Blazon, Nina - Schattenauge.pdf

(2387 KB) Pobierz
Schattenauge
326833017.001.png
Nina Blazon
Schattenauge
Roman
TUX - ebook 2010
326833017.002.png
Wir verteidigen.
Niemals töten wir Angehörige unserer Art.
Unser Sein ist geheim, unser Platz der
Schatten,
das Schweigen.
Wir weichen oder nehmen uns den Raum.
Jeder für sich, keiner für alle.
Aber alle schützen das Geheimnis unserer Art.
Gesetz der Panthera
SCHATTENAUGE
Zeichen
Sie tanzte direkt unter dem Stroboskop, im
Lichtgewitter. Und wie sie tanzte!
Selbstvergessen, mit geschlossenen Augen.
Das war kein gutes Zeichen. Es konnte
bedeuten, dass sie zwinkerte und sich plötzlich
an einem anderen Tag wiederfand, an einem
anderen Ort, mit anderer Musik. Mit einem
Muskelkater im Kiefer und braunen Krusten
unter den Fingernägeln.
Wie alt war sie? Sechzehn, vielleicht siebzehn.
Etwas jünger als ich jedenfalls. Mädchen wie
sie sollten um zwei Uhr morgens zu Hause
sein und unruhig von der Mathearbeit am
nächsten Tag träumen. Ich wusste nicht, wie
sie es geschafft hatte, ins Mata Hari zu
kommen. Vielleicht hatte der Gorilla an der
Tür sie wegen der Prügelei einfach übersehen.
Klein genug war sie. Ich bin kein Riese, aber
sie ging mir höchstens bis zur Schulter. Sie
war eines dieser zierlichen Mädchen mit
Schneewittchenfarben. Eine von denen, die in
jeden vergifteten Apfel beißen. Allerdings sah
sie nicht so aus, als würde Gift sie so schnell
umbringen.
Ich bemühte mich, mir nicht anmerken zu
lassen, dass ich sie unentwegt ansehen musste.
Aber wenn man schon vor sich selbst
Ausreden dafür braucht, dass die Gedanken zu
flirren beginnen, die Farben plötzlich stärker
werden und die Tanzfläche leer erscheint bis
auf diese eine Frau, dann ist das ebenfalls ein
schlechtes Zeichen. Jedenfalls bei mir.
Hör auf sie anzustarren, befahl ich
mir. Verschwinde! Besser für sie. Und für
dich.
Aber mein Körper gehorchte nicht. Ich nahm
jede kleine Einzelheit wahr: ihr Haar, das ihr
Zgłoś jeśli naruszono regulamin