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Die Scheinheiligen
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
8. Februar 2010
Betr.: Titel, Russland, Neukölln
S eit acht Jahren hat SPIEGEL-Redakteur Peter Wensierski, 55, darüber berichtet,
wenn katholische Geistliche Schutzbefohlene missbrauchten, und fast immer
versuchte der Klerus, die Taten zu verschleiern und die Täter zu schützen. Was ein
achtköpfiges Team von SPIEGEL-Rechercheuren in diesem Heft beschreibt, ist, so
Wensierski, „geeignet, die katholische Kirche in eine ernste Krise zu stürzen“. Priester,
die unter dem Verdacht standen, sexuelle Straftaten begangen zu haben, durften, so
SPIEGEL-Redakteur Sven Röbel, 37, „von Bistum zu Bistum ziehen“. Zur Debatte ste-
hen wird nun wohl auch das offensichtlich gestörte Verhältnis der Kirche zur Sexualität.
„Die katholische Kirche sollte endlich erkennen, dass sich das menschliche Triebleben,
gleich ob hetero- oder homosexuell, nicht päpstlichen Lehrmeinungen unterwerfen
kann“, sagt Wensierski (Seite 60).
kunft, heißt ein recht trostlo-
ser Ort auf halber Strecke zwischen
Moskau und St. Petersburg. Die
Einwohnerzahl ist in drei Jahr-
zehnten von rund 300 auf 76 ge-
schrumpft, es gibt keine Hochzeiten
mehr und kaum noch Geburten.
Matthias Schepp, 45, Leiter des
Moskauer SPIEGEL-Büros, reiste
mit dem Fotografen Frank Herfort,
30, mehrmals nach Buduscheje und
fand ein anschauliches Beispiel für
die erschreckende Rückständigkeit
vor, unter der die Russen außerhalb
der Metropolen leiden. Er habe „selten so viel Elend und Apathie“ gesehen, sagt
Schepp, der seit zwei Jahrzehnten aus Russland und China berichtet. Die Land-
bewohner fliehen in die Städte, wer zurückbleibt, verfällt nicht selten dem Alkohol.
Wenn der Kreml in einer Liga mit Washington und Peking spielen wolle, so Schepp,
müsse er „den Bevölkerungsschwund stoppen und seinen Bauern in die Moderne
helfen“ (Seite 105).
Schepp (r.) in Buduscheje
schlimmsten sozialen Brennpunkte in der Bundes-
republik; über 150 000 Menschen aus mehr als 160 Nationen
leben dort. Gut jeder zweite Bewohner gehört einer
Migrantenfamilie an, und rund 60 Prozent der unter 25-Jäh-
rigen leben von Hartz IV. SPIEGEL-Reporter Thomas
Hüetlin, 48, lernte dort den Deutschtürken Tarkan Karaa-
lioglu, 33, kennen und gewann Einblicke in ein Alltags-
leben, „das fast überall von Gewalt, Kriminalität und Aus-
sichtslosigkeit geprägt ist“. Karaalioglu, ein begabter Rapper
und Graffiti-Sprayer, stehe, so Hüetlin, „für viele seiner
Generation, die ihr großes Potential wegen ihres Viertels,
ihrer Eltern und ihres selbstverliebten Machotums nicht
entwickeln können“ (Seite 50).
Hüetlin, Karaalioglu
Die nächste SPIEGEL-Ausgabe wird wegen des Rosenmontags bereits
am Samstag, dem 13. Februar, verkauft und den Abonnenten zugestellt.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
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B uduscheje, zu Deutsch Zu-
D er Berliner Stadtteil Neukölln gilt als einer der
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In diesem Heft
Titel
Die katholische Kirche und der Missbrauch –
eine Geschichte des Verdrängens .......................... 60
Deutschland
Panorama: Oberst Klein plant Aussage vor
Kunduz-Untersuchungsausschuss / Einigung mit
Vertriebenenpräsidentin Steinbach? /
Saudische Gelder für deutsche Islamisten ............. 13
Steuerbetrug: Dem deutschen Fiskus
wurden Bankdaten-Sätze aus unterschiedlichen
Quellen angeboten ................................................ 18
Das Problem der Schweizer mit den Deutschen .... 23
Koalition: SPIEGEL-Gespräch mit Vizekanzler
Guido Westerwelle über den Fehlstart seiner FDP,
deren neuen Ruf als „Mövenpick“-Partei und
sein schwieriges Verhältnis zu Horst Seehofer ....... 26
Diplomaten: Wie der deutsche Botschafter in
Afghanistan einem Selbstmordattentäter entkam ... 30
Karrieren: Die Wiederkehr der Andrea Ypsilanti ... 32
Nordrhein-Westfalen: SPIEGEL-Gespräch
mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers über
den Stillstand der Politik und seine Forderung
nach einer Hartz-IV-Revision ................................ 34
Demonstrationen: Rechte und Linke
streiten um den Gedenkmarsch anlässlich
der Bombardierung Dresdens 1945 ........................ 38
Strafjustiz: Freispruch für einen Mann, der
fälschlicherweise einen Mord gestanden hatte ....... 39
Zeitgeschichte: Adolf Hitlers Geliebte Eva Braun
galt als unpolitisch und unbedarft – zu Unrecht? ... 42
Gesellschaft
Szene: Amsterdams Rotlichtviertel als Vorbild für
ein Orchester / Interview mit der Autorin Rosa Wolf
über gesundes Essen für Hartz-IV-Empfänger ....... 47
Eine Meldung und ihre Geschichte –
warum ein Kapitän verdächtigt wird, eine
Yacht zusammengeklaut zu haben ......................... 48
Städte: Der Kampf eines Gangsta-Rappers,
in Berlin-Neukölln Karriere zu machen ................ 50
Ortstermin: In Fürth spielen entlassene
Quelle-Mitarbeiter Theater ................................... 56
Gleichstellung: Software für Lohngerechtigkeit ... 59
Wirtschaft
Trends: Deutsche Bahn bekommt technische
Probleme nicht in den Griff / IG Metall
setzt bei Tarifverhandlungen auf sichere Jobs /
Die Kunstschätze der Banken ............................... 72
Währung: Der Euro-Raum steht vor
seiner bislang größten Bewährungsprobe .............. 74
Goldman Sachs half Griechenland bei
der Schuldenkosmetik des Staatshaushalts ............ 76
Investoren: Interview mit Permira-Deutschland-
Chef Jörg Rockenhäuser über die Schuldenprobleme
bei Hugo Boss und ProSiebenSat.1 ......................... 90
Autoindustrie: Das Rückrufdesaster von
Toyota erschreckt auch den Rivalen VW ............... 92
Emissionshandel: Wie Kriminelle mit
CO 2 -Zertifikaten Millionen abzockten .................. 93
Handel: Verbraucherschützer warnen
vor Mogelpackungen ............................................. 94
Ausland
Panorama: Kraftprobe zwischen Amerika und
China / Imame diskutieren in Mauretanien
mit Terroristen über den Islam / Der iranische
Oppositionspolitiker Mahdi Karrubi über seinen
angeblichen Kotau vor dem Regime ...................... 96
Lateinamerika: Der gescheiterte Drogenkrieg ... 100
Brasiliens Ex-Präsident Fernando Henrique Cardoso
über die Freigabe des Rauschgiftkonsums ............ 102
Nahost: Interview mit Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas über den stagnierenden
Friedensprozess, das Verhältnis zur Hamas
und seine eigene politische Zukunft .................... 103
„Ich habe eine Engelsgeduld“ Seite 26
Die Kritik an der Regierung
wächst, die FDP verliert an Zu-
stimmung. Dennoch will Guido
Westerwelle an seiner Linie fest-
halten. Wenn die Koalition Ge-
genwind aushalte, „dann werden
wir von den Bürgern belohnt
werden“, prophezeit er im SPIE-
GEL-Gespräch. Die Kritteleien
des Koalitionspartners CSU will
der Außenminister aber nicht
länger hinnehmen. Er habe eine
Engelsgeduld, aber er könne auch
anders, droht er.
Westerwelle
Neue Sünder-Daten Seite 18
Der Kauf der ersten Steuersünder-CD ist gerade beschlossen, da werden neue Daten-
sätze bekannt, die den Behörden in Baden-Württemberg und Bayern angeboten wur-
den. Die Affäre um Schwarzgelder in der Schweiz weitet sich aus – und zeigt, wie die
eidgenössischen Banker systematisch deutsche Steuerhinterzieher anlockten.
Der Rapper aus Neukölln
Seite 50
Er ist noch immer das, was Bushido
und Sido mal waren: ein Rapper, der
sich in der Parallelwelt von Berlin-
Neukölln durchschlägt. Tarkan Karaa-
lioglu ist Deutschtürke und für den Be-
zirksbürgermeister einer von Tausen-
den Problemfällen in einem Stadtteil,
in dem 160 Nationalitäten leben.
Karaalioglu
Die Braut des Bösen
Seite 42
Eva Braun war die Hälfte ihres
Lebens Hitlers Geliebte, vor den
Deutschen hielt der „Führer“
das Verhältnis allerdings geheim.
Sie heirateten erst, als 1945 die
Truppen der Roten Armee be-
reits in Berlin standen. Stunden
später beging das Paar gemein-
sam Selbstmord. Fortan galt
Braun als unpolitisches und un-
bedarftes Anhängsel des Massen-
mörders. Eine wissenschaftliche
Biografie sucht nun, das Bild zu
korrigieren.
Hitler-Geliebte Braun
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Aufräumen im Dorfclub von Buduscheje
Russland: Warum das Dorf Zukunft stirbt ......... 105
Eine Demonstration versetzt den Kreml
in Panik ............................................................... 106
Global Village: Die Geldhändler im Basar
von Istanbul ......................................................... 110
Sport
Szene: Der Dauerstreit der Team-Eigner
beschädigt den America’s Cup /
Olympiapremiere für Skicross .............................. 111
Skispringen: Der groteske Zwang
zum Hungern ....................................................... 112
Snowboarding: Olympiafavorit Shaun White
aus den USA treibt seinen Sport an eine
gefährliche Grenze ............................................... 116
Kultur
Szene: Finanzskandal bei den Salzburger
Osterfestspielen / Künstler erobern den
Kölner Karneval ................................................... 121
Berlinale: Roman Polanskis neuer Film
„Der Ghostwriter“ feiert Premiere ...................... 124
SPIEGEL-Gespräch mit dem US-Schauspieler
Leonardo DiCaprio .............................................. 127
Jurypräsident Werner Herzog und seine
Rückkehr nach Deutschland ................................ 132
Bestseller .......................................................... 129
Erinnerungen: Der Strafverteidiger und
Schriftsteller Ferdinand von Schirach über seine
Jugend in dem Jesuiten-Internat St. Blasien ........ 136
Literaturkritik: Arno Geigers Roman
„Alles über Sally“ ............................................... 138
Wissenschaft · Technik
Prisma: Vorkoster schützen Ameisenkönigin /
Endoskopische Operationen machen
Chirurgen krank .................................................. 140
Bibliotheken: Das deutsche Kulturgut
wird digitalisiert ................................................... 142
Geschichte: Wie eine amerikanische Kleinstadt
im brasilianischen Urwald heranwuchs ................ 145
Gesundheit: Leben wie die Urahnen –
in den USA entsteht eine Subkultur moderner
Steinzeitmenschen ............................................... 146
Automobile: Sparrekord durch den
neuen Audi A8 .................................................... 148
Medien
Trends: Interview mit Stefan Raabs neuester
Gesangshoffnung Lena Meyer-Landrut über
den Sinn von Castingshows / Durchsuchungen
im Stuttgarter Pressehaus .................................... 151
Nachrichtenagenturen: Bei den beiden neuen
Chefs von ddp ist alles ein bisschen zu groß – von
den Manschettenknöpfen bis zu den Sprüchen .... 152
Das Leiden der Russen Seiten 105, 106
Abseits der boomenden Großstädte Moskau und St. Petersburg versinkt das Land
im Elend: Ganze Dörfer sterben mitsamt ihren Bewohnern, Provinzstädte verwahr-
losen, sie sind die Beute korrupter Lokalfürsten. In der Ostsee-Exklave Kaliningrad
demonstrierten mehr als 10 000 Russen gegen das Regime Putin.
Zerbricht der Euro? Seite 74
Griechenland war erst der Anfang: Die Staaten der Euro-Zone entwickeln sich
immer weiter auseinander, Pleiten drohen. Um die Zukunft der Währungsunion zu
sichern, müssen die Mitgliedsländer harte Entscheidungen treffen.
Hungern für den Sieg
Seite 112
Skispringer gehören zu den am
meisten bewunderten Athleten
bei Olympischen Spielen. Sie ha-
ben Mut, sie beherrschen die
Kunst, durch die Luft zu segeln.
Zu ihrem Sport gehört aber auch
ein gefährlicher Zwang zu stän-
diger Diät. Denn nur wer leicht
ist, kann auch weit fliegen.
Skispringer Martin Schmitt
Der Geist der Berlinale Seiten 124, 127, 132
Am Donnerstag beginnt die 60. Berlinale.
In einem Festival-Sonderteil berichtet der
SPIEGEL über Roman Polanskis neuen
Film „Der Ghostwriter“ und porträtiert
den Jurypräsidenten Werner Herzog. Hol-
lywood-Star Leonardo DiCaprio, in Berlin
mit dem Thriller „Shutter Island“ zu Gast,
erzählt im SPIEGEL-Gespräch von seiner
Jugend: „Ich war ein wildes Kind.“
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 156
Register ............................................................. 158
Personalien ........................................................ 160
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 162
Titelbild: Foto Axel Martens für den SPIEGEL
Uni-Mädchen-Report
Junge Autorinnen verkaufen
Porno-Literatur als Emanzi-
pation. Außerdem im Uni-
SPIEGEL: Karriere bei der
EU, eine schwarz-weiße Liebe
in Südafrika und der ultima-
tive Berliner Kneipenführer.
DiCaprio in „Shutter Island“
der spiegel
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Briefe
„Ob es den Gerichten weltweit gelingen wird,
die gierigen Bankmanager zur Verantwortung
zu ziehen, ist mehr als ungewiss. Das schwer
verdiente Kapital öffnet dieser Elite ungeahnte
Möglichkeiten, sich jeweils das Beste am
Markt zu leisten, was juristisch verfügbar ist.
Der Rechtsstaat schützt sie zudem vor Tat-
beständen, die zwar als höchst schädlich erkannt,
aber gesetzlich noch nicht erfasst sind.“
Bernd Hanewinkel aus Bülstedt in Niedersachsen zum Titel
„Die Abrechnung – Finanzkrise: Jagd auf die Kapital-Verbrecher“
scheinigen Bewertungen der Rating-Agen-
ten aufgesessen, um hernach als Rosstäu-
scher gutgläubige Anleger um ihr Vermögen
zu bringen. Die Untreue gegenüber ihren
Kunden und ihrer Bank besteht darin, ihnen
eingepackte Wertlosigkeiten angedreht zu
haben, ohne den Inhalt vorher anzuschau-
en. Wer solchen Scharlatanen gefolgt ist,
für den gilt ein afrikanisches Sprichwort:
„Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte
sein Geld nicht einem Affen anvertrauen.“
Wardenburg (Nieders.)
Alfred Pfeiffer
SPIEGEL-Titel 5/2010
Es ist immer wieder erstaunlich zu verneh-
men, wie viel Freiraum die Gesellschaft –
Gerichte eingeschlossen – Bankmanagern
einräumt. Weiß fast jeder mitzureden,
wenn es um einen noch so banalen Bau-
mangel geht, so steigen Gerichte bei fragli-
chen Fehlentscheidungen von Bankmana-
gern vielfach gar nicht erst in die Materie
ein. Hat die EU bereits vor langem ver-
sucht, die Handlungsweise von Unterneh-
men verbindlich an den „Erfordernissen
der beruflichen Sorgfaltspflicht“ messen zu
lassen, so muss man leider resigniert fest-
stellen, dass man auf die Umsetzung eines
derartigen Maßstabs in der Geschäfts- und
Bankenwelt wohl vergebens warten muss.
Berlin
Nichts gelernt und nichts vergessen
Nr. 5/2010, Titel: Die Abrechnung –
Finanzkrise: Jagd auf die Kapital-Verbrecher
Im Mittelalter wurden in Schwäbisch Hall
die Bäcker, die sich nicht an die Vorgaben
für Größe und Gewicht ihrer Brötchen
hielten, in einem Käfig in den durch
Schwäbisch Hall fließenden Kocher ge-
taucht (und natürlich auch wieder heraus-
gezogen). Es gehört nicht viel Phantasie
dazu, sich vorzustellen, was mit diesen
Bankern geschehen wäre.
Schwäbisch Hall (Bad.-Württ.)
Natürlich gefällt es dem eigenen Ur-In-
stinkt, wenn „die da oben“ auch mal mas-
siv zur Kasse gebeten werden. Umso mehr,
da es sich ja um eine Art Dauerladendiebe
handelt, für die unsere Kinder faktisch mit-
bezahlen werden. Aber lohnt sich das? In
leichter Abwandlung manch melodramati-
scher Sequenz muss es für uns als Staat
und Gesellschaft heißen: „Unser Geld kön-
nen sie uns nehmen, unsere Ehre nicht.“
Köln
Peter Assel
Helge Lode
Manfred K. Wolff
Null Toleranz für Toleranzgegner
Nr. 4/2010, Religion: Schriftstellerin Monika Maron über
die Debatte um prominente Islamkritiker
Reine Gier als Motiv verantwortlicher Fi-
nanzmagnaten? Nein, sie haben schon alles.
Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein
selbst gab uns den entscheidenden Hin-
weis, als er unlängst verkündete, nur
„Gottes Werk“ zu verrichten. Damit würde
ein Blick ins Alte Testament genügen, um
die Beweggründe des Festhaltens am Zins-
geldsystem zu erfahren: „Fremde werden
deine Mauern bauen, und ihre Könige wer-
den dir dienen … Deine Tore sollen stets
offen stehen und weder Tag noch Nacht
zugeschlossen werden, dass der Reichtum
der Völker zu dir gebracht und ihre Könige
herzugeführt werden“(Jesaja 60/10–11).
Ottendorf-Okrilla (Sachsen)
Peter Zimmermann
Anti-Banker-Protest in London im April 2009
Leichtfertig wie Gebrauchtwagenkäufer
Ich schließe mich der Meinung von Frau
Maron voll an. Mir kam nach der Lektüre
Folgendes in den Sinn: Die Artikel 1 bis 5
plus 18 des Grundgesetzes sollten einen
Ehrenplatz in jedem deutschen Klassen-
zimmer haben. Darunter dürfen dann, ex-
akt auf gleicher Höhe, Kreuz, Halbmond,
Davidstern, Buddha, Elvis usw. hängen.
Kranzberg (Bayern)
Würden gewisse Banker / Boni-Bezieher
vor gut 200 Jahren leben, sie könnten sich
direkt dem französischen Adel auf dem
Weg zum Schafott anschließen. Und auf
viele der Adligen, die damals überlebten,
und die Banker, die jetzt straflos davon-
kommen, trifft das schon damals gültige
Urteil zu: „Sie haben nichts gelernt und
nichts vergessen.“
Menzingen (Schweiz)
Jenny Radeck
Meine Bewunderung Monika Maron, Necla
Kelek und ihren Mitstreiter(inne)n für ihren
steten Einsatz zugunsten der Prinzipien der
westlichen Demokratie. Zu erinnern ist in
diesem Zusammenhang an Ernst Fraenkel,
US-Emigrant infolge der Nazi-Herrschaft
und Theoretiker eines demokratischen und
sozialen Pluralismus. Nach Fraenkel bedarf
jede pluralistische Demokratie eines „nicht-
kontroversen Sektors“ von Werten und
Karl Etter
Die Biologie belehrt uns: Biologische
Strukturen und Prozesse sind nur dann
systemrelevant (und damit erhaltenswert),
wenn sie das Leben des Systems „Orga-
nismus“ ermöglichen und dauerhaft si-
chern. Sie werden deshalb durch interne
Regelwerke gesteuert, überwacht und kon-
trolliert. Störungen der Regulation schädi-
gen und töten das Lebewesen. Übertragen
auf das „System Staat“ bedeutet dies, dass
es die Pflicht der Regierenden ist, Regel-
werke zu erstellen, um systemrelevante
Strukturen – hier: die Banken – zum Wohl
des Gemeinwesens zu kontrollieren. Auf
eine Selbstbescheidung der Bankmanager
zu vertrauen ist weltfremd.
Erlangen (Bayern) Prof. Dr. H.-J. Horstmann
Leichtfertig wie Gebrauchtwagenkäufer, die
eine notdürftig aufgehübschte Rostlaube
kaufen, sind die Pleitebanker den faden-
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• Titel Befördert der Zölibat katholischer Geistlicher eine
Neigung zum sexuellen Missbrauch?
www.spiegel.de/forum/Missbrauch
• Steuerhinterziehung Darf der Staat gestohlene
Bankdaten kaufen? www.spiegel.de/forum/Steuer-CD
• FDP Hat Westerwelle seine Chance verspielt?
www.spiegel.de/forum/Westerwelle
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der spiegel
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin