Trosell, Aino - Die Taucherin.pdf

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Die Taucherin
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Aino Trosell
Die Taucherin
Roman
Aus dem Schwedischen von
Gisela Kosubek
Gustav Kiepenheuer Verlag
Originalausgabe:
Ytspänning, Bokförlaget Prisma,
Stockholm 1999
Die Übersetzung wurde gefördert von
Svenska Institutet, Stockholm
ISBN 3-378-00635-8
1. Auflage 2001
© 1999 Aino Trosell
© Gustav Kiepenheuer Verlag GmbH, Leipzig 2001
(für die deutsche Ausgabe)
Published by arrangement with
Tönnheim Literary Agency, Sweden
Agentur Literatur, Germany
Einbandgestaltung atelier: [doppelpunkt]
Satz Dörlemann Satz, Lemförde
Druck und Binden Ebner Ulm
Printed in Germany
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An der norwegischen Bohrinsel legt ein
Tauchschiff an, ein internationales Team soll ein
Leck in der Pipeline untersuchen. Da wird die
Bohrinsel von einem U-Boot gerammt. Der
Wettlauf mit der Zeit beginnt, erschwert durch das
Kompetenzgerangel, vor allem aber dadurch, dass
eine Frau zum Taucherteam gehört und sich ihre
Kollegen in der engen Taucherglocke sexistisch
wie die Steinzeitgockel benehmen. Der Roman lebt
von der packend geschilderten Tiefe, der Kälte, der
Angst, der Dunkelheit, der Bedrohung durch Sturm
und Unwetter. Und dann stellt sich heraus, dass die
U-Boot-Besatzung Piraten auf Ölraub sind, die
keineswegs gerettet werden wollen. Die Autorin
(Jahrgang 1949) sieht auf ein bewegtes Leben
zurück (Krankenschwester in der Psychiatrie,
Schweißerin auf einer Werft), sie schreibt seit 1978
vornehmlich sozialkritische und autobiografische
Texte. Für diesen Erstlings-Thriller bekam sie
1999 den Polini-Preis.
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Diese Geschichte handelt von Angst. Angst vor dem Wasser.
Angst vor dem Unbekannten. Angst vor der Tiefe und davor,
daß es immer dunkler wird, je tiefer man kommt. Daß der
Druck steigt und die Lebenschancen sinken, wenn man den
Griff lockert und es einfach geschehen läßt. Wenn man sich
preisgibt.
Und ich träume – ich träume, eins zu sein mit meinem
Element. Es ist dunkel, und ich treibe vorwärts durch das
Unbekannte, kann nicht stoppen. Habe keine Kontrolle.
Plötzlich strahlt ein Scheinwerfer auf, und ich sehe den
Meeresboden, ich bewege mich über den Schlick dahin,
während der Ton meinen Körper mit seiner Riesenfaust knetet.
Wie in einem Schraubstock stecke ich hoffnungslos fest. In
meinem Traum. Der Griff dieser Faust – ich kann ihm nicht
entkommen.
Eine Pipeline taucht im trüben Wasser auf. Es ist tief, woher
weiß ich das? Es muß der Ton sein und das so ganz andere
Element. Und weil es dunkel ist. Ich bin gezwungen, Licht mit
nach unten zu nehmen.
Der Ton preßt das Wissen in meinen Körper, immer tiefer
hinein in meinen Körper.
Und die Pipeline mündet in ein Bohrloch, von dem Rohre
über den kargen lehmigen Boden wegführen, andere Rohre
tauchen auf und verschwinden allesamt in Dunkelheit, in
Finsternis. Stahlschlangen, unbiegsam und unbeweglich,
ringeln sich über den welligen Boden, über einzelne
Stahlbrücken, über Risse und Spalten, so als gäbe es die Härte
des Stahls nicht.
Ein riesiges Fundament?! Beton. Wer bin ich? Wohin geht
es? Der Lichtkegel sucht sich aufwärts, immer weiter aufwärts.
Wie lange? Wie weit noch? Der Druck verändert sich, ich
fühle es an dem Griff der Riesenfaust.
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