Deutsche Schreibschrift - Halard Suss.pdf
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Deutsche Schreibschrift
1
Beim Stöbern in alten
Archiven
findet
man sie noch,
die fremd
anmutenden,
gestochen
geschriebenen Handschriften
und
Briefe. Schön
sehen sie
aus, doch lesen oder gar
schreiben
können -
das
ist nicht
drin.
Hier gilt
es einen Schatz zu heben: Wenn man
die alten
Kurrentschriften und die deutsche
Sütterlinschrift
näher
kennenlernt, wird man vielleicht
als
Familien- und Ahnenforscher
tätig
werden, das
alte,
liebevoll
handgeschriebene
Kochbuch nach
exotischen Rezepten
durchstöbern
und
den
Sinn alter
Schriftstücke und Urkunden
zu
entziffern trachten.
Mit diesem
Lehrbuch und
dem
dazugehörigen
Übungsbuch, in dem
die
wichtigsten deutschen
Handschriften
von den
Anfängen bis ins
20.
Jahrhundert
versammelt sind, kann
man sich
daran
machen, zum Schriftgelehrten zu
werden.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Süss,
Harald:
Deutsche Schreibschrift lesen und schreiben lernen / Harald
Süss. - Augsburg : Augustus-Verl.
Lehrbuch. -
Neuausg. - 1995
ISBN 3-8043-0372-2
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung
des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlaggestaltung: Christa Männer, München
AUGUSTUS VERLAG AUGSBURG 1995
© Weltbild Verlag GmbH, Augsburg
Satz: l0 1/2 / 12 P. Trump Mediaeval von Utesch Satztechnik GmbH, Hamburg
Druck: Appl, Wemding
Gedruckt auf 120 g umweltfreundlich elementar chlorfrei gebleichtes Papier.
ISBN 3-8043-0372-2
Printed in Germany
Sc/PR : JaBay
& Lunaris
d
V.1.0
2
Inhaltsverzeichnis
Einführung .............................................................................
4
Geschichte der deutschen Schreibschrift ...............................
6
Schrifttafeln im Vergleich ......................................................
9
Erster Teil: Das Lesen .............................................................
14
Einleitung ..........................................................................
14
Hinweise und Lesehilfen.....................................................
14
Übungsbeispiele .................................................................
18
Leseproben aus drei Jahrhunderten .....................................
27
Übertragungen (Auflösungen) .............................................
43
Zweiter Teil: Das Schreiben ...................................................
49
Einleitung...........................................................................
49
Das Werkzeug des Schreibers ..............................................
49
Die Offenbacher Schrift ......................................................
52
Die Sütterlin-Schreibweise .................................................
59
Die Kurrent um l900 .......................................................
61
Anwendungsmöglichkeiten ...............................................
65
Literaturverzeichnis...............................................................
77
Anschriftenverzeichnis..........................................................
78
3
Einführung
„Nur die Schrift allein bewahret die köstlichen
Gedanken der weisen Männer und die Aussprü-
che der Götter, ja selbst alle Philosophie und Wis-
senschaft und übergibt sie von Jahrhundert zu
Jahrhundert den kommenden Geschlechtern.“
(Diodorus Siculus)
Die Schrift zählt zu den wichtigsten Errungen-
schaften in der Geschichte der Menschheit. Erst
sie verlieh der sprachlichen Aussage und dem
stummen Gedanken eine den Augenblick über-
dauernde, bewahrende Gestalt. Daher stellt die
Entwicklung eigenständiger Schriftformen für je-
des Volk ein bedeutendes, wertvolles Kulturgut
dar. Die deutsche Schreibschrift als Teil unserer
geschichtlich gewachsenen Schriftkultur war
jahrhundertelang das Ausdrucksmittel für einen
Großteil der handschriftlichen Überlieferungen
unseres Volkes. Generationen lernten sowohl
deutsche als auch lateinische Buchstaben lesen
und schreiben und so war es noch bis vor wenigen
Jahrzehnten jedem halbwegs Gebildeten ohne
allzu große Mühe möglich, handschriftliche Auf-
zeichnungen seiner Vorfahren zu entziffern. Erst
die planmäßige Verbannung der deutschen
Schreibschrift aus dem Schulunterricht seit 1941
mit ihren zwangsläufigen Folgewirkungen brachte
es mit sich, daß heute die meisten Zeitgenossen
einer „Sütterlin“ oder gar „Kurrent“ ziemlich
ratlos gegenüberstehen.
Wer beruflich mit handschriftlichen Doku-
menten älteren Datums zu tun hat, sich mit ge-
schichtlichen Wissenschaften wie Urkunden-,
Wappen- oder Münzwesen befaßt, Familienfor-
schung betreibt oder ganz einfach einmal wissen
möchte, welche Geheimnisse Tante Adele ihrem
Kochbuch anvertraut hat oder was in Großvaters
Lehr- und Dienstzeugnissen steht, wird nicht
umhin kommen, sich mit den Formen der deut-
schen Schreibschrift auseinanderzusetzen.
Wenn wir uns in einer Zeit, in der Schreibma-
schine und Bildschirmtechniken die Handschrif-
ten allgemein aus den meisten Lebensbereichen
verdrängt haben, mit dem Erlernen einer nicht
mehr üblichen Schreibform befassen, wird dies
keine von reinen Nützlichkeitsgedanken getra-
genen Beweggründe haben. Gleich, ob Sie aus
Liebhaberei für die Bewahrung eines vernachläs-
sigten Kulturgutes, aus wissenschaftlichen Er-
wägungen, reiner Freude am Schriftschreiben
oder nur aus Neugier die Feder zur Hand nehmen,
sollte eine deutsche Handschrift zu lernen sich
nicht nur in blinden Übungen erschöpfen. Sie
harrt als eine der weniger bekannten Ausdrucks-
formen der Kalligraphie ihrer Wiederentdeckung
und bietet auch in unserer Zeit eine Vielzahl von
lohnenden Anwendungsmöglichkeiten.
Lesen und Schreiben lernen, dazu will Ihnen
dieses Buch Anregung und Hilfe sein. Es gliedert
sich in zwei Teile, die durch eine kleine Ge-
schichte der deutschen Schreibschrift sowie sie-
ben ABC-Tafeln aus drei Jahrhunderten eingelei-
tet werden. Sie sollen Ihnen einen Vergleich der
Formbildungen ermöglichen.
Der erste Teil behandelt das Lesen von deut-
schen Handschriften. Hinweise auf ihre Beson-
derheiten und Lesehilfen leiten zum eigentlichen
Übungsabschnitt über. Die um 1900 gebräuchli-
che Kurrentschrift bildet die Grundlage, auf der
das Lesen vom Einzelwort zum fortlaufenden
Text mit eigens dafür geschriebenen Beispielen
geübt wird. Schließlich haben Sie anhand einer
Reihe im Gleichdruck wiedergegebener Hand-
schriften verschiedenen Inhaltes die Möglichkeit
der praktischen Anwendung und Vertiefung Ihrer
erworbenen Kenntnisse. Eine Übertragung sämt-
licher Übungstexte ist am Anschluß daran abge-
druckt.
4
Einführung
Der zweite Teil soll Sie mit der Technik des
Schreibens vertraut machen. Sie erfahren, wel-
che Schreibgeräte und Materialien man benötigt
und wie man damit umgeht. Drei verschiedene
Grundalphabete werden vorgestellt und in ihrem
Formenaufbau erläutert. Neben der Offenbacher
Schrift, auf der als zeitgemäßester Schreibform
das Schwergewicht liegt, werden auch die Sütter-
lin sowie die um 1900 übliche Kurrent behandelt.
Das dazugehörige Übungsbuch ist als praktische
Ergänzung zur sichtbaren Überprüfung Ihres
Schreibfortschrittes gedacht. Verschiedene Ab-
bildungen als Anregung für eine praktische, ge-
stalterische Anwendung runden das Buch ab.
Schriftblatt von Martin Hemersdorf
5
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