEL-Gespräch mit
dem Regierungschef und EU-Ratspräsidenten
José Sócrates über den Lissabonner Vertrag
und die Reformen in seinem Land ....................... 129
Venezuela: Gegenwind für den Caudillo ............ 132
Japan: Die Verelendung der Provinz .................. 134
Russland: Wie der Kreml die Rückkehr zum
Einparteienstaat organisiert ................................. 136
Global Village: Ein Jesuitenpater betreibt eine
Schule im islamischen Kosovo ............................. 148
Wissenschaft · Technik
Prisma: Rauchen fördert Haarausfall /
Entziehungscamp für Internet-Süchtige ............... 150
Automobile: Gehört die Zukunft
den Elektrofahrzeugen? ....................................... 152
Tiere: Milliarden Leuchtquallen griffen
eine Lachsfarm an ............................................... 156
Biotechnik: Der Durchbruch der japanischen
Stammzellforscher ............................................... 158
Medizin: Volkskrankheit Reizdarm – wenn
das Bauchhirn verrücktspielt ............................... 162
Kultur
Szene: Regisseur Rudolf Schweiger über seinen
Film „Mörderischer Frieden“ / Neues Musical in
Hamburg mit den größten Hits von Udo Jürgens ... 165
Kunstmarkt: Chinesische Maler steigen zu
neuen Stars der Szene auf ................................... 168
Kino: Leander Haußmanns Komödie
„Warum Männer nicht zuhören und Frauen
schlecht einparken“ .............................................. 172
Theater: Die Krise an der Berliner Volksbühne ... 176
Literatur: „Verbotene Lieben“ – eine
Familiengeschichte im osmanischen Istanbul ....... 180
Bestseller .......................................................... 183
Pop: Der Sänger Rufus Wainwright über Judy
Garland, seine Musik und Sex- und Drogensucht ... 184
Nahaufnahme: Begegnung mit Arthur Laurents,
der vor 50 Jahren die „West Side Story“ schrieb ... 188
Putin
Klarer Sieg ist Pflicht
Seite 136
Am Sonntag wählt Russland ein neues Parlament. Das Ziel der Kreml-Partei heißt:
Verdopplung des Stimmenanteils auf rund 70 Prozent; landauf, landab haben ihre
Emissäre für den nötigen Zuspruch im Volk gesorgt. Denn die Abstimmung soll zu-
allererst ein Referendum über Wladimir Putin und dessen politische Zukunft sein.
Die Wiege Roms Seite 126
Italienische Archäologen behaupten, die „Ge-
burtshöhle Roms“ entdeckt zu haben, in der
dem Mythos zufolge eine Wölfin Romulus und
Remus säugte – Balsam für die geschundene
Nationalseele. Doch ist der Fund ein Irrtum?
Angebliche Wolfsgrotte in Rom
Lehrberuf Weltstar
Seite 116
Der Argentinier Lionel Messi ist erst 20 Jahre alt und wird
dennoch schon mit Fußballern wie Pelé, Beckenbauer oder
Maradona verglichen. Er war 13, als er aus Argentinien zum
FC Barcelona wechselte, heute gilt Messi als erster Weltstar
einer Generation von Spielern, die in den Sportschulen der
großen europäischen Vereine ausgebildet werden.
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 190
Chronik ............................................................... 192
Register .............................................................. 194
Personalien ........................................................ 196
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 198
Titelbild: Illustration Robert Hunt für den SPIEGEL
Messi
Kunst für den
Weltmarkt
Hautnah
Der Modedesigner Marios
Schwab entwirft Kleider, die
sich dem Körper anpassen.
Außerdem im KulturSPIE-
GEL, dem Magazin für Abon-
nenten: Ist der Weihnachts-
film noch zu retten?
Seite 168
Auf dem Kunstmarkt gelten die Chinesen als
Durchstarter. Ihre Arbeiten erzielen auf Auktio-
nen Millionen-Dollar-Beträge. Als echter Mäzen
erweist sich ein belgischer Industrieller, der in
Peking ein Zentrum für Kunst eröffnet hat.
Werk von Liu Xiaodong
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Briefe
ist nicht nur die SPD schuld, sondern zum
großen Teil die Tatsache, dass Frau Merkel
keinen gesellschaftlichen Entwurf für eine
künftige Entwicklung anzubieten hat.
Dafür aber ist sie Kanzlerin geworden, ob-
wohl der Wähler sie eigentlich nicht ge-
wollt hat. Vielmehr hatte sich der Wähler
für eine komfortable Mehrheit links von
der Mitte entschieden. Volkes Wille ist in
dieser Regierung nicht beachtet worden.
Berlin
„Das beste Titelbild seit langem! Auf mich
als Optimisten wirkte diese Frau zu
Beginn noch so, als warte sie stets ab,
um irgendwann mit der Reform-Tür
ins Haus zu fallen. Viel Zeit hat sie aller-
dings nicht mehr, und vielleicht wird
sie irgendwann vergessen haben, wohin
sie den Schlüssel verlegt hat.“
Frank Teipel
Mit ihrer Härte in der CDU und ihrem
Pragmatismus nach außen hat sie die Par-
tei des Demokratischen Sozialismus in die
Klemme getrieben. Sie lächelt, weil sie das
vorher gewusst hat.
Haßloch (Rhld.-Pf.)
Eugen Chiorean aus Lörrach (Bad.-Württ.) zum Titel
„Warum lächelt diese Frau? Das Zerbröckeln der Großen Koalition.“
SPIEGEL-Titel 47/2007
gen verschleudern, Lobbypolitik betreiben,
Mindestlohn ablehnen usw. Die SPD hilft
noch dabei und bleibt mit Sicherheit Ko-
alitionsverlierer.
Ludwigshafen (Rhld.-Pf.)
Klaas Ockenga
Hinters Licht geführt
Nr. 47/2007, Titel: Warum lächelt diese Frau?
Das Zerbröckeln der Großen Koalition
Es muss nicht heißen: „Warum lächelt die-
se Frau?“ Es müsste heißen, um mit José
Ortega y Gasset zu sprechen: „Was hat die-
se Frau gesehen, dass sie so lächeln kann?“
Bad Bederkesa (Nieders.)
Dr. Rolf Jansen
Die Antwort auf die Frage ist bei Kurt
Tucholsky nachzulesen: „Wer viel von die-
ser Welt gesehn hat, der lächelt, legt die
Hände auf den Bauch und schweigt.“ Oder
sagt in die Öffentlichkeit hinein nur, was
unbedingt zu sagen erforderlich ist: über-
legt, sachlich, nüchtern und ohne Staats-
schauspielerei. Das Lächeln gehört hier zu
einer Frau, deren Charakter und Nerven
stark genug sind, das zu tun, was der Ver-
stand diktiert.
Goch (Nrdrh.-Westf.)
Auf Angela Merkel lässt sich ein Satz an-
wenden, der uns vor über 50 Jahren im
Englischunterricht in Bezug auf Königin
Wolfram Kullmann
Die lächelt nicht – die grinst!
Eslohe (Nrdrh.-Westf.)
Martin Schmidt
Mythenbildung und Symbolhuberei
Nr. 46/2007, Legenden: Hitler-Attentäter Claus Schenk
Graf von Stauffenberg – die Ikone des guten Deutschen
Ein bisschen viel „Hype“ zum Thema
Stauffenberg und Co., denn das Attentat
fand zu einem Zeitpunkt statt, als wohl je-
der, der noch ein bisschen denken konnte,
sah, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen
war. Ein anderer, der schon viel früher ein
Attentat völlig auf sich gestellt gegen Hitler
versuchte, ist in der Öffentlichkeit fast gänz-
lich unbekannt geblieben: Georg Elser.
Hamburg
Hans-Christian Hartig
Ihr Mentor hat die Probleme ausgesessen.
Jetzt werden die Probleme ausgelächelt.
Das ist die hohe Kunst des Regierens.
Zorneding (Bayern)
Anton Triyandafilidis
Kanzlerin Merkel mit Ehepaar Bush
„Sie reist, aber regiert nicht“
Es verhält sich mit dem Lächeln dieser Frau
ebenso wie mit demjenigen, der laut pfei-
fend durch einen dunklen Wald schreitet. Es
ist für mich eindeutig, dass sich diese Frau
für die kommenden zwei Jahre Mut
zulächelt. Hinter dieser Miene verbirgt sich
nämlich die Gewissheit, dass der Kuschel-
kurs in der Großen Koalition vorbei ist und
bereits der Wahlkampf auf Stammtisch-
niveau begonnen hat. Trotz wirtschaftlichen
Aufschwungs steigt die Kinderarmut, das
Auseinanderdriften der Gesellschaft zwi-
schen Arm und Reich ist nicht zu über-
sehen, und die Gewaltbereitschaft nimmt
deutlich zu. Angesichts dieser paar Tat-
sachen kann ein enttäuschter Wähler über
die Große Koalition nur müde lächeln.
Freiburg-Ebringen (Bad.-Württ.)
Elizabeth II. eingepaukt worden ist: „She
reigns but does not govern.“ Im aktuellen
Fall wäre „Sie reist, aber regiert nicht“
wohl angebrachter.
Gadstrup (Dänemark)
Oswald Friedrich
Stauffenberg hatte die Absicht, einen Men-
schen zu töten, sein eigenes wertvolles Le-
ben aber zu erhalten. Den Tod Dritter hat er
in Kauf genommen. Totschlag nennt man
das ja wohl. Eine Heldentat? Jeder namen-
lose Stoßtruppführer hat im Krieg mindes-
tens den gleichen Mut mehrfach aufbringen
müssen, ohne sich aus dem Staub machen
zu können. Darüber hinaus ist alles maß-
lose Überhöhung, Mythenbildung und Sym-
bolhuberei oder besser: Stauffenbergerei.
Köln
Wilfried Schuhmacher
Angela Merkel lacht, weil es ihr im letzten
Wahlkampf gelungen ist, Millionen deut-
scher Wähler hinters Licht zu führen. So
hat sie sich als angebliche Reformerin ge-
geben; sie hat von der „Politik aus einem
Guss“ gesprochen. Stattdessen gibt es,
wenn überhaupt, „politisches Patchwork“
und kleinste Trippelschrittchen. Und daran
Herbert Beer
Ralf Gabel
Vor 50 Jahren der spiegel vom 27. November 1957
Leutseliger Adenauer In der SPD traut man den Anbiederungsversuchen
nicht. Stahlpreiserhöhung Die zweite Niederlage. Landesverrat
Besuch bei Ulbricht. Unglücksjahr für Krankenkassen Das System der
Arznei- und Heilmittelversorgung in Gefahr. Beamtenqualifikation
Müssen es Juristen sein? Memoiren Aus den Tagebüchern des britischen
Feldmarschalls Alanbrooke. Das Wunder Todd-AO 70-Millimeter-Film
und Sechs-Kanal-Stereo-Ton. Kunsthandel Neue Rekorde.
Warum diese Frau lächelt? Ganz einfach:
weil sie die geballte Medienmacht ihrer
Freundin Friede Springer hinter sich weiß.
Solange die „Bild“-Zeitung keine Gele-
genheit auslässt, die Kanzlerin zu loben
und die SPD runterzumachen, solange
„Bild“ als inoffizielles Presseorgan der
CDU fungiert (und „Bild“-Leser dieses
Spiel nicht durchschauen), kann Angela
Merkel machen, was sie will: Volksvermö-
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Englischer Bühnenschriftsteller John Osborne
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48/2007
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