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H aus m itteilung
11. März 2013 Betr.: Titel, Chávez, Schulz
F ür Journalisten gilt der Grundsatz, dass sie die Wirklichkeit bloß beschreiben,
nicht aber handelnd in sie eingreifen sollen. SPIEGEL-Reporter Jürgen Dahl-
kamp musste bei der Arbeit für die Titelgeschichte ausnahmsweise gegen die Regel
verstoßen. Er ging (gemeinsam mit den Kollegen Jan Friedmann, Andreas Ulrich
und Antje Windmann) der Frage nach, was Lebensretter ausmacht, warum manche
einschreiten, während andere nur zuschauen. Als Dahlkamp den Betriebsleiter
Horst Hoffmann traf, der 2009 bei einem Unfall auf der A 40 die Auszubildende
Lena Formanowicz aus einem brennenden Auto gezogen hatte, erfuhr er, dass
Hoffmann die Frau danach niemals wiedersah. Auch sie hatte sich nie bei ihrem
Retter gemeldet, aus Scham oder aus Taktgefühl. Dahlkamp vermittelte eine Be-
gegnung. „Das Unglück“, so Dahlkamp, „verursachte ein Trauma, das Treffen war
trotz aller Unsicherheit am Ende für beide befreiend“ (Seite 58).
S PIEGEL-Reporter Mathieu von Rohr
war eigentlich nach Caracas gefahren,
um über das Vakuum zu schreiben, in
dem Venezuela sich befand, seit Präsi-
dent Hugo Chávez zwischen Leben und
Tod schwebte. Rohr beobachtete am ver-
gangenen Dienstag gerade eine Chávez-
treue Miliz, die die Zufahrt zu einem
regierungskritischen Fernsehsender blo-
ckierte – da traf kurz nach 17 Uhr die
Nachricht vom Tod des Präsidenten ein.
Die Schläger brachen in Tränen aus,
stimmten mit schmerzverzerrtem Ge-
sicht die Nationalhymne an und machten sich schnell auf zur Plaza Simón Bolívar,
dem Sammelplatz der Chávez-Anhänger. In den nächsten Tagen erlebte der
Reporter einen religiösen Personenkult, mit dem Chávez für immer in die Mytho-
logie der Nation eingeschrieben werden soll, „sein Tod“, so Rohr, „hat ihn un-
sterblich gemacht“ (Seite 84).
Rohr in Caracas
D er SPIEGEL erzählt hautnah vom Leben und Treiben der Mächtigen. Damit
das möglich ist, muss man sich vorher auf Spielregeln einigen. Was darf zitiert
oder beschrieben werden, was nicht? Als Martin Schulz vor gut einem Jahr zum
Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt wurde, traf er mit SPIEGEL-
Autor Markus Feldenkirchen eine ungewöhnliche Vereinbarung. Er gewährte dem
Journalisten nicht nur die Möglichkeit, ihn ein Jahr lang durch seine Präsidentschaft
zu begleiten, er gestattete ihm auch, bei internen Besprechungen in Straßburg oder
Brüssel dabeizusitzen. Nur eine Bedingung
nannte Schulz: Der oft aufbrausende Politiker
nahm Feldenkirchen das Versprechen ab, auf
den Abdruck der schlimmsten Kraftaus-
drücke und Schimpfworte zu verzichten, er
habe „doch so ein loses Mundwerk“. In der
Tat wurde der SPIEGEL-Autor Zeuge, wie
Schulz diverse bekannte Persönlichkeiten mit
nicht zitierfähigen Attributen bedachte. Vor
allem aber erlebte er einen Mann, der so lei-
denschaftlich und impulsiv Politik macht, wie
er es nie zuvor gesehen hatte (Seite 30).
Feldenkirchen, Schulz in Norwegen
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Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 11/2013
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