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Treatment

                        Treatment                   

                                                    

              „My daughters girlfriend“

                                                                

                     Aleksandra Fedorska

 

GRAZYNA (54) hat wie gewöhnlich um 15.30 Uhr bei der Stadtverwaltung Feierabend gemacht. Sie fährt mit der Straßenbahn nach Hause. Wie sonst auch hat sie den sicheren  Platz hinter dem Straßenbahnfahrer eingenommen.  Sie sitzt gerade. Trotz ihrer korpulenten Figur ist ihre Haltung würdevoll, ihr Gesicht schön, wenn auch nicht mehr ohne Makel. Sie schminkt sich nicht. Ihre dunklen Augen brauchen es nicht. Sie haben es nie gebraucht. Es ist Anfang Februar, der Schnee liegt auf den Straßen. Die Industriestadt Katowice ist immer noch grau. Die Fabrikschlote rauchen seit zwanzig Jahren nicht mehr, aber das Grau ist geblieben, ob nun  Schnee gefallen ist oder nicht. Die Menschen in der Straßenbahn, ehemals der ganze Arbeiterstolz der Volksrepublik, wirken grau, wie ihre Stadt. Ihre Gesichter sind fahl und abwesend. Das Klingeln des Handys  reißt Grazyna aus den Gedanken. Die aufgeregte Stimme ihrer jüngeren Tochter MARTA (29) ist gut hörbar. Martas Stimme ist weder weinerlich noch besonders laut. Sie bricht für Sekundenbruchteile. Schnell ausgesprochene wirre Worte sind aus dem Handy zu hören.  Marta hat gerade eine Angstattake. Sie weiß nicht, wohin mit ihrer Panik. Für den Augenblick ist die Stimme der Mutter am Handy der einzige Halt. Grazyna schaut sich um in der Straßenbahn. Die Situation ist ihr unangenehm, die Anderen scheinen sie anzustarren. Ihr Gesicht ist angespannt. Sie flüstert mit gedämpfter Stimme ins Telefon, dass Marta zum Arzt gehen sollte. Das Telefongespräch bricht ab. Als würde Grazyna das Gewesene abschütteln wollen, richtet sie den Kragen ihres Mantels auf, setzt sich wieder aufrecht hin und schaut aus dem Fenster.

Als Grazyna die Wohnungstür öffnet, hört sie schon die Stimmen ihrer beiden Töchter Marta und TAMARA (31) und die ihres Mannes TADEUSZ (60). Tamara ähnelt ihrer Mutter stark. Die dunklen Augen, die vollen Lippen, das dunkle Haar und die sichtbare Neigung zur weiblichen Rundungen lassen sie attraktiv wirken. Im Gegensatz zu Marta ist sie stiller und ruhiger. Sie trotzt dem Leben nichts ab, sondern fügt sich den Umständen. Während Tamara und Tadeusz das Essen vorbereiten, sucht Marta lautstark das Gespräch mit der Mutter. Grazyna macht deutlich, nicht mit der Tochter sprechen zu wollen. Marta verlässt enttäuscht die elterliche Wohnung. Tamara läuft ihrer Schwester hinterher.

Tadeusz und Grazyna essen allein zu Abend. Sie sitzen einander gegenüber. Tadeusz kaut laut. Sein Gesicht ist alt geworden. Er war nie eine staatliche Erscheinung gewesen. Kaum größer als 1,65 m und hager ist sein Körper. In letzter Zeit wurde seine Körperhaltung, die eines Greises. Er hat einen leichten Buckel bekommen. Seine Ohren sind aber gewachsen, so sagte es zumindest Tamara. Sie wirken jetzt zu groß im Verhältnis zu seinem Gesicht. Es herrscht angespannte Stille zwischen den Eheleuten. Nach dem Abendessen, als Grazyna sich zum Lesen zurückziehen möchte, nutzt Tadeusz einen Vorwand, um Grazyna zum Streit zu bewegen. Wie üblich eskaliert der Streit durch gegenseitige Verletzungen. Ihr Ende findet die Auseinandersetzung, indem Tadeusz wiederholt mit der Scheidung droht, Grazyna ihn jedoch mitleidig und geringschätzig daran erinnert, dass sie sich wünschen würde, dass er endlich geht. Tadeusz weint anschließend, während Grazyna anteilnahmslos das Zimmer verlässt.

Tamara besucht einen Weiterbildungskurs an der örtlichen Universität. Im Deutschkurs nimmt auch JOLA (31) als Praktikantin des Dozenten teil. Die Fremdsprache Deutsch ist ihre Leidenschaft. Sie mag es, diese Sprache zu sprechen. Generell mag sie es, zu sprechen und zu lachen. Sie gestikuliert mit ihren schönen Händen. Sie scheut sich nicht, ihren Worten Grimassen zuzufügen. Ihr Gesicht ist nicht wirklich schön. Es ist weder besonders zart noch grob. Erste Falten haben sich unter die Augen und die Mundwinkeln gelegt. Eigentlich ist es ein gewöhnliches Gesicht, das lebt. Es sieht so aus, als wäre alles so leicht so unbeschwert, wenn Jola erzählt und lacht. Die beiden Frauen fühlen sich zueinander hingezogen, ihre Blicke treffen sich. Sie lächeln einander während des Kurses zärtlich zu. Tamara lässt sich am Telefon von Marta darin bestärken, Jola nach einer Verabredung zu fragen. Jola sagt freudig erregt zu.

Jola und Tamara besuchen gemeinsam einen Kinofilm. Während des Films schauen sie sich abwechselnd aus den Augenwinkeln an. Auf dem Nachhauseweg begleitet Jola Tamara durch den Stadtpark. Es fällt Neuschnee. Jola nimmt Tamaras Gesicht in die Hände und küsst sie. Lachend und eng umschlungen spazieren Jola und Tamara durch die nächtliche Stadt.

Wie jeden Sonntag finden sich alle Familienmitglieder zum  gemeinsamen Mittagessen in Grazynas und Tadeusz Wohnung ein. Tamara betritt die Wohnung gemeinsam mit Jola. Grazyna beobachtet Jola, sucht das Gespräch mit ihr. Sie scheint während der Unterhaltung mit der jungen Frau keine anderen Personen wahrzunehmen. Jola und Tamara sind erleichtert über die überraschend freundliche Haltung der strengen Mutter. Marta entzieht sich den Gesprächen und wendet sich einer Fernsehsendung zu. Zur Überraschung aller holt Grazyna die Familienalben hervor und zeigt sie stolz. Tadeusz versucht zu den Fotos etwas beizutragen, wird aber mehrfach von Grazyna unterbrochen. Nach einigen Versuchen zieht sich Tadeusz beleidigt aus dem Wohnzimmer zurück. Grazyna erzählt Jola von ihrer Arbeit als Rechnungsprüferin bei der Stadtverwaltung. Spricht von Arbeitskolleginnen und vom Abteilungsleiter. Zeigt stolz eine Auszeichnung, die sie zum 25sten Dienstjubiläum erhalten hatte. Jola spricht mit ihr freundlich und höflich. Die junge Frau ist überrascht von der Aufmerksamkeit, die ihr Grazyna widmet. Tamara verfolgt das Verhalten der Mutter zunehmend irritiert. Sie versucht den Blick Jolas auf sich zu lenken, was jedoch verhindert wird, da Grazyna sie im Gespräch ganz in Beschlag nimmt. Grazyna folgt Jola in die Küche, während diese das Geschirr abwäscht. Grazyna steht in der Küchentür. Sagt kein Wort und schaut die junge Frau an. Als Jola bemerkt, dass sie beobachtet wird, reagiert sie verlegen und deutet an, auch bald nach Hause zu müssen. Grazyna besteht jedoch darauf, dass der Kuchen noch gegessen wird. Als die Familie wieder am Tisch sitzt, teilt Tamara allen mit, dass sie mit Jola eine Wohngemeinschaft gründen möchte. Tadeusz ist erschrocken über diese Entscheidung. Hilflos führt er finanzielle Gründe auf, die einen Auszug erschweren würden. Grazyna unterbricht Tadeusz und gratuliert Tamara zu diesem Entschluss. Sie beginnt sofort mit der Planung des Umzugs und mit der Einrichtung der gemeinsamen Wohnung der jungen Frauen. Verfügt darüber, dass Tadeusz einen Transporter aus dem Wärmekraftwerk, in dem er arbeitet, ausleiht, damit der Umzug gleich nächstes Wochenende stattfinden kann. Ohne Widerworte aber mit unterdrückter Enttäuschung stimmt Tadeusz dem Verschlag seiner Frau zu.  Tamara und Jola sind sichtlich erleichtert über die positive Haltung Grazynas in Bezug auf den Auszug Tamaras. Als sie abends die elterliche Wohnung verlassen, bringt Grazyna sie beide zur Tür. Von der Tochter verabschiedet sie sich mit einer schnellen Umarmung. Tamara küsst sie dankbar auf die Wange. Als Jola Grazyna zum Abschied freundlich die Hand reichen möchte, umarmt Grazyna Jola. Sie verharrt einen langen Moment in dieser Umarmung. Während die beiden jungen Frauen in die verschneite Landschaft hinausgehen, schaut Grazyna ihnen noch lange nach. In ihren Augen bilden sich Tränen.

Auf dem Weg in die nun gemeinsame Wohnung ist Jola außerordentlich zufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs mit Tamaras Eltern. Sie küsst und umarmt ihre Partnerin. Tamara entzieht sich dem mit dem Hinweis, dass sie sich in der Haupteinkaufstrasse befinden und von den Eltern ihrer Schüler gesehen werden könnten. Als sie die Wohnungstür hinter sich schließen, lieben sie sich leidenschaftlich im Flur.

Abends versucht Grazyna zu lesen. Ihre innere Aufregung ist jedoch zu groß. Tadeusz nährt sich unsicher seiner Ehefrau. Grazyna dreht sich weg von ihm, macht deutlich, dass sie nicht gestört werden möchte. Tadeusz unternimmt einen erneuten Versuch. Brüsk weist Grazyna Tadeusz von sich. Tadeusz steht enttäuscht auf. Er geht hinunter zum Auto. Legt es frei vom Schnee und fährt ziellos durch die Stadt. Während Grazyna immer noch innerlich aufgewühlt keinen Schlaf finden kann.

Bei der Arbeit kann sich Grazyna nicht konzentrieren. Sie entschuldigt sich bei den Kolleginnen und verlässt vorzeitig den Arbeitsplatz. Sie eilt in die Universitätsbuchhandlung. Dort kauft sie sich ein Aufsatzband des Germanistik Institutes, das einen kurzen Beitrag Jolas enthält. In einem nahegelegenen Cafe sitzend liest sie aufmerksam den wissenschaftlichen Text.

Tadeusz besucht Tamara in Jolas Wohnung und versucht sie erneut davon abzubringen, mit Jola zusammen zu ziehen. Als Tamara deutlich macht, an ihrer Entscheidung festhalten zu wollen, bricht Tadeusz in Tränen aus. Er verlässt überhastet die Wohnung und fährt mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen der grauen Stadt.

Marta und Tamara treffen sich im Restaurant. Marta erzählt Tamara von dem seltsamen Eindruck, den ihre Mutter macht, seitdem Tamara ihre Entscheidung Auszuziehen kund getan hat. Zwischen den Eltern käme es immer öfter zum Streit. Tamara stellt klar, dass sie nicht gedenkt, von ihrer Entscheidung abzurücken, da sie mit Jola sehr glücklich ist, trotzdem es schwer ist, ihre Beziehung vor den Arbeitskollegen und Bekannten geheim zu halten.

Tadeusz sucht das Gespräch mit Tamaras Exmann WOJTEK (35). Anfangs fürchtet Wojtek, dass Tadeusz ihn Vorhaltungen wegen der Scheidung machen möchte. Doch der Eindruck verflüchtigt sich schnell, als Tadeusz ihn mit umständlichen Worten deutlich macht, dass er ihm verzeiht. Die Scheidung sei nicht die Schuld Wojteks gewesen, obwohl er ihm dass jahrelang unterstellt hat. Wojtek fragt seinen ehemaligen Schwiegervater, was ihn zu diesem Gespräch nach so langer Zeit bewegt. Tadeusz erzählt ihm von Jola. Wojtek lacht fröhlich und versucht den älteren Mann zu beruhigen, da er Jola bereits kennengelernt hat und diese Frau genau richtig für seine Exfrau ist. Tadeusz ist wütend und fühlt sich von Wojtek nicht verstanden. Er ist überzeugt davon, dass Jola eine gefährliche Person ist, die sich in seine Familie einnisten will.

Nach Arbeitsschluss ruft Grazyna bei Tamara an, um sich zu vergewissern, dass diese bei der Arbeit in der Kindertagesstätte ist. Sie nimmt ein Taxi und lässt sich in die Wohnung von Jola und Tamara fahren. Als sie klingelt macht niemand auf. Enttäuscht geht sie bereits in Richtung der Straßenbahn als ihr Jola entgegenkommt. Überrascht von dem Besuch bittet Jola Grazyna nach oben, damit Grazyna bei einem Tee auf ihre Tochter warten kann. Grazyna genießt die Gegenwart Jolas. Im Bad berührt sie zärtlich das Handtuch und die Wäsche in dem Wäschekorb der jungen Frau. Jola bemüht sich nett und freundlich zu der Mutter ihrer Partnerin zu sein. Sie spielen mehrere Partien Mühle. Als Jola darauf hinweist, dass Tamara bald von der Arbeit nach Hause kommt, bricht Grazyna auf. Sie bittet den Taxifahrer einfach eine Weile zu fahren und das Radio lauter zu machen.

Jola macht Tamara Vorwürfe sich in dem Kurs, wo sie sich kennengelernt haben, nicht zu ihrer beider Beziehung zu bekennen. Tamara entgegnet nichts, sondern bricht in Tränen aus.

Tadeusz ist allein in der Wohnung. Er nimmt die Nagelschere und zerschneidet die Bücher Grazynas, die auf ihrem Nachtisch liegen. Darunter befindet sich auch der Aufsatzband vom Germanistik Institut und einige Romane Klaus Manns, den Jola sehr schätzt. Tadeusz schneidet jedoch ohne die Bücher zu betrachten. Mit der Nagelschere schneidet er sie Eckchen um Eckchen in kleine Stücke. Es bereitet ihm Freude. Den Haufen kleiner Papierschnipsel lässt er auf dem Bett grinsend liegen.

Grazyna steht im Schutz einer Einfahrt gegenüber von der Universität. Sie beobachtet aus der Ferne Jola. Sie folgt ihr heimlich in ein Nebengebäude. Als Jola dort mit anderen Studenten herauskommt, ruft Grazyna sie auf dem Handy an. Als Jola den Anruf entgegennimmt, legt Grazyna auf.

Am Sonntag werden Jola und Tamara zum Mittagessen erwartet. Grazyna ist ungeduldig. Als es an der Tür klingelt, fällt ihr vor Aufregung ein Glas aus der Hand. Beim Essen ist es still. Nur Marta durchbricht die Stille mit belanglosen Erzählungen von Verwandten und Freunden. Grazyna schaut immer wieder schüchtern in Richtung Jolas. Jola verlässt die Runde direkt nach dem Essen, da sie noch lernen muss für eine wichtige Prüfung. Grazyna eilt ihr voraus, um sie an der Tür zu verabschieden. Sie umarmt sie lange zum Abschied.

Tadeusz fährt Tamara abends nach dem Essen nach Hause. Im Auto fordert er sie auf, bei Jola auszuziehen. Tamara verneint. Tadeusz schreit verzweifelt. Sein Schrei ist weder angsteinflößend noch drohend, sondern verzweifelt und beinahe kindlich. Dann deutet Tadeusz an zu wissen, dass Tamara und Jola keine normalen Freundinnen sind. Unumwunden gibt er Tamara schließlich die Schuld am Scheitern ihrer Ehe mit Wojtek. Tamara ist daraufhin erleichtert, dass ihr Vater ihre sexuelle Orientierung zumindest realisiert hat. Sie versucht mit ihm über die Schwierigkeiten zu sprechen, die ihr im Alltag wegen ihrer Homosexualität widerfahren. Tadeusz befiehlt ihr zu schweigen.

Grazyna ruft Jola kurz nach dem Ende der Prüfung an um zu erfahren wie es gelaufen ist. Jola wundert sich über diesen Anruf, bleibt aber während des Telefongesprächs  freundlich und höflich. Grazyna besteht darauf, die bestandene Prüfung gleich zu feiern und in einem nahegelegenen Cafe die Mittagspause  zu verbringen. Jola ist von diesem Vorschlag überrumpelt, stimmt aber zu. Anschließend spricht Jola mit einer Studienfreundin ANIA (29) darüber, dass Tamara trotzdem ihre Mutter anscheinend Jola so gern mag, das Outing immer weiter verschiebt.

 

Während der Mittagspause im Cafe ist Grazyna gelöst und heiter. Sie gratuliert Jola mehrfach zu der glänzend bestandenen Prüfung. Jola berichtet stolz, dass dieses Prüfungsergebnis sie dazu berechtigt, auch in Deutschland studieren zu können. Grazynas Gesicht ist verträumt, als Jola von den Chancen und Möglichkeiten in Deutschland erzählt. Sie schaut ihr nur still beim Sprechen zu.

Tadeusz kommt schwer atmend nach Hause. Er fühlt sich unwohl. Spricht davon, am Tag mehrmals von Schwindelgefühlen und Herzrasen heimgesucht worden zu sein. Geschwächt legt er sich auf die Couch. Grazyna prüft wortlos mit einem elektrischen Blutdruckmessgerät seinen Zustand. Die Werte sind normal. Tadeusz bleibt enttäuscht liegen, während Grazyna den Raum verlässt.

Grazyna schaut sich die Auslagen eines Juweliergeschäftes genau an. Sie betrachtet eine Auswahl von teuren Armbändern. Sie betritt das Geschäft und lässt sich eines der besonders edlen Armbänder zur Abholung zurücklegen.

Am Sonntag kommt Tamara allein zum Essen. Grazyna ist ganz unruhig und fragt sofort, wo Jola bleibt. Tamara sagt bedrückt, dass Jola nach Berlin gezogen ist und dort einen Doktorantenstudiengang aufnehmen wird. Grazyna ist von der Nachricht schockiert. Noch während die Anderen essen, verlässt sie die Wohnung. Schnellen Schrittes läuft sie durch den Frühlingsregen. Erschöpft lässt sie sich auf einer Parkbank nieder. Sie wählt mehrmals Jolas Telefonnummer. Es kommt wiederholt die Durchsage, dass diese Nummer nicht mehr gültig ist.

Währenddessen öffnet Tadeusz nach dem Essen feierlich seinen besten Wein. Marta drängt sich auf, anstatt Jola in das Zimmer in der Wohngemeinschaft zu ziehen. Tamara stimmt dem Vorschlag mit Zögern zu.

Am Tag des Umzugs Martas betritt Grazyna erneut die ehemals gemeinsame Wohnung von Tamara und Jola. Sie sucht im Wäschekorp vergeblich nach Jolas Sachen. Sie riecht die Handtücher auf der Suche nach Jolas Duft. Beim Streichen des neuen Zimmers von Marta kommt es zwischen Tamara und ihrer Mutter zum Streit. Wutentbrannt läuft Grazyna aus der Wohnung.

Bei der Arbeit ist Grazyna angespannt und gereizt. Sie weint. Nach einem von ihr ausgelösten Streit mit einer Kollegin bittet sie bei dem Abteilungsleiter um einen längeren Urlaub. Sie geht zuerst  zum Gebäude des Germanistischen Institutes später nach Hause, dann packt sie eilig ihre Sachen. Ohne eine Nachricht zu hinterlassen, verlässt sie die Wohnung in Richtung des Hauptbahnhofes, wo sie einen Zug nach Berlin besteigt.

Die Stadt Berlin beeindruckt sie mit einer Vielfältigkeit und Helligkeit von dem Moment an, als sie aus dem Zug steigt. Anders als Katowice ist Berlin bunt an Menschen, Lauten, Gerüchen und Umgangsarten. Grazyna geht durch das Zentrum der Großstadt. Im Sekretariat der Humboldt-Universität erkundigt sie sich nach der Adresse Jolas. Wegen des Datenschutzes kann ihr die Auskunft nicht erteilt werden. Anhand des Vorlesungsverzeichnisses findet Grazyna nach längerem Suchen die Veranstaltungsräume des Germanistikstudiengangs und wartet vor der Tür als Jola fröhlich lachend  in Begleitung von ELZBIATA (30) aus dem Seminar herauskommt. Jola ist verwundert über den Besuch Grazynas, besonders, als diese verkündet länger bleiben zu wollen. Elzbieta legt demonstrativ den Arm auf Jolas Schulter. Jola bittet Grazyna einen Moment zu warten. Am Ende des langen Flurs abseits von den anderen Studenten führen Elzbieta und Jola ein lautstarkes Streitgespräch.

Jola kommt auf Grazyna zu und nimmt ihr höflich den Koffer ab. Zufrieden geht Grazyna mit Jola an ihrer Seite durch das frühsommerliche Berlin. Am Abend sind die Straßencafes besetzt. Grazyna lässt sich von der lockeren Atmosphäre anstecken und nimmt spontan an einem Tisch Platz. Sie ist beschwingt von Jola und der Umgebung in der sie sich befinden. Mit den anderen Personen am Tisch kommt sie schnell ins Gespräch. Bestellt für sich und Jola Bier. Zur späteren Stunde spielt in dem Lokal eine Liveband. Grazyna tanzt unbeschwert. Zum Ende des Abends tanzt sie auch mit Jola. Grazyna legt ihren Kopf auf Jolas Schulter ab. Jola macht diese Geste verlegen. Sie rechtfertigt sich dafür bei den anderen Gästen, dass Grazyna selten Alkohol trinkt und sicher erschöpft sei von der Reise.

Morgens, als Jola noch schläft, beobachtet  Grazyna ihr schlafendes Gesicht. Sie setzt sich an den Bettrand und vergräbt das Gesicht in ein getragenes T-Shirt der jungen Frau. Jola wacht auf und erschreckt sich bei dem Anblick. Grazyna läuft ihr in die Küche nach. Jola ist schockiert und bittet Grazyna zu gehen. Grazyna bricht in Tränen aus und fällt auf die Knie, gleichzeitig umklammert sie die Beine Jolas. Sie schluchzt laut wiederholend, dass Jola zurück nach Katowice kommen muss. Jola löst sich vorsichtig aus der Umklammerung und gesteht Grazyna noch zwei gemeinsame Tage ein.

Beim Ausflug an den  Wannsee beginnt Jola über das Ende ihrer Beziehung zu Tamara zu sprechen.  Die Beziehung sei daran gescheitert, dass Tamara keinen Mut für ein offenes Leben hatte aber Jola offen leben möchte. Sie könne und wolle sich nicht verleugnen. Sie möchte sie selbst sein können. Das ist hier in Deutschland möglich. Jola hatte Tamara gebeten, gemeinsam nach Deutschland zu gehen. Diese habe aber abgelehnt, da sie nicht ohne ihre Familie sein wollte....

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